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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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vermutlich den geringsten Schrecken. Die Tatsache, daß er ihn ein sicherer Abstand von dem Unfallort trennt, begünstigte sicherlich seine Gelassenheit, konnte aber unmöglich die ganze Erklärung für seine innere Distanziertheit sein. >Königin Elisabeth< und ihre Höflinge hingegen waren angesichts des Einsturzes der Tribüne schier außer sich vor Aufregung, auch die schöne Hofdame; sie sogar besonders, sie rang die Hände. »O nein«, rief sie. »Doch nicht hier auch! Ich halt’s nicht aus!«
    Und Tränen kullerten ihr aus den glänzenden Augen.
    Rings um sie rannten die Leute in heller Panik auseinander, niemand spendete ihr Trost. Quaddel verwünschte die Fassadenwand, die ihn von ihr fernhielt, kam auf die Idee, vielleicht könnte er die Attrappe mit den bloßen Händen durchstoßen, drosch sich bei dem Versuch, der ergab, daß er es nicht konnte, schmerzhaft die Knöchel der Faust wund und lief schließlich um die Fassade herum.
    Ein Gedränge furchtgeschüttelter Menschen versperrte ihm den Weg. Als er die Stelle erreichte, wo das Mädchen in Grau gestanden hatte, war es dort nicht mehr zu sehen.
    Nach einigem Zögern zuckte er philosophisch die Achseln und ging nachschauen, wie es ihm möglich wäre, den Verletzten behilflich zu sein.
     
    Die bündige Antwort lautete: herzlich wenig. Schon die oberflächlichste Beurteilung der Situation machte ersichtlich, daß jemand mit erstaunlicher Promptheit reagiert hatte, und auf den zweiten, höchstens jedoch den dritten Blick sah man, wer sich dies Verdienst erworben hatte.
    Vierzig Jugendliche beiderlei Geschlechts, hochaufgeschossen und gutaussehend, sich sonst jedoch nicht auffällig ähnlich, hatten sofort ihre elisabethanischen Umhänge und Halskrausen abgeworfen, unter denen gleichartige blaue Blusen und lila Kniehosen zum Vorschein kamen, und erste, entscheidende Hilfsmaßnahmen getroffen. Sie hatten auf der Tribüne in der ersten Reihe gesessen und waren deswegen durch den Einsturz der Konstruktion am wenigstens in Mitleidenschaft gezogen worden. Quaddel entsann sich, daß er sie schon bemerkt hatte, während er – natürlich war das gewesen, ehe das Mädchen in Grau aufkreuzte – den hohen Anteil attraktiver Personen unter der Menschenmenge konstatierte. Die Gruppe hatte eindeutig wie ein Trupp ausgebildeter Sanitäter reagiert, so daß man jetzt, als endlich weitere Hilfe eintraf, die Lage längst unter Kontrolle hatte.
    Und da öffnete sich auf einmal inmitten der Luft ein Art von Fenster.
    Das war die einzige Weise, wie Quaddel sich vorstellen konnte, es zu beschreiben. Manchmal sah es so aus, dann wieder nicht so richtig, sondern mehr wie…
    Nun, wenn er vollauf ehrlich sein wollte, etwas Vergleichbares hatte er überhaupt noch nie gesehen. Folglich war es besser, sagte er sich, er konzentrierte sich auf das, was passierte, nicht darauf, wie es geschah, denn hätte er es nicht mit eigenen Augen gesehen, er hätte kategorisch behauptet, es sei unmöglich. Ob das Phänomen irgendwie mit dem sogenannten Duckmannschen Direkttranslokator zusammenhing? Er nahm sich vor, sich bei nächstbester Gelegenheit danach zu erkundigen, war sich jedoch gleichzeitig darüber im klaren, bei der Geschwindigkeit, mit der dies künftige Zeitalter ihn mit Rätseln bombardierte, würde er seine Absicht wahrscheinlich eher vergessen als behalten.
    Aus dem Loch in der. Luft trat eine stattliche, schwarzgekleidete Frau, schob sich auf dem ansehnlichen Busen eine Amtskette zurecht. Sie hob den Kopf, als lauschte sie auf eine für Quaddel unhörbare Mitteilung, dann räusperte sie sich und wandte sich an die Jugendlichen.
    »Hallo, Kinder, mal hergehört! Ich bin die Bürgermeisterin der Bürgerschaft in der Rekapitulationszone Los Angeles.«
    Mit schüchternen Mienen drehten die Jugendlichen in Blau und Lila sich um.
    »Wie mir mitgeteilt worden ist, haben Sie vorhin den neuen terranischen Rekord in Schnelligkeit bei spontaner Hilfeleistung aufgestellt.«
    Verlegen traten die Teenager von einem auf den anderen Fuß.
    »Außerdem bin ich darüber informiert worden, daß Sie von der angesehensten Universität der Galaxis kommen, dem Kollegium Superlativo auf Bibraxia.«
    Da verflog die Verlegenheit der Jugendlichen. Stolz richteten sie sich höher auf, einer strahlte den anderen so freudig wie das sprichwörtliche Honigkuchenpferd an. »Jawohl«, riefen sie wie aus einem Mund.
    Am Rande war Quaddel sich dessen bewußt geworden, daß neben ihm inzwischen ein Mann und eine

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