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CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

Titel: CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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nickte
Hannah. »Ich stehe auf einer Spenderliste, aber es ist nicht so einfach.««
    Beruhigend legte die
Dame eine Hand auf ihr Herz. »Meine Tochter, jedes Schicksal ist von Gott
vorbestimmt. Wenn die Sterne dich geschickt haben, wird die Erde dich nicht so
schnell gehen lassen.«
    Nichts verstehend
blickte Hannah in die trüben Augen, bis Hakims ernste Stimme erklang. »Umma«,
bat er weich. »Bitte überspringe den Teil der Geschichte und komm zum
Punkt.«
    »Inschallah, dann soll
es so sein«, erwiderte sie leise und sah ihn an. »Hannas Lebenslinie ist stark.
Sie wird ein langes Leben haben, denn das ist Gottes Wille. Und jetzt hole mir
die anderen Zutaten, um den Zeitpunkt zu bestimmen«, bat sie.
    Hakim stand auf,
stellte eine filigrane Messingschüssel mit Wasser auf den Tisch und goss aus
einer Karaffe drei Tropfen einer lavendelfarbenen Flüssigkeit dazu. Danach
öffnete er ein Jutesäckchen und ließ geheimnisvoll aussehende dunkelglänzende
Steine in das jetzt dampfende, undurchsichtige Wasser gleiten. Hakim erklärte
mit ruhiger Stimme: »Das sind Wüstenrosen. Harzartige Steine, die der Wüstensand
geschliffen hat. Sie heißen Rosen, weil alle Steine wie eine Blütenknospe
geformt sind. Jeder Stein hat unterschiedlich viele Blätter.«
    Azal nahm Hannahs Hand
und hielt sie über die sprudelnde Messingschüssel.
    »Hab keine Angst. Lass
deine Hand hineintauchen und such dir einen Stein aus. Denjenigen, der dir am
vertrautesten vorkommt, holst du raus und gibst ihn mir.«
    Verwirrt sah Hannah zu
Hakim und bemerkte seine Anspannung. Seine Hand streichelte zärtlich ihren Arm.
    »Vertraust du mir
noch?«, flüsterte er lautlos. Eigentlich war sie sich in diesen Minuten dessen
nicht mehr ganz so sicher. Die Situation überforderte sie, aber als sie seine
bittenden Augen auf sich fühlte, schmolz ihr Wiederstand und ihre Hand glitt in
das sprudelnde, blickdichte Wasser. Langsam tastete sie über den Grund; dann
griff sie spontan nach dem Stein, der sich am besten in ihrer Handfläche
anfühlte. Sie ließ ihn in Azals ausgebreitete Hand gleiten, die sich sofort
schloss.
    Erwartungsvoll wartete
Hannah auf eine Erklärung dieser mehr als ungewöhnlichen Situation. Auch Hakim
starrte seine Großmutter voller Spannung an. »Umma, bitte, wie viel Zeit bleibt
uns noch?« Azal hob den Kopf. »Wann seid ihr euch das erste Mal begegnet?«
    »Vor zwei Tagen«,
erwiderte Hannah hilfsbereit.
    »Dann zählt die Zeit
seit diesem Tag«, sagte die alte Dame mit tonloser Stimme. Langsam legte sie die
dunkelbraune Wüstenrose in die Mitte des Tisches und Hakim stieß die Luft aus.
Seine Großmutter musste nichts mehr sagen; die Blätter der Rose ragten anmutig
in die Luft. Chamsa – fünf steinerne Blätter. »Ilyas hatte recht«, flüsterte
Azal mit gebrochener Stimme. »Seine Prophezeiung ist unwiderruflich und das
Schicksal besiegelt.«
    Erschrocken bemerkte
Hannah, wie Hakim zu erstarren schien. Doch dann ging ein Ruck durch seinen
Körper und ein Lächeln erhellte seine angespannten Züge.
    »Mach dir keine Sorgen,
Habibti. Meine Großmutter hat dir ein langes Leben vorausgesagt. Es besteht also
kein Grund zur Beunruhigung.«
    In diesem Moment flog
mit einem Knall die Küchentür auf und Mouna erschien mit einem Tablett.
    »Der Tee ist fertig«,
verkündete sie fröhlich.

 

     
    Yaum
al-Hinna
     

     
    D er nächste Vormittag
verging wundersamerweise wie im Flug. In der Literaturstunde ließ sie Joshua
großzügig von sich abschreiben und im Kochunterricht brachte sie mit Talya und
Judith zusammen einen halbwegs gut geraten Topfkuchen zustande; das leicht
angebrannte Äußere kaschierten sie unauffällig mit Unmengen Puderzucker. Dabei
musste sie immer wieder an das betörende arabische Wort denken, das Hakim ihr
gestern zugeflüsterte hatte. Noch in der Nacht hatte sie, in ihre Bettdecke
gekuschelt in ihrem blauen Wörterbuch nachgeschlagen. Dort stand: Habibti =
Kurzform von Habibati = mein Liebling (weiblich). Seitdem schwebte sie wie auf
Wolken.
    Am Mittag in der
Cafeteria stand sie erwartungsvoll in der ellenlangen Essensschlage und dachte
pausenlos an Hakim. Sie freute sich wahnsinnig auf diesen Nachmittag. Nachdem
sie sich für den Auberginenauflauf entschieden hatte, angelte sie noch nach
einem Joghurt, legte das Besteck auf ihr Tablett und ging auf den Tisch zu.
»Gut, dass du da bist«, rief Talya erleichtert. »Dann kannst du jetzt Judith
beim

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