Chanur-Zyklus 3 - Die Kif schlagen zurück
sie ein Loch in die Decke brannte. »Mach dir keine Sorgen mehr, Tully, wir haben dich.«
Der Aufzug war in Funktion, als sie den Hauptkorridor erreichten. Hilfy kam aus der Kabine und rannte auf sie zu.
»Er ist okay«, sagte Geran.
Hilfy blieb mit besorgtem Gesicht stehen, als sie Khym sah und erkannte, welche Situation hier bestand. Aber Tully streckte eine Hand aus, und sie packte ihn am Arm, Khym hin, Khym her. »Hilfy.« Tully versuchte unbeholfen, auch sie am Arm zu packen, während Khym, der jetzt wieder ging, ihn weiterhin auf den Armen hielt. »Hilfy«, sagte Tully ein ums andere Mal.
»Huh«, sagte Pyanfar. Es tat ihr gut, zu sehen, dass Hilfys Ohren wieder aufrecht standen und ihre Augen so leuchteten. Als wäre etwas repariert worden. »Ihr Götter, bringt ihn ins Bett! Wir haben jetzt andere Probleme.«
Sie lehnte sich an die Korridorwand, nachdem Khym Tully weggebracht hatte. Pyanfar gegenüber sackte auch Tirun an die Wand, auf einem Bein stehend: Die Wunde, die Tirun vor zwei Jahren auf der Treffpunkt-Station davongetragen hatte, die Wunde, für deren richtige Behandlung sie auf jener Reise nie die Zeit gefunden hatten - ihr Götter, sie bekam es wieder mit der Angst zu tun. Sie dachte an Chur, die auf Kshshti zusammengeflickt worden war. Wie die
Stolz
selbst.
»Kefk«, sagte Haral, die sich neben ihrer Schwester an die Wand lehnte, »das wird eine harte Sache, Käpt‘n.«
Pyanfar lauschte. Geran holte sie ein und gesellte sich zu ihrer Gruppe. Pyanfar fühlte sich benommen. Ihr Bauch tat weh vom langen Gehen und aufgrund des innigen Wunsches, Rhif Ehrran das Genick zu brechen. »Götterverdammt richtig, eine harte Sache.« Sie stieß sich von der Wand ab und folgte dem Korridor zum Aufzug, allein.
Ihr Götter, die Besorgnis und das Vertrauen in Harals Augen! Die älteste ihrer Freunde und die beste; Tirun war ein Jahr später dazugekommen, Geran und Chur zwei Jahre danach.
Fünf Hani mit ein paar grauen Haaren um die Nase und mit Schmerzen, wenn sie rannten; dazu ein junges, dummes Kind.
Ein einzelner Mensch und ein Hani-Mann, der über seine besten Jahre hinaus war... Irgendwann, als sie mit der ganzen Sache angefangen hatte, war Pyanfar noch von Ambitionen erfüllt gewesen: Handelsabkommen mit den Mahendo‘sat und den Menschen, um Chanurs finanzielle Schäden zu decken; das Schiff wieder standardmäßig herzurichten... Na ja,
das
wenigstens hatte sie erreicht. Und die
Stolz
hatte jetzt veränderte Umrisse, größere Generatorflügel, fremde Systeme, mit denen sie Chanurs Feinde zu Schlaufen knoten würde, falls es zu einer Auseinandersetzung im Raum kam.
Aber sie hatte es auch noch mit Feinden anderer Art zu tun - zum Beispiel mit dem Debattensaal des
Han,
wenn Rhif Ehrran dort aufstand, Anklagen erhob und Chanur stürzte.
Khym, ihr Götter, Khym... Sie liebkoste diesen Augenblick innerlich, diesen Moment, an dem er Ehrran auf den Docks getrotzt hatte. Aber es war teuer. Es würde sehr viel kosten, wenn Ehrran und die
Wachsamkeit
nach Hause kamen. Chanur hatte viel auf seinen Umgang mit Fremden gesetzt, hatte zuviel riskiert. Chanur war es wie der
Stolz
selbst ergangen: Es war nur noch zur Hälfte Hani, hatte jetzt fremde Umrisse. Fremder Reichtum hatte diese Veränderungen erkauft.
Aber wieder nach Hause zurückkehren? Wieder das Heim ihres Clans sehen? Wieder wie eine Hani handeln, und nicht wie eine mahen Agentin, gekauft und bezahlt?
Sie drückte den Liftschalter. Drehte sich um. Die Crew war weiter unten im Gang geblieben, war ihr nicht gefolgt. Vielleicht spürten sie ihre Stimmung. Pyanfar winkte, und Haral sah es und brachte die anderen mit.
Ein weiteres Hani-Schiff war von der Hani-Rasse getrennt worden, vor zwei Jahren:
Tahars Mondaufgang.
Es diente heute den Kif. Und es hatte eine Zeit gegeben, da wäre sie, Pyanfar, sowohl auf Docks als auch im Raum auf Tahar losgegangen und hätte gewusst, dass es richtig war.
Die Kabine traf ein. Die Crew ebenfalls. Pyanfar fiel noch etwas ein, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Wir haben immer noch diesen Kif an Bord«, sagte sie.
»Wir können ihn hinauswerfen«, meinte Tirun. »Wir haben bekommen, was wir wollten.«
Pyanfar dachte darüber nach, die Kralle am Liftschalter festgehakt. Aber alles, was sie über Kif wusste, löste bei diesem Gedanken Alarm in ihr aus.
»Sfik«,
sagte sie. Sie wies die anderen in den Aufzug und folgte ihnen. »Wenn wir ihn hinauswerfen, verlieren wir ein Sfik- Objekt, nicht wahr, was
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