Chanur-Zyklus 2 - Das Unternehmen der Chanur
ungetrübt aus diesen jungen Augen.
Dummes Kind,
dachte Pyanfar. Und dann sagte sie zur ganzen Mannschaft: »Was ist aus unserer Fracht da draußen geworden?«
»Die Container auf dem Dock waren verschwunden, als wir zurückkehrten«, berichtete Tirun.
»Wir haben bei der Station wegen des Diebstahls Anzeige erstattet. Die Container im Schiff sind in Sicherheit.«
»Die Kif sind wirklich
schnell.
Fahr die Energie hoch! Wir benutzen die Systeme der Station, halten aber unsere eigenen in Bereitschaft. Haltet die Augen offen, verstanden? Fragt mich nicht, wie lange das dauern wird! Ich will wissen, wo die ankommende Sendung steckt.«
Niemand erwähnte die Kosten oder was die Stsho vielleicht unternahmen. Niemand redete von Konzessionen, von Anlegerechten und Routen, die wiederzuerlangen schon viel zuviel gekostet hatte. Niemand erwähnte Khym, eine private Verrücktheit, die schon lange zu einer öffentlichen geworden war. Kein Blick zurück. Keine Proteste. Nur ruhige Bewegungen, mit denen sich alle an ihre Stationen begaben, das Quietschen von Sesseln, als rings um Pyanfar herum alle wieder Platz nahmen. Sie selbst warf ihren Sessel heftig herum und rief die gespeicherten Funksprüche ab. Von einem nicht identifizierten Mahendo‘sat: »Ich zurücklassen Schreibkram, zurücklassen Container selbes Stationsbüro. Gute Reise. Müssen rasch fliegen. Selbes Sie.«
Sie holte tief und bebend Luft.
Von der
Ayhars Wohlstand:
»Banny Ayhar an Pyanfar Chanur: Wir haben etwas zu besprechen. Ich schlage vor, wir tun es im geheimen. Ich schlage vor, Sie bringen Ihre Zeugen mit auf mein Schiff. Erwarte sofortige Antwort.«
»In einer mahen Hölle!«
»Käpt‘n?«
Pyanfar hielt sich davor zurück, dem Pult Gewalt anzutun.
»Antwort an die Ayhar: Sagen Sie das den Kif.«
»Käpt‘n...«
»Sende das!«
Geran zog den Kopf ein und beugte sich über die Tasten.
Weitere Nachrichten krochen vorbei, überwiegend stsho: Ein Dutzend Klagedrohungen von seiten wütender Basarkaufleute; zwei ehrenrührige Briefe von im Hafen liegenden Stsho-Schiffen, die Chanurs geistige Gesundheit in Frage stellten; andere redeten nur unzusammenhängendes Zeug. Vier weitere Nachrichten waren anonyme Glückwünsche in mahen Pidgin, die sich zum Teil lasen, als hätten Betrunkene sie geschrieben; einer schwatzte irgendwelche religiösen mahen Slogans und bot Unterstützung an.
Von der
Wachsamkeit
kein Wort.
»Tirun«, sagte Chur hinter ihr, »habe Kontakt mit dem Zoll.«
Und einen Moment später:
»Käpt‘n«, meldete sich Tirun, »bin mit dem Leiter des Zolls verbunden. Behauptet, die Papiere für diese Sendung seien nicht in Ordnung.«
Pyanfar warf ihren Sessel herum. »Der Direktor hat das geklärt! Sage das gtst!«
»Der Zollchef sagt, du müsstest kommen und unterschreiben.«
»Ich habe den verdammten Wisch schon unterschrieben!«
Tirun gab das weiter, wenn auch höflicher formuliert. Sie hob die bernsteingelben Augen und zuckte mit den Ohren.
»Gtst
sagt, das wäre die Zollfreigabe gewesen. Jetzt wollen sie noch eine Verzichterklärung gegen Ansprüche des Versenders...«
Pyanfar schaltete auf den eigenen Kom um. »Hier spricht Pyanfar Chanur. Wenn ich dorthin komme, bringe ich alle meine Leute mit, verstanden? Und Sie können
das
Ihrem Direktor erklären, Sie plattgesessener, flacharschiger Bürokrat!«
Schweigen am anderen Ende. - Sie unterbrach die Verbindung. »Tirun: ihr geht über das Dock in dieses Büro und bewacht die Container auf dem ganzen Weg.«
»Die Kif«, warf Tirun ein.
»Verdammt richtig, die Kif. Sie haben ihren Bluff bei den Stsho angebracht.«
»Zoll meldet sich wieder«, sagte Chur.
»Gib es auf Fünf!« Sie gab es ein. »Nun?«
»Ich muss mich nach meinem Plan richten, Hani.«
»Sie haben uns gerade an die erste Stelle gesetzt, verstanden? Ich schicke mein eigenes Sicherheitspersonal hinüber. Ich bin schon einmal auf dieser gottverlassenen Station beraubt worden. Nicht noch einmal!«
Sie unterbrach die Verbindung, lehnte sich zurück und atmete sehr lange und auch tief aus.
Sie starrte Tirun an. »Los!«
»Aye!« Tirun und Chur erhoben sich hastig und eilten zur Tür.
»Bewaffnet euch und nehmt einen Taschenkorn mit!«
rief Pyanfar hinter ihnen her. »Und seid, verdammt noch mal, diskret dabei!« Sie warf den Sessel nach links herum und wandte sich an Haral. »Ich möchte, dass der vordere Laderaum erwärmt und unter Druck gesetzt wird.«
»Wie lange steckt Tully schon in seinem Container?«
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