Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
Vom Netzwerk:
„Du bist hart an der Grenze“, sagte er. „Wenn du einen Irren via Fernsehschirm stammeln läßt, einen Irren wie Benedict Howards, wer weiß, wo dann der Hund begraben liegt, wir könnten in eine Klage verwickelt werden …“
    „Es ist meine Show“, sagte Barron scharf. „Aber … vielleicht hast du recht.“ (Kann ich verhindern, daß Bennie mir dazwischenfunkt, wenn ich ihn abstellen lasse?) „Paß auf, wenn ich rede, dann gibt’s für mich drei Viertel des Schirms, während Howards Ton abgestellt wird. Wenn ich ihn reden lassen will, dann bekommt er drei Viertel, aber nur kurz, dann bin ich wieder dran. So machen wir das hin und her, damit er nie mehr als ein paar Worte sagen kann, kapiert?“
    „Ah, das ist der dreckige alte Jack Barron, den wir alle kennen und lieben“, sagte Gelardi. „30 Sekunden“ meldete die Anzeige.
    Als die letzten Sekunden des Chevy-Werbespots wegtickten, bekam Barron einen erneuten Eindruck von der unglaublichen Machtfülle, die er über den Fernsehschirm hatte, die Macht eines künstlichen Phosphorpünktchenmusters, das direkt von seinem Verstand ins Satellitennetz und zu hundert Millionen Gehirnen abgestrahlt wurde, die Macht einer Realitätsillusion, die in sich nicht mehr real war. Leben und Tod, dachte er, nur Bennie und ich, und der arme Bastard hat keine Chance. Ganz egal, wie gut die Karten sind, die er hält, auf meinem Grund und Boden hat er trotzdem keine Chance, weil er auf hundert Millionen Fernsehschirmen nur das sagt, was ich ihn sagen lasse, und er nur das ist, was ich ihn sein lasse, es ist meine Realität, als wäre er in meinem Kopf gefangen.
    Und plötzlich verstand er vollkommen, worum es Luke und Morris ging. Es spielte keine Rolle, ob er als Präsident eine lächerliche Figur abgab, wie auch der Mann aus Fleisch und Blut, der im Studio saß, überhaupt keine Rolle spielte – was eine Rolle spielt, ist nur das, was hundert Millionen Schmucks auf den Fernsehschirmen sehen, das ist wirklich real, Image, nicht mehr und nicht weniger, denn wenn es darum geht, was in Der Großen Welt Dort Draußen abgeht, dann ist das Image das einzige, was diese armen Wichser dort draußen jemals zu sehen bekommen werden.
    Oh, was für ein Schlamassel, dachte er, als die Anzeige „Auf Sendung“ meldete und er wieder in sein eigenes elektrisches Gesicht starrte, dessen Augen sinistre Seen der Macht waren, dunkel und unergründlich, wobei er den Kopf noch gesenkt hielt, um Kinestopblitze des Hintergrunds damit einzufangen. Ich kann alles auf diesem verdammten Schirm machen – in diesem Abschnitt der Realität kann mir keiner dumm kommen, wer er auch in der Fleisch-und-Blut-Welt privat sein mag, was ohnehin keiner sieht. Was auf dem Schirm passiert, das ist meine eigene, Fleisch gewordene Welt, ich stelle die Regeln auf, ich kontrolliere jedes verdammte Phosphorpünktchen im Lande. Warum sollte mich das nicht zum Präsidenten machen oder was sonst noch – Scheiße, seit Truman wurde kein Mensch mehr zum Präsidenten gewählt, lediglich ein Image, und wer ist denn schon größer im /wrøgegeschäft als ich?
    Das unreale, schwarzweiße Gesicht von Benedict Howards im linken unteren Quadranten war nichts weiter als pathetisch; Howards hatte nicht mal den Bruchteil einer Chance, denn was das ganze Land zu sehen bekam, das war nicht etwa Benedict Howards, sondern der Benedict Howards, den Jack Barron umgekrempelt und bearbeitet hatte.
    „Nun gut“, sagte Barron, der sich unfair und obszön selbstsicher fühlte, „zurück zu unserem Märchen, mal sehen, wie hypothetisch es wirklich ist. Vor kurzer Zeit haben wir uns in dieser Sendung über Unsterblichkeitsforschung unterhalten, erinnern Sie sich, Mr. Howards?“ (Howards begann, lautlose Rufe auszustoßen, und Barron dachte an Sara und bezog eine grimmige Befriedigung aus der paranoiden Frustration, die Howards gerade erfahren mußte, denn er erkannte genau, sein Leben ging langsam die Gosse runter, und er konnte nicht das geringste daran ändern, nicht mal schreien.) „Sie sagten damals, Sie hätten noch keine Unsterblichkeitsbehandlung … Was, wenn ich behaupte, Sie haben doch eine? Und was, wenn ich sage, ich habe Beweise?“ (Immer auf diese Verleumdungsgesetze achten, Mann!) „Was sagen Sie dazu, Benedict Howards. Nur zu, ich fordere Sie auf, bestreiten Sie, daß Sie eine solche Behandlung haben, direkt hier, vor hundert Millionen Zuschauern!“
    Barrons Gesicht war ein dreifach großes vierfarbiges Monster, das

Weitere Kostenlose Bücher