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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Realität, Wahrheit ist das, was in einem ist und was man davon Wirklichkeit werden lassen kann. Und sie kannte den Hunger nach ihm, seiner wirklichen, körperlichen Liebe, seinen Träumen, die Wirklichkeit geworden waren, nicht für eine Sekunde oder ein Jahr oder ein Jahrhundert, sondern für immer. Für immer. Sie kannte den Hunger, und sie war noch niemals zuvor so hungrig gewesen.
    Aber sie kannte auch ein Gefühl, das sie mit seelenpeinigender Qual erfüllte: Tücke. Sie fühlte das schlangengleiche Wort in ihrem Innern dahinschleichen und einen Teil von ihr reptilienhaft zurückhalten, es wartete basiliskisch kalte Jahrhunderte lang auf sein Erscheinen; sie wußte, sie wurde augenblicklich mit einem Stapel von Entscheidungsrealität konfrontiert, von dessen Existenz sie bisher nicht die leiseste Ahnung gehabt hatte – ewiges Leben mit Jack für immer, Ritter in weichfleischener Rüstung gegen eine Million Jahre wurmzerfressenen Nichts. Wußte, in ihren Händen hielt sie die Macht der Dunkelheit über Leben und Tod für sie, für Jack … für wie viele Millionen? Mit einem Anflug ungeheurer Traurigkeit mußte sie erkennen, daß sie im Alter von fünfunddreißig Jahren nicht mehr das kleine Mädchen Sara Westerfeld war, sondern die Frau Sara Westerfeld, die tödliche Erwachsenenspiele um höchste Einsätze mit dem Mann Jack Barron spielte, um den Einsatz, sich selbst wirklich als Sara Barron zu betrachten – für immer. Sara BARRON. SARA BARRON.
    „Laß mich dir etwas zeigen, was uns gehört“, sagte er und nahm sie bei der Hand. „Ein Realität gewordener Traum, den wir beide teilen können.“ Damit führte er sie über den roten Teppich auf eine kleine Tür zu. „Erinnerst du dich, Sara?“ Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer, und sie trat ein – und sah und fühlte. Und erinnerte sich.
    Oh, und wie sie sich erinnerte! Sie erinnerte sich an sonnen warmes Gras in ihrem Rücken, von ihm hinabgedrückt bis ins feuchte Erdreich an Seufzen und an funkelnde Sterne am nachtblauen Himmel über dem Bett im Freien an tropische Nachtgerüche und an die Bandaufzeichnung die ablief während er sie mit seinen Händen berührte; Dachgarten vor dem Hintergrund Brooklyns vor dem Sonnenlicht hinter efeuumrankten Fenstern des Schlafzimmers in Los Angeles an sein blaues Gesicht und seine haarigen Arme um ihren Körper. Elfenbeinfarbenes Bett des Berkeleyspeichers, Ort der ersten Liebe, aber auch an die monotonen Wände des verflixten College in Berkeley. Sie sah den Plastikgrasteppich, die Konsole am Bett, bandaufgezeichnete Surfmusik, bewegliche Glastüren, malerische Szenerien – die Rückseite eines Traumes.
    Ihres Traumes.
    Sie wandte sich ihm zu. Und er lächelte, listige wissende Buddhaaugen wie Skalpelle, der bewußte Erschaffer ihrer verbeulten mitternächtlichen Träume.
    Liebe ich ihn, oder hasse ich ihn? Sie fragte sich, ob sie das jemals wissen würde und ob es eine Rolle spielte, denn kein anderer Mann, das wußte sie genau, strahlte so eine gefährliche Hitze ab. Sie konnte ihn in der tiefsten Tiefe ihres Wesens hassen oder lieben (wo Liebe und Haß ein und dasselbe sein mochten) – wer sonst konnte neben Jack Barron (in flammend roten Buchstaben) noch real sein?
    „Jack“, krächzte sie, lachend und weinend zugleich, und warf sich auf ihn, ihr Selbst –« Bündel aus Haß, Liebe, fünfunddreißigjähriger Mädchenschaft – offen, alle Ressentiments vergessen. Armer, närrischer Echsenmann Howards, glaubt, er könnte mich gegen Jack Barron einsetzen – eine Handvoll Sand, die man in den Ozean schüttet.
    Sie lag auf dem Bett und unter ihm, ohne sich an eine einzige Bewegung erinnern zu können, und schwamm in den Wogen vollkommener Lust, ein Ballon übersensibilisierter Nervenenden, der ganz die Empfindungen genoß, die seine Haut wahrnahm. Und er …
    Explodierte in ihr, implodierte um sie herum, erfüllte sie ganz, peitschte sie mit seinem elektrischen Wesen, aufragende Lanze der Wollust, die sie umfing, liebkoste, fühlte und genießerisch in sich aufnahm. Sie fühlte ihn in spiralförmigen Spasmen, zuckend und stöhnend, fühlte Molekül um Molekül der feuchten Osmose, er-sie, seine/ihre symbiotischen Zuckungen, wo Haut Haut berührte, sie schrie mit seiner Kehle, während er in ihr hinein- und hinausglitt, und die Zeit tat einen gewaltigen Sprung schier unerträglicher Lust, und sie raste in einen islamischen Traum vom Himmel hinein – ein langsamer Orgasmus, der sich zu zehn Millionen

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