Changelings
glaube ich wirklich, daß wir etwas unternehmen müssen.«
Sie trommelte sich mit dem Zeigefinger auf die Lippen, bis ihre Miene sich wieder aufhellte. »Natürlich! Wir werden das Gerücht ausstreuen, daß Sie im Begriff sind, aufzubrechen!«
»Aber ... was soll das nützen?« fragte Yana, die vor Enttäuschung am liebsten laut losgejammert hätte. Natürlich wäre sie jetzt lieber bei Sean gewesen, um ihm mit diesen unerwarteten Besuchern zu helfen - und sei es nur, sie ebenso schnell wieder vom Planeten zu jagen, wie sie eingetroffen waren. Sie fühlte sich beraubt. Schließlich hatte sie nicht doch noch geheiratet, um ihr Leben fern von dem Mann verbringen zu müssen, den sie liebte und der der Vater ihres Kindes war. Andererseits hegte sie auch nicht den leisesten Wunsch, erst wieder hierher zurückkehren zu müssen, nachdem der CIS-Rat sich endlich zusammengerafft und seine Mitglieder unter einen Hut
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gebracht hätte, nur damit sie, Bunny und Diego ihr Verslein aufsagen konnten, um die Sache endlich hinter sich zu bringen.
»Na ja, solange die glauben, daß Sie einfach hier herumsitzen und abwarten würden, bis die sich organisiert haben, werden sie auch nicht mehr tun«, erklärte Marmion, um nachdenklich innezuhalten und das Flimsy zu mustern, als befänden sich noch weitere, ungelesene Zeilen darauf, die erst der Entzifferung bedurften.
»Obwohl ich nicht verstehe, woher plötzlich diese ganze
Verzögerung kommt, obwohl sie es doch zunächst so furchtbar eilig hatten, Sie hier antanzen zu lassen ... und dabei sind wir schon gekommen, so schnell es nur möglich war ... hm. Na ja, schließlich können sie sich auch an den kleinen Protokollen orientieren ...«
»Irgend etwas faul im Staate Dänemark?« wollte Sally wissen.
»Wenn das auf Dänemark wäre, würde ich die Sache keines zweiten Gedankens würdigen. Aber das hier ist immerhin Gal Drei ... Und mir gegenüber hat man die ganze Angelegenheit als durchaus dringend geschildert.« Mit einem kräftigen Schulterzucken kehrte Marmion in ihr Büro zurück.
»Warum«, fragte Yana, an den Raum gewandt, »soll B. Makem uns auf Petaybee Ärger machen wollen? Ich dachte eigentlich, wir hätten ihm schon ein für alle Male die Augen geöffnet, was seinen ehemaligen Arbeitgeber betrifft.«
»Ja«, stimmte Millard nachdenklich zu. Dann begann er,
Befehlskodes in sein Terminal einzugeben. »Wir werden sehen.«
Unruhig ging Yana auf und ab. Sie sorgte sich um Sean. Jetzt, wo man ihm wer weiß wie viele Leute auf Petaybee abgesetzt hatte, würde er in Arbeit förmlich ertrinken. Sie las die Nachricht noch einmal, während ihre freie Hand automatisch zu dem kleinen Beutel mit petaybeeanischer Erde wanderte, der ihr ganz allgemein Trost zu spenden pflegte, während sie zugleich versuchte, mehr aus Seans Worten herauszulesen, als es auf den ersten Blick den Anschein zu haben schien. Selbst wenn Johnny Greene die Nachricht abgesetzt hatte, war sie doch von Sean und auch von dessen Hand, daher war sie selbst Sean, und so zog Yana aus diesem Kontakt soviel Trost, wie sie 79
nur konnte. Es war töricht von ihr - noch dazu in ihrem Alter! -, daß sie den Mann so verzweifelt brauchte, und doch war es so.
Da befand sie sich nun hier, mitten im Herzen des Luxus, wo man sich skrupulos um sie kümmerte, sie nach Strich und Faden verwöhnte und beköstigte, und doch gefiel ihr das alles kein bißchen, nur weil Sean nicht da war, um diese.. ganzen Absurditäten mit ihr zu teilen - etwa Macci und seine Zweit-Haut und seinen Lendenschurz. Sean hätte in einem solchen Aufzug mindestens genausogut ausgesehen höchstwahrscheinlich sogar noch besser, weil er schließlich über seine eigene zweite Haut verfügte, falls es darum gehen sollte. Die Erinnerung daran brachte Yana zum Lächeln, und sie begann an der Nachricht herumzuknabbern, bis ihr auffiel, was sie da tat. Sie war wirklich ein undankbares Geschöpf, vor allem in Anbetracht der vielen Mühe, die Marmion sich gab, um es ihr so bequem wie möglich zu machen und ihr nach allen Regeln der Kunst zu helfen. Nicht, daß sie das alles nicht zu schätzen gewußt hätte -aber schließlich hatte sie sich doch ganz gut an die Unbequemlichkeit Petaybees gewöhnt! Jetzt würde sie wieder von vorn anfangen müssen, sie lieben zu lernen. Schon bald würde es zu schneien anfangen, und sie würde es vermissen. Dann würde alles zufrieren, und auch all die anderen Wunder Petaybees, die sie bisher noch nicht aus erster Hand
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