Change for a Kill
tun konnte war das Zittern seiner Glieder zu unterdrücken.
„Tapferes Vögelchen“, murmelte jemand anerkennend. Automatisch ruckte Samuels Kopf in die Richtung desjenigen, der gesprochen hatte. Dadurch verpasste er die Bewegung seines Angreifers, der ihm wuchtig in die Weichteile trat. Samuel schrie gepeinigt auf, eine Welle rotglühenden Schmerzes überrollte ihn gewaltsam. Unnachgiebige Hände verhinderten, dass er sich zusammenkrümmen konnte, was zusätzliche Panik schürte. Sehr langsam ebbten die Qualen ab. Tränenblind öffnete er die Augen, während er keuchend um Atem rang. Er erkannte das schmale Gesicht seines Feindes, es schien dicht über ihm zu schweben.
„Man sieht sich, Piepmatz“, hörte er durch das Rauschen in seinen Ohren, bevor sich eine Faust in sein Sonnengeflecht unterhalb des Rippenbogens grub. Samuel durchlebte einen grauenhaften Moment, in dem ihm jegliche Luft aus den Lungen getrieben wurde. Feuerglut fraß sich durch seinen Körper, in dem sich jeder einzelne Muskel, selbst sein Herz, vollständig verkrampfte. Es folgte tintenschwarze Dunkelheit, die sein Bewusstsein verschlang. Langsam, viel zu langsam, bis er endlich erlöst wurde.
Dylan parkte den Geländewagen in der verborgenen Tiefgarage, die sich etwa zweihundert Meter vom Haus entfernt befand. Ein unterirdischer Fluchttunnel verband sie mit dem Keller des Unterschlupfes, den er eigenhändig für sein Rudel erbaut hatte. Zwei schwere, mit einem Zahlencode verriegelte Eisentüren verhinderten, dass Eindringlinge diesen Weg wählen konnten, um sich unbemerkt einzuschleichen, auch wenn solche Hindernisse im Notfall die entscheidenden Sekunden kosten könnten. Totale Sicherheit gab es nun einmal nicht.
Dylan war in finsterer Stimmung. Fünf Stunden hatte es gedauert, bis Antilopen und Pferdewandler auseinandergetrieben worden waren, mittlerweile dämmerte bereits der neue Tag heran. Mindestens sechs Tote und zahllose Verletzte hatte es gegeben, darunter fliehende Frauen und Kinder sowie Angehörige der Eingriffstruppen, die aus sämtlichen Wandlervölkern der Umgebung zusammengerufen worden waren. Richtig hässlich war es geworden, als die Nashornwandler mitzumischen begannen.
Das Schlimmste an der Angelegenheit war, dass sich nicht herausfinden ließ, warum genau diese für gewöhnlich friedlichen Gruppen mit solcher Brutalität aufeinander losgegangen waren. Jeder Inhaftierte, den Dylan und seine Kollegen befragt hatten, gab ähnliche Antworten: Die Gewalt war urplötzlich ausgebrochen, jeder Einzelne schien einfach mitgerissen worden zu sein. Dazu gab es widersprüchliche Mutmaßungen. Mal sollten die Pferdewandler eine junge Antilopenfrau vergewaltigt und ermordet haben, mal wurden die Antilopen beschuldigt, mehrere Pferdefohlen entführt und zu Tode gefoltert zu haben. Von religiösem Wahn und diversen Verschwörungstheorien über Plänen zur totalen Vernichtung ganz zu schweigen.
Frustriert, erschöpft und zutiefst besorgt war Dylan schließlich gefahren, von seinen Vorgesetzten ermuntert. Er musste sich mit Sam und seinem Rudel über diese seltsamen Ereignisse beraten. Es war mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass die rätselhaften Morde und diese Massenunruhen zusammenhingen.
Hoffentlich hatte Tyrell sich auf seine Manieren besonnen und ihren Gast freundlich aufgenommen, dachte Dylan niedergeschlagen. Er kannte seinen jüngeren Bruder, Tyrell hasste Vogelwandler aus tiefstem Herzen. Dafür gab es Gründe, die Dylan sowohl verstand als auch teilte, doch davon wollte er sich nicht beeinflussen lassen. Sam hatte damit nichts zu tun … Der Mann war ein fähiger Ermittler mit Erfahrung, das hatte Kathryn zumindest mehrfach behauptet. Zudem ein optischer Leckerbissen. Viel zu verklemmt, klar, wie Adler nun einmal waren. Allesamt Einzelgänger und fast alle strikt monogam. Ein Partner wurde für das gesamte Leben gewählt, auch nach dessen Tod gab es keinen Ersatz. Dabei hätte Dylan zu gerne an diesem süßen Knackarsch geknabbert … Aber er trennte strikt zwischen Arbeit und Vergnügen und Sam hatte deutlich gezeigt, dass er sich bereits belästigt fühlte, sobald man ihn bloß versehentlich streifte.
Dylan stieg die Treppe hoch ins Freie und sorgte mit einer Fernbedienung dafür, dass sich wieder eine Stahlplatte über die Rampe schloss, die in die Tiefgarage führte. Zeit herauszufinden, wie sein sensibler Gast mit dem Rudel zurechtkam.
In diesem Moment drang ein gedämpfter Schrei an seine Ohren. Das war
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