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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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Hause kam. Es verschwamm alles zu einem schemenhaften Umriss, dunkle Schatten und der betonierte Fußboden der Gehwege und Straßen.
    Doch dann war ich in meinem Zimmer und saß in der Ecke. Ich fühlte mich so wertlos, so würdelos und so schmutzig, dass ich nichts tun konnte, als dort zu sitzen und vor mich hin zu starren. Irgendwann fiel mein Blick auf mein Röhrchen und mein Kokain. Daneben lag ein Messer.
    Ein irrer Gedanke geisterte durch meinen Kopf. Eine Überdosis - davon würde ich doch sterben, oder? Und es würde nicht wehtun. Es würde niemals mehr wehtun. Erst würde ich fliegen und dann in den Wolken landen. Danach würde es mir gut gehen.
    In diesem Moment erschien mir diese Lösung absolut erstrebenswert. Ich war bereit, aufzugeben. Uns so beschloss ich, es zu wagen. Ich zog sämtliches, noch vorhandenes Koks durch die Nase, einen Teil massierte ich auch in mein Zahnfleisch ein.
    Doch ich hatte keine Ahnung gehabt, welche Auswirkungen diese Überdosis hatte. Ich starb nicht - aber es fühlte sich danach an.
    Ich bekam Halluzinationen.
    Meine Handgelenke kribbelten, ebenso wie meine Unterlippe. Den Blutgeschmack wegleckend und an meinen Unterarmen kratzend wollte ich mir Erleichterung schaffen. Doch das Kribbeln und Kratzen ging nicht weg. Es wurde immer stärker. Fast schon schien es so, als berühre mich dort etwas Kleines, Krabbelndes. Mein Handgelenk ausschüttelnd stieß ich gegen irgendetwas. Was es war konnte ich nicht realisieren, aber es tat weh. Es fühlte sich an, als ob mir jemand einen Dolch in den Arm rammte. Dieser glühende Schmerz überdeckte kurz das Kribbeln. Doch das hielt nicht lange an, dann begann es wieder, das Jucken in meinen Adern, das Kribbeln in meinem Blut. Ich drehte den Arm zu meinem Gesicht und starrte ihn an. Um ihn kurz darauf angewidert von mir zu ziehen.
    Was zur Hölle war das für ein Zeugs? Da bewegte sich tatsächlich etwas in meinen Adern. Kleine Hügelchen hüpften an den bläulichen Verzweigungen vorbei und krabbelten furchtbar. Dort bewegten sich irgendwelche Parasiten, Würmer, Maden oder was auch immer.
    Vor Entsetzen schrie ich auf. Raus, die Viecher mussten dort raus. Weg, sofort weg mit dem Zeugs. Ich war wie von Sinnen, ekelte mich vor den seltsamen Lebewesen in meinem Arm und ekelte mich auch davor, sie herauszuholen.
    In diesem Moment fiel mein Blick auf das Messer und ich schnappte es mir, um sie damit zu vertreiben. Ich spürte keinen Schmerz und merkte nicht, wie ich immer und immer wieder meinen Arm anritzte. Ich wollte sie töten, durchschneiden, herauskatapultieren aus mir. Vollkommen in Rage konnte ich diese Tätigkeit nicht unterbrechen.
     
    Irgendwann musste ich aber aufgehört haben, denn das nächste was ich wahrnahm war wundervoll. Vielleicht war ich ja gestorben und war im Paradies? Der Ort schien himmlisch zu sein, idyllisch und beruhigend. Eine grüne, leuchtende Wiese, in weiter Ferne ein einsamer Baum und ganz am Horizont ein See, dessen Wasser in dem hellen Licht der Sonne gleißte. Der Himmel war wolkenlos, nur die Sonne schien so unglaublich hell, viel heller als ich es jemals gesehen hatte. Auch schienen alle Farben unglaublich satt und intensiv zu sein, ohne harte Konturen wie durch einen Weichzeichner gefiltert.
    Meine Augen hätten eigentlich überlastet sein müssen von dieser strahlenden Helligkeit, doch ich musste noch nicht einmal blinzeln. Nein, das Licht war unangenehm und angenehm zugleich. Glückselig ließ ich mich ins Gras sinken, bestaunte die wunderbare Welt um mich herum und genoss. Wenn mich das hier nach dem Tod erwartete, dann hätte ich schon viel früher aus meinem Leben aussteigen sollen, vieles wäre mir erspart geblieben. Viele Schmerzen und die ganzen Erniedrigungen wären an mir vorüber gegangen. Ich spürte Unmut in mir aufsteigen darüber, dass ich sinnlos gelitten hatte, dabei hatte das Paradies die ganze Zeit nur einen Messerstich entfernt gelegen.
    „Das ist nicht das Paradies.“, erklang eine warme Stimme. Mein umherirrender Blick versuchte die Person, die da eben gesprochen hatte, zu lokalisieren, doch es misslang. Ich konnte niemand erkennen. Keiner war hier, nur ich allein befand mich an diesem friedvollen Ort. Doch woher war diese Stimme gekommen?
    In fremdartigen Lauten begann das gleißende Licht zu reden. Die Stimme schien direkt in mir zu entstehen und obwohl die Worte fremd für meine Ohren klangen, wusste ich sofort was sie bedeuteten: ‚Ich bin in deiner Nähe, mit dir, in dir.’

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