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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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und dann geht einfach nichts!
    Er spürte den kalten Schock Super-Freudschen Desasters um sich herumkreiseln – und dann sah Jack sich selbst wie von Sinnen lachen. Was, zum Teufel, spielt es schon für eine Rolle, ich bin es, der zählt, nicht mein Schwanz, schwanzmäßig muß ich in dieser Arena überhaupt nichts beweisen. Ich liebe sie, das zählt, und sie ist hier.
    Er glitt mit seinem Gesicht an ihrem Bauch hinab, Haut an Kinnstoppeln, und vergrub es im Geruch der haarigen Feuchtigkeit, seine Lippen an ihren feuchten Lippen, er kostete den Geschmack ihres Körpers, während sie mit ihren Schenkeln seine Wangen einzwängte und seine Zunge in sie eindrang und mit einer Mischung aus Liebe und schwacher Frustration leckte, er drang in simulierten Schüben des Geschlechtsaktes hinein und wieder heraus, und sie drängte sich im asymptotischen Rhythmus gegen ihn und verging schließlich in Schreien und spasmischen Zuckungen.
    Er legte den Kopf auf ihren Hüftknochen und lächelte ihr zu, ihr Gesicht ragte hinter dem fliegenden Segel ihres Bauches auf: die Brüste waren rosa Berge, ihre Augen begegneten seinen über das fleischfarbene, wogende Gebirge der Lust hinweg.
    „Jack …“ seufzte sie, „oh, danke, danke …“ Und dann sah sie mit einem listig-wissenden Lächeln zu ihm herab. „Ist das das Beste, was du mir so früh am Morgen bieten kannst? Aus reiner Neugier, wie war ihr Name?“
    „Wessen Name?“ entgegnete er mit gespielter Unschuld.
    „Miss Gesternnacht. Ich hoffe doch sehr, daß es tatsächlich eine gab. Ich will doch nicht glauben, du bist …“
    „Laß mir etwa eine Stunde Zeit, mich zu erholen, dann werde ich deine Frage beantworten“, sagte er und glitt wieder hoch, um ihr ins Gesicht zu sehen.
    Sie lachte und küßte ihn rasch, trockene Lippen, doch er spürte immer noch den Hunger, spürte ihren Geschmack in seinem Mund, spürte die Bewegung durch seine bleierne Müdigkeit hindurch, als sie hinabgriff, um ihn zu streicheln.
    „Immer noch kämpfend da drinnen, wo ich ihn zurückgelassen habe“, sagte sie. Und die Jahre schmolzen dahin, und er wußte, sie war wieder da. „Langsam, immer nur langsam, wir haben Zeit“, fuhr sie fort und zog ihn an sich. Und dann, mit einem seltsamen Schulterzucken, das er noch niemals zuvor gesehen hatte, noch: „Alle Zeit der Welt.“
     
    Das hab’ ich nicht mehr getan, seit das Gras legalisiert wurde, dachte Jack Barron, während der handgerollte Wie-in-alten-Strasseneckendealertagen-Joint in dem mystischen Kreis rumgereicht wurde – er selbst, Sara, so’n Vogel namens Sime, der offensichtlich auf Sara scharf war, ein Hühnchen, das sich Leeta oder so ähnlich nannte (metallicblonde Anhängerin der Psychedelischen Kirche), und ein haariger Typ, der nur der Wolfmann genannt wurde. Barron sog tief und genoß die anachronistische Nostalgie, inhalierte sorgfältig und tief, als wäre der Stoff immer noch verboten und würde an der Ecke zwanzig Dollar je Unze kosten.
    „Puh“, sagte er und überdehnte das Wort im affektierten Stil der frühen 60er. „Nicht weitersagen, aber das Zeug hier haut verdammt mehr rein als Acapulco Gold.“
    Sara lachte. „Sollte man annehmen. Ist auch’n wenig Opium mit drin.“
    Barron lachte und fühlte eine sardonische Trennung von den anderen, die auf dem Boden saßen. Aus seinen alten Kiffertagen wußte er, es konnte kaum mehr als ein Hauch Opium in dem Shit sein, man mußte schätzungsweise ein Pfund Gras rauchen, um auch nur im Ansatz an O. ranzukommen. Aber darum geht’s nicht, dachte er, nur die Präsenz des Opiums zählt, weil das immer noch illegal ist; Pot kann man in jedem Süßwarenladen kaufen. Daher muß man eben den Hauch der Gefahr mit’n paar Quentchen O zurückbringen – die Pusher auf der Straße kennen den Polizistennervenkitzel, Gute Alte Schlechte Alte Zeiten, dafür steht der Geschmack von Opium …
    „He“, sagte der Wolfmann, „stehste auch auf Acapulco Gold? Komisch, wie jeder Head von früher darauf abfährt. Und wir alle wissen, wie lange du schon drauf bist, Jack.“ Der letzte Satz war eine gefährliche Gratwanderung zwischen aufrichtiger, ehrlicher Unschuld und affektierter Blasiertheit.
    Während er der Frage des Wolfmanns lauschte, die er sich immer und immer wieder selbst gestellt hatte, wußte er plötzlich, weswegen Acapulco Gold der überragende Bestseller im Village, in Fulton, Strip City und in den Gettos, bei den altmodischen, nostalgischen Potheads war: mein Sponsor, daran

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