Change
gehörten zu den entspanntesten und gleichzeitig aufregendsten in meinem Leben. Bevor ich in die Schule ging, zog ich mir noch etwas rein, sodass ich dann auf einem Höhenflug war und mich nichts und niemand da wieder runter holen konnte. Die Tuscheleinen und Beleidigungen der anderen kümmerten mich nicht mehr und wenn ich mal wieder einem besonders brutalen, gewalttätigen Mitschüler über den Weg lief, begann ich - total aufgeputscht - mich nun zu wehren. Beim ersten Mal war derjenige dann so überrascht, dass ich ihn geschlagen hatte, dass er wie vom Donner gerührt starr stehen blieb und ich abhauen konnte. Dieses Erlebnis katapultierte meine Laune noch etwas höher, ich war so unglaublich euphorisch darüber, dass ich nun endlich zurückschlagen konnte. Ich wusste, das war nur dem Kokain zu verdanken und ich begann dieses Zeug zu lieben.
Auch den Nachmittag über zog ich mir die eine oder andere Linie durch die Nase, die jetzt immer öfter lief und sich taub anfühlte. Doch der Zustand meiner Körpers kümmerte mich recht wenig. Meine Stimmung blieb den ganzen Nachmittag so. Es wurde eine furchtbare Schicht bei Burger King, wo ich seit kurzen arbeitete, um Geld zu verdienen. Die unangenehmen Nachwirkungen kamen dann nachts. Ich konnte fast gar nicht mehr schlafen, und wenn ich es dann mal schaffte, für eine oder zwei Stunden wegzunicken, quälten mich schreckliche Alpträume, in denen ich kein Geld mehr hatte und ohne Drogen dann jämmerlich sterben würde.
Auch tags quälte mich öfter der Gedanke, wie ich zu mehr Geld kommen würde, denn so konnte es nicht weiter gehen. Doch als ich versuchte, ein paar Tage Pause einzulegen, überkamen mich solche Depressionen und Kopfschmerzen, dass ich das sofort sein ließ.
Meine Sorgen waren berechtigt, verschwand mein Erspartes doch schneller als Eis in der Sonne. Dass ich nebenbei jobbte, half auch nicht viel. So kam ich irgendwann an den Punkt, an dem ich mir das erste Mal etwas von meinen Eltern ‚borgte’. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können, denn als meine Mutter bemerkte, das ihr Geld fehlte, beschuldigte sie sofort meinen Vater, der das auch nicht gleich abstritt, sondern sie viel lieber fertig machte, indem er ihre Nachteile als unfähige Hausfrau aufzählte.
Betrachtete man die ganze Sache, so war es mir tatsächlich gelungen, mich aus meinem mir fest bestimmten Schicksal heraus zu winden. Die Drogen hatten mir diesen anderen Weg, der heraus aus Luzifers Plänen führte, aufgezeigt und ich folge ihm. Doch damit machte ich es eigentlich noch viel schlimmer. Denn Luzifer war niemand, der gerne Wetten verlor und noch weniger ließ er sich von Menschen übertölpeln. Ihm passte die Entwicklung meines Lebens überhaupt nicht und er sann über einen Plan nach, mit dem er sich an mir rächen konnte. Er wollte seine bisherige Taktik verschärfen, keine Schlupflöcher mehr bieten.
Vergessen war der Handel mit Michael.
5. Kapitel
Juni/Juli 1993 - Aiden
Nach Wochen des ständig ansteigenden Konsums erschien ich einmal zu viel bei Jason. Denn als ich von ihm Stoff haben wollte, meinte er ärgerlich zu mir, dass ich mir lieber selber etwas besorgen solle als ständig bei ihm anzutanzen, er mache hier nicht das Kindermädchen für mich. Er gab mir einen Tipp, wo ich einen Dealer finden würde und ging dann ärgerlich davon. Also würde ich wohl oder übel zu diesem Typ gehen müssen. Ein bisschen hatte ich ja Angst davor, aber da dies der einzige Weg war, wieder an neuen Stoff zu kommen, zwang ich mich dazu.
Am Ende war meine Angst dann doch unbegründet, denn ich bekam meinen heiß ersehnten Schatz und war für die nächsten Wochen versorgt. Doch an diesem Tag wusste ich nicht, dass mich ein schreckliches Erlebnis zwingen würde, mein gesamtes Koks auf einmal zu ziehen. Damals war ich schon zu abhängig, ich war ständig high und mein gesunder Menschenverstand litt darunter.
Luzifer hatte beschlossen, sein Vorgehen zu ändern. Er wollte zuschlagen - mit aller Gewalt und Brutalität und endlich seinen Sieg bei dieser Wette erringen. Er wollte weiter als bisher gehen. Und er vollendete seinen Plan. Unglaubliche Grausamkeit und Gewalt wurde von ihm heraufbeschworen. Ich sollte endlich den Schlussstrich unter die verkorkste Rechnung meines Lebens ziehen und ihm so zum Sieg verhelfen. Ich rannte in mein Unglück hinein. Unfähig, mein Schicksal noch zu ändern. Machtlos. Unwissend der Qualen, die mich erwarteten.
In
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