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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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als Versager.«
    Jerry machte Anstalten zu einer Zwischenbemerkung; Tom ließ sie jedoch nicht zu Wort kommen.
    »Na schön, ich übertreibe, ich geb’s zu, aber nicht sehr, hmm?«
    Wortlos lenkte Jerry ein.
    »Und Superlativo ist die Universität der Universitäten. Da wird Jerry nicht widersprechen, ich weiß es. Als wir an eine ihrer Fakultäten berufen wurden, sind wir aus Freude dermaßen außer uns gewesen, daß wir es Ihnen nicht einmal mit Computerunterstützung schildern könnten. Und in dem Moment, als Dekan und Clubkassenverwaltung uns informierten, wir dürften eine Reisegruppe von Studenten aus den reichsten und aufstrebendsten Familien der Galaxis auf ihrem ersten Ausflug zur Erde begleiten…«
    »Leider ist es für uns zwei nicht nur der erste, sondern absolut unzweifelhaft auch der letzte Ausflug zur Erde«, sagte Jerry erbittert dazwischen. »Verstehen Sie, das sind nicht unsere Studenten.«
    »Wieso nicht?«
    »Wie sind denn verdorbene Sprößlinge hyperreicher Familien?« fragte Tom. »Eilen sie bereitwillig Unfallopfern zu Hilfe? Prahlen sie mit Treue und Dankbarkeit gegenüber ihrer Alma Mater?«
    »Oder entziehen sie sich der langweiligen Bildungskomponente ihres Besuchs auf der Erde«, meinte Jerry, »indem sie lebensechte Simulacren vorschicken, die darauf programmiert sind, tadellose Teilnahme vorzutäuschen, während sie selbst sich mit anderen Beschäftigungen abgeben?«
    »Zum Beispiel?« fragte Quaddel nach kurzer Gesprächspause, in der er das Problem der beiden Dozenten zwar erkannt, aber nicht durchschaut hatte.
    »Allem möglichen«, entgegnete Tom. »Wir haben erlebt, wozu sie daheim imstande sind… Oder vielmehr, an der Uni. Was glaubst du, Jerry, wo man sie antreffen könnte? Wo kann man in den wildesten Ausschweifungen schwelgen, wo den extremsten Nervenkitzel finden?«
    Mit einer Miene der Hoffnungslosigkeit hob Jerry die Schultern. »Vielleicht suhlen sie sich in den Schänken des Montmartre, um sich zur Gaudi harten und weichen Schanker zu holen?«
    »Oder vergiften sich in Shanghai in einer Opiumhöhle ihr Gehirn.«
    »Oder sie lassen sich in einer spanischen Stierkampfarena spaßeshalber verstümmeln.«
    »Eher im Collosseum.«
    »Oder sie futtern in Polynesien Langschwein.«
    »Ich würde sagen, wahrscheinlicher ist, sie haben die Opfer eigenhändig abgeschlachtet.«
    Quaddel verspürte eine Anwandlung der Unruhe. Möglicherweise normalisierten sich allmählich seine Emotionen. Nein, das war nicht der Fall. Er überlegte, daß Horace Dingsda und sein Busenfreund, könnte man tatsächlich in Ozeanien dem Kannibalismus frönen, nicht den Versuch nötig gehabt hätten, sich frisch abgetauten Kryogenik-Gefrierfleischs zu bemächtigen, und im Zusammenhang mit dem Verzehr von Menschen so zu denken, war für einen fühlenden Mitmenschen ein doch allzu rationaler und logischer Kontext. Wahrscheinlich war lediglich ein Gerücht kolportiert worden. »Ach, aber sicher ist es…«, fing Quaddel hastig einen Satz an.
    »Sicher?« unterbrach Jerry ihn barsch. »Sicher ist nur eins, je abwegiger das Erlebnis, um so wahrscheinlicher ist es, daß sie sich hemmungslos hineinstürzen. Wenn Sie wüßten, was wir über die längst übersättigten Neigungen unserer >jungen Freunde< wissen… Demnächst kaufen sie Planeten, um sie aus Vergnügen zu sprengen, bewohnte Planeten! Hab ich recht, Tom?«
    Trübsinnig nickte ihre Ortho-Gattin und zuckte die Achseln.
    »Wann haben Sie gemerkt«, erkundigte sich Quaddel, »daß mit denen was nicht stimmt?«
    »Nicht so bald, wie wir’s hätten sollen«, seufzte Tom. »Während der Reise haben sie sich so ganz normal unerträglich benommen wie immer, aber am Tag nach der Ankunft auf der Erde verhielten sie sich auf einmal derartig brav und ordentlich, daß mir ganz unbehaglich zumute wurde.«
    »Warum hast du davon nichts erwähnt?« warf Jerry ein.
    »Ich hab’s dir gesagt. Aber du warst der Ansicht, das läge daran, daß sie voller Ehrfurcht vor dem Mutterboden Mutter Erdes seien, auf dem unsere Spezies entstanden ist und den sie jetzt hätten betreten dürfen… Als ob etwas so Abstraktes wie Geschichtsbewußtsein jemals solche Typen beeindruckt hätte.«
    »Dann gibt es meines Erachtens immerhin einen Trost«, sagte Quaddel. »Ohne die Studenten wird Ihr Aufenthalt auf alle Fälle erheblich angenehmer sein, nicht wahr? Ich meine, weniger strapaziös.«
    »Das stimmt«, räumte Tom trübselig ein. »Andererseits, wenn wir nach Hause zurückkehren

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