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CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

Titel: CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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Vokabelabfragen helfen.« Sie setzte sich auf den Stuhl neben Joshua und
fragte stirnrunzelnd: »Was für Vokabeln?«
    »Ihrer Aussprache nach
zu urteilen«, kicherte Joshua amüsiert, »ist es Russisch.««Alle grinsten
gutmütig, jeder kannte ihren ständigen Kampf mit der englischen Aussprache.
Judith tat beleidig. »Yourrr aaar ohl Idiooots«, posaunte sie durch den Raum.
Alle begannen schallend zu lachen, bis Hannah unter Tränen die Sprache
wiederfand. »Du hattest recht Joshua: Es ist Russisch – eindeutig.«
    Ihr Lachen verstummte
abrupt, als Leo mit einem launischen Gesichtsausdruck an den Tisch kam und sich
breitbeinig auf einen Stuhl fallen ließ. Geräuschvoll klappte Judith ihr Heft
zu. Talya sah Joshua an und David fuhr sich nervös durch sein Haar. Hannah
blickte auf ihren Teller und begann schweigend in ihrem Auflauf herumzustochern.
Da beugte Leo sich über den Tisch und begann mit einer ihrer halblangen Locken
zu spielen.
    »Lass das«, zischte sie
empört.
    »Warum? Fühlst du dich
neuerdings als etwas Besseres als wir?« Ein lauernder Ausdruck lag auf seinem
Gesicht, als er noch näher an sie heranrückte. »Falls du davon träumen solltest,
dass dein Kameltreiber deine schöne Lockenspracht berührt, so muss ich dich
leider enttäuschen, meine Süße. Natürlich habe ich als pflichtbewusster Bürger
sofort meinem Vater von dem Loch in unserem Schulzaun erzählt.«
    Alle sahen ihn an. Nach
einer kleinen Kunstpause deutete er mit einem Nicken Richtung Fenster. »Das
kleine Problem wird gerade behoben«, sagte er süffisant.
    Der Stuhl quietsche auf
dem Linoleumboden, als Hannah aufsprang und zum Fenster stürmte. Vor dem
Grenzzaum sah sie einen Lastwagen mit einer Betonröhre und drei Männer in
Arbeitskleidung. Fassungslos drehte sie sich wieder um.
    Leo genoss seine
Überlegenheit und lächelte sie boshaft an.
     
    ****
     
    Am Nachmittag lief sie
frustriert auf dem Campus auf und ab, ohne Idee, wie sie das Problem lösen
könnte. Von Hakim war auch keine Spur zu sehen. Verzweifelt kämpfte sie gegen
den Kloß in ihrem Hals an. Denk nach, Hannah, es muss eine Möglichkeit
geben . Sie verschränkte die Arme hinter dem Nacken, um besser überlegen zu
können.
    Nach ein paar Minuten
hörte sie über sich unverhofft ein weiches Flügelschlagen in der Luft und als
sie ihren Kopf hob, bemerkte sie den weißen Wüstenfalken. Diesmal flog er auf
einen weit entfernten Stützpfeiler und ließ sich anmutig darauf nieder. Dort
hatte Hannah ihn noch nie gesehen. Konnte das …?
    Aufregt rannte sie los
– und tatsächlich: Als die das Gebüsch auseinanderschob, sah sie auch unter
diesem Pfeiler eine Ausbuchtung. Wahrscheinlich war der Grenzzaun vom Regen an
mehreren Stellen unterspült worden. Sie betete, dass es sehr lange dauern würde,
bis die Arbeiter die gesamte Grenze ausgebessert hatten. Dieses Loch war etwas
kleiner als das andere, aber sie schaffte es doch, sich darunter hindurch zu
zwängen. Zu ihrer Überraschung sah sie in einiger Entfernung Mouna auf sich
zueilen. Entsetzt rannte Hannah ihr entgegen.
    »Ist etwas mit Hakim
passiert?«, schrie sie aufgeregt.
    »Nein, kein Grund zur
Panik.« Lachend begrüßte Mouna sie. »Mein Bruder lässt sich durch mich
entschuldigen. Vater hat ihn gebeten, noch was zu erledigen. Er wird später
nachkommen und bis dahin werde ich dich unterhalten«, sagte sie. »Komm mit.
Warst du eigentlich schon mal auf einer arabischen Hochzeit?«
    Zögernd, weil immer
noch etwas verwirrt, schüttelte Hannah den Kopf. »Nein, noch nie.«
    »Prima, dann habe ich
die sagenhafte Ehre, dich in unsere Frauenbräuche einzuweihen.« Fröhlich hakte
Mouna sich bei ihr unter und spazierte munter los. Hannah hatte Mühe an ihrer
Seite zu bleiben; sie ging wie ihr Bruder mit weit ausholenden Schritten. »Wenn
wir ankommen, erkläre ich dir alles. Und wenn du etwas nicht verstehst, dann
fragst du einfach, okay?« Hannah nickte und wunderte sich, wie leicht es doch
manchmal war, Freundschaften zu schließen. Noch mehr verwunderte es sie
allerdings, dass auch Mouna ihre Sprache beherrschte. »Warum sprichst du auch
hebräisch?«
    Mouna stutzte kurz.
»Nun, ich … ich hatte den gleichen Lehrmeister wie Hakim … Das ist in unserer
Familie Tradition.« Die geheimnisvolle Art, wie sie das sagte, ließ Hannah
aufhorchen, doch Mouna war offenbar nicht bereit, noch mehr preiszugeben. Nach
einer halben Stunde Fußmarsch kamen sie zu

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