Changelings
war Farringer Ball ihm irgendwie nie besonders menschlich vorgekommen. Das sah so einem hohen Tier wieder ähnlich, sein einziges Anzeichen von Menschlichkeit gerade dort aufblitzen zu
lassen, wo es allen anderen nur zum Nachteil gereicht hätte. Diego fragte sich mittlerweile schon, was wohl als nächstes geschehen
würde, um sie hier festzuhalten.
Yana war ebenfalls unruhig, das konnte er spüren. Eines Tages kam sie mit Sally vorbeigerauscht, um Bunny auf dem Weg zum Arzt
abzuholen. Yana ließ eine Schwangerschaftsuntersuchung
durchführen und wollte sichergehen, daß Bunny durch die
Trennung von ihrem Planeten keine gesundheitlichen Probleme
bekam.
Als sie zurückkehrte, verhielt Bunny sich merkwürdig ruhig und
nestelte an dem kleinen Beutel mit petaybeeanischer Erde, der so
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ganz und gar nicht zu dem hochmodernen, eng anliegenden Anzug
mit seinen Fuchsien-und Krickentenstreifen passen wollte. »Wie
war's denn so, Bunny?« fragte er. »In Ordnung«, erwiderte sie. »Der Arzt sagt, mein Immunsystem dürfte noch einige Jahre halten, und meine Braunfettablagerungen sind noch nicht groß genug, um fern vom Planeten Unbehagen auszulösen. Aber wenn ich erst einmal
zwanzig geworden bin, werde ich ihn nie wieder allzulange verlassen dürfen, sonst ergeht es mir am Schluß noch wie Lavelle.«
»Na und? Du willst Petaybee doch gar nicht verlassen, oder?«
»Nicht für immer, nein. Aber Charmion hat mich eingeladen, mal
die Berghütte ihrer Familie in den Strigischen Alpen zu besuchen, um ihr dabei zu helfen, ein Hundegespann zusammenzustellen und
Ski zu fahren. Sie hat mir Bilder von der Gegend gezeigt. Es ist
wirklich schön dort - viele wunderschöne Häuser, und das ganze Jahr Blumen, selbst wenn die Berge von Schnee bedeckt sind. Es ist ja nicht so, daß ich Petaybee wirklich verlassen möchte. Es ist nur, daß ich es könnte, wenn ich ... du verstehst sicher, wenn ich wollte.«
»Ich nicht«, erwiderte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich habe schon viele Orte kennengelernt. Auf Petaybee ist es am
besten.«
»Natürlich ist es das«, sagte Bunny. »Aber du hast wenigstens die Wahl gehabt.«
»Sie werden heute abend Gelegenheit finden, diese festlichere
Kleidung zu tragen«, sagte Marmion, als sie aus ihrem Büro in den Hauptraum trat, wo ihre Gäste sich gerade ausruhten. Sie hatten
den Vormittag damit verbracht, eine weitere Ebene zu erforschen
und auch mal wieder der großen Sportanlage einen Besuch
abgestattet, die Bunny so sehr faszinierte. Marmion war begeistert davon, wie Bailey und Charmion ihre Tage auf Gal Drei verbrachten, und die jungen Leute schienen sich offenbar zu mögen, obwohl der
junge Diego manchmal ziemlich still wirkte und Bunny die letzten
beiden Tage nicht ganz so überschäumend gewesen war wie sonst.
Nachdem Yana und Bunny sich bei einem Besuch bei Marmions
Hausärzten davon hatten überzeugen können, daß ihre
Abwesenheit von Petaybee weder ihnen noch Yanas ungeborenem
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Kind Schaden zufügte, hatte Yana sich beträchtlich entspannt.
Anschließend hatte Sally sie überredet, sich eine der
Kosmetikbehandlungen zu gönnen, die auf der Zweiten Ebene
angeboten wurden. Doch auch wenn die Tage ausgefüllt waren, die
ständigen Verzögerungen beim Zustandekommen des CIS—
Ausschusses waren ärgerlich und zerrten an den Nerven.
So gelangte Marmion zu dem Schluß, daß eine etwas massivere
Ablenkung angezeigt sei.
Mit einer Handvoll Notizblättern winkend, erheischte sie die
Aufmerksamkeit ihrer Gäste. »Wir hätten Gelegenheit, auf jeder
Ebene zu irgendeiner Party zu gehen. Woher wissen die nur immer so schnell, daß ich wieder zurück bin?«
Es war eine rein rhetorische Frage. »Aber ich habe nur diese eine Veranstaltung für uns ausgesucht«, fuhr sie fort. »Eine Art
Begrüßung für einen neuen leitenden Angestellten bei ...« Sie
musterte noch einmal das Blatt in ihrer Hand. »Oh, bei Rothschild.
Das bedeutet natürlich, daß jeder kommen wird, der auf Gal Drei
irgendwer ist, und das wiederum bedeutet, daß die Teilnehmerzahl
überschaubar bleibt. « —
»Tatsächlich?« fragte Yana und hob in erstaunter Erheiterung die
Augenbrauen.
»Aber gewiß doch! Im Augenblick gibt es einfach nicht allzu viele >Irgendwers< auf Gal Drei.« Trällernd ertönte wieder Marmions entzückendes Lachen. »Ich habe mir die Gästeliste bereits angeschaut. Die meisten sind Leute, mit denen ich Sie ohnehin bekanntmachen wollte, wenn Sie schon
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