CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)
viel Spaß beim Lesen. Wenn du möchtest, werde ich dir dabei helfen,
Habibti.«
Jetzt war es an ihr
verdutzt zu gucken. »Was bedeutet Habibti?«
»Schlag es in deinem
schlauen Buch nach«, erwiderte er augenzwinkernd und zog sie auf die Beine.
»Aber nicht jetzt. Heute werde ich dafür sorgen, dass du pünktlich nach Haus
kommst, darum müssen wir jetzt los. Wir müssen noch einen Besuch
machen.«
****
Die betörenden
Duftwolken aus Jasmin und Gewürzen empfingen beide, als sie erneut durch den
Souk spazierten. Ihr Blick glitt durch die schmalen, verschlungenen Gassen und
das Flair der unzähligen kleinen Läden und Werkstätten fesselte ihre
Aufmerksamkeit. Neben den Theken mit dem zum Verkauf angebotenem Fisch und
Fleisch reihten sich kleine Stände mit glitzernden Lampen, weich gewebten Schals
und Gewändern, kunstvoll geknüpften oder gewebten Teppichen, Keramik in
traditionellen Formen und buntgefärbten Wollsträngen.
Über allem lag der
Geruch nach frisch gegerbtem Leder, orientalischen Gewürzen und frischen
Kräutern. Der warme Wüstenwind folgte ihnen durch die schmalen Gassen, bis Hakim
nach einer Weile vor einem kleinen, aus sandfarbenen Lehmziegeln errichteten
Haus stehenblieb. Nach seinem Klopfen öffnete sich die schmale Eingangspforte
und eine weißhaarige Frau öffnete die Tür. Obwohl sicher schon weit über achtzig
strahlte ihr Gesicht eine zeitlose Schönheit und Güte aus. Nur ihre Augen waren
seltsam trübe, fast glasig.
»Bist du es,
Hakim?«
»Ja, Umma«, antwortete
er. »Und ich habe einen Gast mitgebracht. Hannah, das ist Azal, meine
Großmutter.«
»Salam Sajjida«,
flüsterte Hannah schüchtern. Höflich streckte sie ihre Hand aus, die Azal sofort
ohne Berührungsängste ergriff. Die Haut fühlte sich rau und faltig an und doch
ging von diesen Händen eine vertrauenserweckende Wärme aus, die Hannah die
Nervosität nahm. »Willkommen, meine Tochter, tritt ein, mein Haus ist auch dein
Haus.« Es herrschte ein kühles Halbdunkel in dem kleinen Salon und Hannah sah
sich ehrfürchtig um. Der kleine Raum war sparsam, aber gemütlich eingerichtet.
»Wie geht es der
schönsten Großmutter unter dem Sternenzelt?« fragte Hakim galant.
»Mein Enkelsohn, hör
mit den Höflichkeitsfloskeln auf, erwiderte Azal resolut und doch strahlten ihre
Augen über das Kompliment.
»Sag mir lieber, was
mir die Ehre verschafft, dass du Besuch in mein Haus bringst, ohne es vorher
anzukündigen.«
Hakim tätschelte
liebevoll ihren Arm und umspielte damit den kleinen Rüffel seiner Großmutter.
»Es tut mir leid, dass
ich die Tradition nicht eingehalten habe, Umma. Aber es ist wichtig. Ich habe
Hannah gestern unser Dorf gezeigt, damit sie unsere Welt kennenlernt.« Er
stockte kurz, bevor er mit ernster Stimme weitersprach. »Es war ein schöner
Nachmittag – bis wir Ilyas auf dem Marktplatz begegnet sind.«
Azals eben noch so
gütiges Gesicht nahm einen erschrockenen Ausdruck an, den Hannah auch schon bei
Hakim auf dem Marktplatz bemerkt hatte.
Jetzt schien auch die
alte Dame jegliche Höflichkeitsrituale außer Acht zu lassen. »Hat er den
Zeitpunkt genannt?«, fragte sie unumwunden. Nervös trat Hannah von einem Fuß auf
den anderen. Jeder sprach anscheinend in Rätseln, die sie zu deuten wussten, nur
sie bekam allmählich das Gefühl, den Verstand zu verlieren.
»Ja, aber Umma, mit
allem Respekt, bevor wir darüber reden, möchte ich erst deine Vorhersehung
hören.«
»Hast du Hannah darum
hergebracht?«
Mit einer nervösen
Geste strich er sich über die Haare. Jetzt hatte er wieder sein unbewegtes
Gesicht aufgesetzt, das Hannah nicht deuten konnte.
»Ja, aus genau diesem
Grund«, sprach er mit leiser Stimme.
»Gut, dann soll es so
sein.«
Azal hielt sich an der
Kommode fest und ging dann mit eleganten Schritten zum Esstisch. Im selben
Moment klapperte ein Schlüssel im Schloss, dann wurde die Tür aufgerissen und
ein junges Mädchen stürmte wie ein Wirbelwind in den Salon.
»Massa´al-Kheir, guten
Abend, Umma, entschuldige, ich bin zu spät, aber Riahs Hochzeitsvorbereitungen
nehmen einfach kein Ende.« Lachend beugte sie sich hinunter und küsste die alte
Dame auf die Wange. Danach verneigte sie sich spielerisch vor Hakim, schnappte
sich einen freien Stuhl und starrte danach unverhohlen neugierig Hannah an.
»Mein Bruder, möchtest
du mir nicht deinen Besuch vorstellen?«
Hakim stieß einen
frustrierten Seufzer aus
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