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Changelings

Changelings

Titel: Changelings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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meinte 'Cita und ließ sich zu Boden sinken. »Manchmal, sagt meine Tante Sinead, schlagen Menschen im Schmerz um sich und dreschen auf jeden ein, nur damit es dem auch weh tut.«
    Yo Chang schluckte zwar, lud das schlafende Löwenjunge aber schließlich doch resolut bei 'Cita ab, um sich auf den Weg zu den Leidenden zu machen, die gerade ihre Strafe erhielten. 'Cita war beinahe schon eingeschlafen, als sie Yo Chang zurückkommen hörte.
    Mühsam unterdrückte er sein Schluchzen.
    »Wie geht es deinem Vater?«
    »Er lebt noch, sieht aber aus wie ein Großvater. Er scheint mich nicht mehr zu kennen.«
    Verlegen klopfte 'Cita ihm auf die Schulter, zog ihn zu sich herab und legte den dünnen Arm um ihn, damit er zwischen ihr und Coaxtl und dem Löwenjungen Montl zum Liegen kam. Sie brauchte ihm nicht erst zu sagen, daß das Leben manchmal sehr hart war.
    Namid empfand einen Anflug von ängstlicher Sorge. Auch wenn Dinah eine Disziplinierung, ja, sogar eine Gefängnishaft wegen ihrer Entführung verdient haben mochte, wünschte er ihr doch nichts Böses. Außerdem mußte er unbedingt mehr Klarheit über ihre Aktivitäten mit oder ohne Holo von Kapitän Onidi Louchard
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    bekommen. Vielleicht hatte Megenda sich ja in Wirklichkeit für Louchard ausgegeben, obwohl der Erste Maat Namid nie als ein Mensch erschienen war, der über ausreichende Raffinesse und Intelligenz verfügte, um die Piratenstreiche auszuhecken, die Louchard einen Namen eingetragen hatten, der in der ganzen Galaxie gefürchtet war.
    Falls Dinah ihm irgendwelche mildernden Umstände nennen könnte — abgesehen von dem, was er bereits über ihre tragische Kindheit und ihre schlechte Behandlung wußte —, könnte er vielleicht zu einer Einigung mit ihr kommen. Sie war schließlich eine so liebevolle und fürsorgliche Ehefrau gewesen: fröhlich, manchmal sogar ausgelassen, und oft regelrecht kindisch in ihrer Begeisterung während ihrer Ehe. Es schien ihm unvorstellbar, daß sie zugleich eine skrupellose und korrupte Verbrecherin gewesen sein sollte. Vielleicht handelte es sich bei ihr ja um eine Persönlichkeitsspaltung; sollte die sich nachweisen lassen, würde es zu einer Verringerung des Strafmaßes führen. Schon der bloße Gedanke an Dinah, wie sie in einem Raumsarg lag und das Ende des Luftvorrats erwartete, erfüllte ihn mit Entsetzen. Er war entschlossen, irgendeine Lösung für sie zu finden, einen Ausweg. Marmion war ein gütiger und verständnisvoller Mensch. Vielleicht würde sie ihre eigene Strafanzeige gegen Dinah fallen lassen — sofern sie nur von Umständen erfuhr, die die Untat in einem etwas günstigeren Licht darstellten.
    Schließlich hatte Dinah ja nicht selbst den Abzug betätigt, der anderen das Leben auslöschte. Sicher, ihre Mannschaft hatte gemordet, doch als er erstmals herausbekommen hatte, für wen sie angeblich arbeitete, hatte sie ihm versichert, daß die Piraten unter strenger Order standen, stets nur dann auf andere zu schießen, wenn sie selbst unter Beschuß gerieten. Natürlich nahm man sie rechtlich zulässig unter Beschuß, weil sie Verbrecherisches versuchten, so daß sie kein Recht auf Notwehr geltend machen konnten. Ach, du liebes Weltraumfeuer, dachte Namid, ich ergehe mich hier in Spitzfindigkeiten wie ein moderner Gilbert und Sullivan.
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    Er tat einen tiefen Atemzug und öffnete schließlich die Innentür zur Versammlungshöhle. Warmer Nebel umhüllte alles, so daß er sich fühlte, als wäre er in ein Dampfbad geraten. Sofort verspürte er auch eine starke Präsenz, die nichts mit Dinah oder ihrer Mannschaft zu tun hatte. Nun, immerhin hatten ihm geistig völlig gesunde und intelligente Leute ja bereits versichert, daß der Planet zweifellos eine eigene Persönlichkeit besaß.
    »Guten Morgen«, sagte er und kam sich dabei doch eine Spur töricht vor. Aber wenn der Planet ihn tatsächlich verstehen sollte, würde er auch ganz normale Höflichkeiten zu schätzen wissen. »Und es ist tatsächlich Morgen, und ich vermute, du hast in letzter Zeit ziemlich viel zu tun gehabt. Trotzdem würde ich gern ein paar Worte mit dir wechseln.«
    »Paar Worte.«
    War das nun als Erlaubnis zu verstehen? Oder als Beschränkung?
    Namid war sich nicht sicher.
    »Ehrlich gesagt, ist es mit einigen Worten vielleicht gar nicht getan«, fuhr er lächelnd fort. »Ich habe so viele Fragen, die ich gern stellen würde.«
    »Viele Fragen.«
    Wieder wußte Namid nicht so recht, ob er die Antwort als Erlaubnis oder Grenzsetzung

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