Change
Sie beruhigten, denn ich glaubte ihnen. Ich war voller Vertrauen und nur ein kleines bisschen Neugier regte sich in mir. Ich wollte wissen, was das hier für ein wunderschöner Ort war, wenn nicht das Paradies.
„Du bist in einem Traum. In einer Vision, wenn du es so nennen willst.“, erklärte die Stimme. Jetzt konnte ich sie schon etwas mehr eingrenzen, von ihrer Tonlage war sie vermutlich die Stimme eines Mannes. Doch sie klang so sanftmütig und rein, sodass mich kein Unbehagen ergriff.
„Wer bist du?“, ergriff ich nun das erste Mal das Wort.
„Nur jemand, der dich wieder auf den richtigen Weg bringen will. Der dir helfen will.“
„Wenn du mir helfen willst, dann lass mich für immer hier.“, brummte ich missmutig, da ich mich wieder an mein Schlamassel erinnerte. Und ich wünschte mir wirklich, von diesem Traum nie mehr aufzuwachen. Wenn ich schon nicht im Paradies war, wollte ich zumindest nicht mehr in der Hölle leben.
„Das geht nicht. Das weißt du.“
Ja, ich konnte es mir schon denken. Niedergeschlagen ließ ich den Kopf hängen. Einen kurzen Augenblick lang war es still. Dann erklang erneut die angenehme Stimme, diesmal nicht mehr aus mir heraus sondern direkt vor mir.
„Was wünscht du dir denn?“
„Das es aufhört. Es soll einfach aufhören. Ich will aufhören.“, murmelte ich düster. Mein Blick war auf das Gras neben mir gerichtet.
„Willst du wirklich aufgeben? Sollen deine Dämonen triumphieren? Willst du ihnen den Sieg überlassen?“ Als ich aufsah, hatte sich vor mir eine Gestalt manifestiert. War es der Mann mit der warmen Stimme? Obwohl er vor mir stand und ich ihn auch direkt ansah, war ich nicht in der Lage, ihn zu erkennen. Ich nahm sein Aussehen nicht war, mein Gehirn wurde blockiert, konnte diese Informationen nicht verarbeiten, Ich sah ihn - und gleichzeitig sah ich ihn nicht.
„Warum soll ich denn noch kämpfen? Wofür? Ich habe verloren!“
„Solange du noch auf der Erde wandelst, hast du eine Chance zu gewinnen. Solange du noch nicht im Schleier des Vergessens eingegangen bist, kannst du dein Schicksal ändern. Du musst nur weitermachen.“
„Aber ich kann nicht. Ich schaff das nicht. Ich will nicht.“ Meine Stimme brach, ich hatte keine Lust mehr zu kämpfen. Das Vergessen schien wunderbar lockend zu sein. Einfach nichts mehr fühlen, nichts mehr denken, nicht mehr gequält werden…
„Du darfst nicht aufgeben!“ Die Stimme wurde nachdrücklicher. Sie duldete keine Schwäche. Sie wollte mich zum Aufraffen bringen. Doch ich war schon so lethargisch.
„Aber ich kann das nicht. Ich habe es versucht und bin gescheitert. Ich kann das nicht allein.“, flüsterte ich heiser. Die Tränen brannten bereits in meinen Augen.
„Und wenn du Hilfe bekommen würdest? Von deinen Freunden?“, fragte mich die Gestalt leise, vorsichtig gelangte die seidenweiche Stimme in mein Ohr und meinem Kopf. Sie beruhigte mich, hatte einen positiven Effekt auf mich. Meine Tränen versiegten wieder.
„Ich habe keine richtigen Freunde.“
Nein, die hatte ich wirklich nicht. Selbst die anderen in meiner Band betrachteten mich nicht als Freund. Ich war nur ein Musiker, der ihnen die Songs schrieb und sang.
Wieder herrschte Stille. Dann erhob sich leise der Klang dieser Stimme und eröffnete mir neue Hoffnung.
„Einen Freund zu finden ist schwer. Man muss ihn sich erst verdienen. Aber du … du hast ihn verdient. Und wenn das vom Schicksal nicht berücksichtigt wird, werde ich selbst eingreifen.“
Nach diesen Worten schien die Gestalt in sich zusammenzusinken, als hätte diese Zusage ihr die ganze Energie entzogen. Auch das Licht schien schwächer zu werden. Alles verlor an Farbe, stumpfte ab, zog sich zusammen. Die schöne Traumwelt verblasste und ich wurde langsam aus ihr herausgezogen. Sanft verloren die Strukturen an Kontur, die schimmernde Gestalt blieb zurück.
Ich landete wieder in einem traumlosen Schlaf.
Am nächsten Tag dachte ich erst, ich wäre tot. Doch die Schmerzen in meinem Unterleib und an meinem Arm sowie das viele Blut belehrten mich eines Besseren. Ich wusste wieder, was geschehen war.
Ich wunderte mich wirklich, dass ich noch lebte. Wie kann man so etwas überleben? Ich wusste auch, dass ich am Ende war. So konnte es nicht weitergehen. Ich musste dringend etwas ändern. Doch wie sollte ich das aus eigener Kraft schaffen? Das konnte ich einfach nicht. Doch lieber wollte ich sterben, als so weiterleben zu müssen.
Konnte nicht jemand kommen und
Weitere Kostenlose Bücher