Change for a Kill
befreiten Schrei nahm er Kurs auf den Lyrtha-See, glücklich, für einige Minuten allem zu entkommen und er selbst sein zu dürfen. Auch wenn irgendein Stimmchen in seinem Inneren dagegen protestierte, Dylan zurückzulassen …
„Woher der Sinneswandel?“, fragte Dylan Annika, während sie beide mit routinierten Griffen Ausrüstungskisten mit Tränengas, Gummigeschosse, Waffen mit scharfer Munition und Schutzausrüstung auf Vollständigkeit prüften. Die junge Löwin wusste quasi immer alles über jeden, sie würde ihm vermutlich besser erklären können, was mit Larry los war, als der arme Kerl es selbst vermocht hätte. Sowohl die Akzeptanz von Sammy als auch die Sorge um ihn waren echt gewesen, was Dylan freute; bloß verstehen konnte er es nicht. Vor ein paar Stunden hätte Larry den Adler am liebsten gerupft!
„Dass du auf den Arsch des Kleinen stehst, wundert niemand. Schnuckelig ist er ja, wenn auch vielleicht ein bisschen steif. Das ist völlig unwichtig. Aber dass er auf dich steht, ist bedeutsam. Piepmätze seiner Art spielen nicht“, erwiderte sie gelassen. „Außerdem hat er bewiesen, dass er auf unserer Seite steht und er bringt nützliche Talente mit. Wir brauchen ihn, ganz einfach.“
„Ich spiele auch nicht“, murmelte Dylan peinlich berührt.
„Seit wann das? Immer noch die alte Geschichte mit Lou? Schätzchen, der Mann ist tot und begraben und nichts davon ist deine Schuld, klar? Der Kerl ist Geschichte! Sammy ist Gegenwart. Nutze deine Chance, solange sie sich bietet.“
Grollend packte er seine übervolle Kiste mit Ausrüstung und stampfte voraus zum Einsatzwagen. Lou war sein Partner gewesen, der sich bei einer Mordermittlung im Alleingang in die falsche Gegend begeben hatte. Mit ihm zusammen hatte er gerne am Ende der Schicht Nachtclubs unsicher gemacht, bei schnellem Sex mit willigen Kerlen Dampf abgelassen. Seit seinem Tod vor über einem Jahr hatte er keinen einzigen One-Night-Stand mehr gehabt. Lou war für ihn noch lange nicht begraben und vergessen und Sam wurde für Wichtigeres gebraucht als Bettabenteuer. Seinen Schwanz würde er davon auch noch überzeugen können und was das Team dachte, war ihm vollkommen egal.
Klar doch. Und der Mond besteht aus grünem Käse …
Samuel sah das Desaster bereits aus weiter Ferne. Bisons, Steppenwölfe und Leoparden rannten in Tier- und Menschengestalt gegeneinander an. Es wurde geprügelt, geschossen und rücksichtslos über den Haufen gerannt, was nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Die Schlacht fand etwa einen Kilometer abseits des Sees statt, inmitten offenen Geländes, sodass es für niemanden Deckung gab. Wie eine Insel mutete das umgestürzte Fahrzeug an, in dem Esther und Dave Schutz vor dem wogenden Wahnsinn suchten. Es mussten einige hunderte Wandler sein, die sich gegenseitig hetzten. Es war ein Wunder, dass die beiden überhaupt noch lebten und es auf den ersten Blick zwar zahllose Verletzte, aber bloß zwei Tote gab, beide auf Seiten der Steppenwölfe. Er landete kurz im Wipfel einer Birke, um Dylan seine Beobachtungen durchzufunken, dann verwandelte er sich sofort wieder und flog weiter. Den Befehl, sich aus der Sache herauszuhalten, missachtete er. Nein, das dort unten war nicht sein Kampf. Es war allerdings auch nicht Daves, Esthers oder Dylans Kampf, darum gab es keinen Grund, sich feige auf einem Baum zu verstecken und dafür anschließend verhöhnt zu werden.
Besser feige als tot, piepste das Stimmchen der Vernunft. Besser tot als von Dylan verachtet, hielt er grimmig dagegen und versuchte nicht einmal vor sich selbst zu verbergen, wie wichtig ihm die Meinung des Gepards war.
Er kreiste mehrere hundert Meter über dem Schlachtfeld und suchte einen Weg, um den beiden eingeschlossenen Ermittlern zu helfen. Dave lag regungslos am Boden, er schien verletzt. Wenigstens atmete er noch, wie Samuel nach einigen Momenten bangen Beobachtens erleichtert bemerkte. Esther stand mit dem Rücken zum Auto und wehrte sich mit Stöcken, Steinen und schierer Verzweiflung gegen jeden Angreifer, der ihr zu nahe kam. Sie blutete aus etlichen Wunden und ihre langsamen Bewegungen zeigten, wie erschöpft sie bereits war. Frustriert zog Samuel eine weitere Schleife. Was sollte er tun? Er war nicht stark genug, die beiden aus der Gefahrenzone herauszutragen und er allein würde nicht ausreichen, um einen Weg durch die wütenden Massen freizukämpfen. Es blieb ihm also nichts weiter übrig als sich zu ihnen zu gesellen und versuchen sie zu
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