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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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hatte.
    Sara fühlte, wie sie am Rande eines gefährlichen Abgrundes dahintaumelte: Wer war nun wirklich der Ausgeflippte, der Aussteiger? Jack, der ging und bekam, was er hatte haben wollen, um seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, indem er eine Jack-Barron-Realität nach seinen Träumen geformt hatte; oder ich, indem ich Träume zur Größe einer überwältigenden Realität aufgebauscht habe (Prunk erfordert Mut, und Prunk ist deine Sache)? Ein Held ist ein Mann, der den Mut hat, in seinen Träumen zu leben.
    „Wie gefällt dir das, Baby?“ fragte er und trug sie über den Plüschteppich, stellte sie wieder auf die Füße, sah ihr in die Augen und verlieh damit der Frage eine kaum glaubliche egomanische Intensität.
    Ich weiß nicht, wie mir das gefällt, dachte sie unentschlossen. Dein Kram, nicht meiner, Kleinjungenspielzeug, wie Zinnsoldaten, dummer Hollywoodmüll. Aber du magst es, und ich mag dich, und, Jack, das ist die reine Wahrheit. „Typisch du“, sagte sie wahrheitsgemäß.
    „Du hältst es für eine große Ansammlung von dummem Plunder“, klagte er. „Ich sehe es in deinen Augen.“
    „Nein!“ sagte sie impulsiv und laut, und erst danach wurde ihr bewußt, daß sie es auch so meinte. „Es ist nur … ich habe so etwas noch niemals gesehen. Als würde man … als würde man in deinen Kopf sehen, ich meine das Innere deines Kopfes dort draußen. Es ist so … nackt, ich meine, das ist der nackteste, kahlste Raum, den ich je gesehen habe. Als hätte man einen Zauberstab, mit dem man nur winken muß, damit sich alle Wünsche im Kopf erfüllen. Ich will dich nicht verletzen, Jack, ich weiß, das da draußen ist deine Sache, und wenn ich den Zauberstab nehmen dürfte, dann würde alles ganz anders aussehen. Aber allein die Vorstellung, mit dem Zauberstab zu winken, das ist so irre! Ich mag diesen Ort, weil er dein ist, und genau das, was du dir immer gewünscht hast. Für mich ist das alles völlig neu – so etwas zu wollen, einen Traum, und dann auch noch die Macht zu haben, es tatsächlich zu bekommen. Ich … ich weiß nicht, was ich fühle.“
    Er lächelte ein wissendes Lächeln, küßte sie sanft und sagte: „Es besteht immer noch Hoffnung für dich, Sara. Du bekommst eben einen Geschmack davon, wo die große Action sich abspielt. Dort draußen ist alles, jeder Traum, alles, was jeder haben will. Aber man bekommt es nicht, indem man darüber redet oder Acid schluckt und es sich wünscht. Man muß schon selbst rausgehen und es sich holen, nimm dir soviel von dem da draußen, wie du in dich reinraffeln kannst. Das ist die Wirklichkeit. Nicht was drinnen und was draußen ist, sondern was drinnen ist und was davon du real machen kannst. Und wenn das Aussteigen ist, nun, dann bin ich lieber ein Aussteiger als eine hungrige Katze, die den ganzen Tag ins Schaufenster eines Fleischerladens sehen muß. Du etwa nicht? Ist es wirklich Aufrichtigkeit vor einem selbst, wenn man sein ganzes Leben lang hungrig bleibt?“
    Jack Barron, dachte sie. Jack Barron. Jack Barron. JACK BARRON Jesus Christus, es fällt schwer, ihn sich als etwas anderes als JACK BARRON vorzustellen, in großen roten Buchstaben. Hasse ihn, liebe ihn, dieses abgewichste Comicmonster, diesen Heldenliebhaber, was auch immer er ist, aber kühl bleiben ist in seiner Gegenwart unmöglich. Jack ist Jack, der macht sich seine eigenen Regeln, denen kein anderer folgen kann, Lüge wird Wahrheit wird Ausflippen wird psychedelische Realitätsvision wird Liebe wird Macht wird steinharte Aufrichtigkeit, kommt rüber wie die weißflammenden Bilder eines Acidtrips; Vordergrund, Hintergrund, indeterminierbare Schnittstelle dynamischer Instabilität, und was er ist ist die paradoxe Schnittstelle selbst – weder Schrift noch Hintergrund sondern das stehende Wellenmuster dazwischen. JACK BARRON.
    Und sie fürchtete sich, denn sie erkannte, er war soviel größer als sie, etwas Hyperreales, das ihre eigene Realität als Facette seiner eigenen verschlang, aber nur eine Facette, fürchtete, er könnte durch sie hindurchsehen wie durch Glas, sah den Echsenmann Howards sie beide herumschubsen wie Spielsteine auf einem Brett im Spiel um seinen knochenbleichen Tempel der Macht. Und sie empfand Schuld angesichts ihrer eigenen schlechten Absichten, nach denen sie Howards Pläne in ihre eigenen Pläne eingeflochten hatte und exakt dasselbe Spiel spielte, für das sie Howards haßte. Aber Jack selbst hatte ihr den Pfad von Schuld zu Resolutheit gewiesen –

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