Changelings
als auch die Namen
vor ihrem Spiegel einstudiert hatte, seit Marmions Ankündigung, daß sie auf diese Party gehen würden. Aber es zahlte sich schließlich aus, wie jede gute Vorbereitung.
Augenscheinlich hörte ihre Gastgeberin auch ihrerseits auf ihre Gesellschaftssekretärin, denn sie brachte Diegos plötzlichen, neu errungenen Doppelnamen Etheridge-Metaxos und Bunny Rourkes sogar gänzlich ohne Fehler hervor. Natürlich begrüßte sie weder Sally noch Millard mit der gleichen Überschwenglichkeit; statt dessen wies sie ihnen mit einem anmutigen Winken die ungefähre Richtung der üppig aufgetischten Erfrischungen.
»Nun muß ich Ihnen unseren Ehrengast vorstellen«, fuhr
Pleasaunce fort und hakte sich bei Marmion unter, um sie mitten
hinein ins Gewühl der umwerfend prunkvoll gekleideten Leute zu
führen. Sie drängte sich so geschmeidig durch die Menge, daß nur
wenige daran hätten Anstoß nehmen können. Ein, zwei fragende
Blicke der Beiseitegeschobenen - bis man den Störenfried erkannte.
»Macci, Liebster, du mußt unbedingt Marmion de Revers
Allgemeine und ihre Gäste kennenlernen, Oberst Yanaba Maddock-Shongili, Buneka Rourke und Diego Etheridge-Metaxos,
allesamt von diesem unglaublichen Planeten, der intelligent sein
soll, wie sich langsam herumzusprechen scheint.«
Macci, der von der Störung seiner Gastgeberin nicht gerade
erbaut gewesen war - er hatte sich soeben mit zwei ihn
anhimmelnden jungen Frauen unterhalten -, ließ nun die ganze
Macht eines Lächelns vom Typ Charme Nummer - 9 auf seinen wie
von einem Meisterbildhauer gemeißelten Zügen ausbrechen. Als die
beiden Mädchen ein Stück beiseite glitten, bemerkte Yana, daß er
eine Zweit-Haut trug, wie sie im Augenblick schwer in Mode war -
ein schillerndes, aufs engste anliegendes Kleidungsstück, das nur außerordentlich athletische Typen vorteilhaft hervorhob. Und zu
diesen gehörte er ganz zweifellos - wenn er auch einen diskreten, wiewohl dekorativen Lendenschurz trug, wo einige der anderen
Gäste alles heraushängen ließen. Sein Körperbau war fast so
umwerfend wie Seans; er war ein paar Zentimeter größer und in den
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Schultern ein wenig breiter. Eigentlich gar nicht schlecht, mußte sie gestehen.
»Ich kenne Marmie bereits«, erwiderte er und pflanzte einen
väterlichen Kuß auf ihre Stirn, während sein Blick sich auf die anderen drei heftete.
Als er Yanas Hand nahm, empfand sie bei der Berührung eine Art
elektrisches Zucken, das sie überraschte, war sie doch inzwischen mit Sean Shongili verbunden, in der vollen Absicht, daß es auch so bleiben möge. Doch der Mann war auf eine geradezu unverschämte Weise mit Charisma ausgestattet, daß Yana lieber gleich nach dem
Anhänger unter ihrem Kleid griff und ihn fest drückte. Macci - sie hörte, wie Pleasaunce seine Herkunft herunterspulte ... kein
geringerer als Machiavelli Sendal-Archerklausewitch. Und die Frau ließ den Namen gekonnt über die Lippen perlen.
»Was haben Ihre Eltern sich denn nur dabei gedacht, Ihnen das
aufzubrummen?« hörte Yana sich selbst sagen. Sie wußte zwar
genau, wie linkisch sie sich benahm, aber sie hegte auch eine starke Abneigung gegen die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte.
»Einschmeicheln bei den Verwandten«, erwiderte Macci. Er drückte
ihre Hand auf sehr geübte und erotische Weise, gab sie aber sofort wieder frei, als Yana sie fortziehen wollte. »Wir gehörten nun einmal zum jüngsten Zweig.«
»Ach! Heute auch noch?«
»Der Familienleitspruch lautet: >Raffinesse siegt<«, erwiderte er, und seine dunkelblauen Augen tänzelten mit ihren Blicken auf sie hinab.
»Ich möchte meinen, darin sind Sie bereits sehr geübt«, erwiderte sie. Am liebsten hätte sie laut losgelacht, weil sie ausgerechnet dieses Spiel mitmachte. Dann aber begriff sie, daß es ja tatsächlich ein Spiel war, auch wenn er darin sehr viel versierter und erfahrener sein mochte als sie - es könnte dennoch Spaß machen!
»Man tut, was man kann.« Und er schloß sich ihrem Lachen an.
»Ach, liebster Macci, jetzt wollen wir dich nicht länger aufhalten«, warf Pleasaunce schnippisch ein und zerrte Yana und Marmion ganz unpassend aus seinem Zauberbann. »Hier sind ja noch so viele Leute,
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die vor Neugier förmlich sterben und Sie gern kennenlernen
möchten.«
Vielleicht mochten sie tatsächlich vor Neugier sterben, sie kennen zulernen. Yana aber wäre vor Langeweile beinahe selbst gestorben, als sie sich ständig wiederholen mußte: Ja,
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