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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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erhalten keine Kopie alter Produkte, sondern ein auf dem geistigen Amboß des KryoKonserven-Regisseurs Gunther von Schwartenkracht perfektioniertes Meisterwerk!«
    Der Tonfall der Stimme veränderte sich leicht, zwar nur minimal, aber hörbar.
    »Und diese Fassung ist eine wirklich ganz besonders einmalige Version. Diese, nur diese VoyeurKopie enthält die beispiellosen Aufnahmen vom Einsturz der Zuschauertribüne! Hören Sie das Publikum vor Schrecken schreien und aufheulen! Sehen Sie, wie Zuschauer vor Entsetzen urinieren! Riechen Sie (falls erwünscht und gegen geringen Aufschlag) die daraus resultierenden Düfte! Noch keine Verfilmung der Hinrichtung der Schottenkönigin Maria Stuart hat derartig aufsehenerregende Szenen geboten!«
    Die Stimme sank um eine halbe Oktave herab und vertroff Ehrlichkeit, als liefe Honig von einem Brötchen.
    »Selbstverständlich versichern wir Ihnen, daß der Film Sie unter gar keinen Umständen in irgendwelchen entwürdigenden Situationen zeigt, außer es wird Ihrerseits ausdrücklich gewünscht, und in diesem Fall empfehlen wir Ihnen, so bald wie möglich Ihren Kurier zu verständigen. Auf alle Fälle haben Sie, *Nixy Anangaranga-Jones*, dank Ihrer klugen Bevorzugung der Erde als Urlaubsziel Ihre großartige Sammlung wertvoller Erinnerungsandenken um eine hochgradig attraktive Erlebnisaktion bereichert!«
    »Moment mal!« entfuhr es Quaddel.
    »Ja, bitte?«
    Vermutlich war es eine Maschine, die die Reklame absonderte; aber falls diese Annahme stimmte, handelte es sich jedenfalls um eine äußerst hochentwickelte Apparatur. Aber damit mußte man heutzutage wohl rechnen.
    »Mein Name lautet nicht Nixy. Ich nix Nixy Nixda.«
    Damit sprach er die reine Wahrheit. Doch im nächsten Augenblick bereute er seine Anwandlung der Wahrheitsliebe.
     
    Plötzlich befand er sich in einem Raum, der gewisse Ähnlichkeiten mit einer der Umkleidekabinen aufwies, wie sie ihm aus vergangenen Kaufhäusern geläufig waren, doch fielen sofort bestimmte Unterschiede auf; zum Beispiel bestanden die Wände – und wie er sah, als er aufblickte, galt das auch für die Decke – aus transparenten Flächen, auf die man Bilder einiger Weltwunder projizierte. Er erkannte die Pyramiden, obwohl sie auf dem Kopf standen, dann die Simbabwe-Ruinenstätte und Machu Picchu, ferner die Potala, die ihm wie ein alter Freund vorkam, auch wenn er sie nie besucht hatte, doch die fünfte Abbildung zu erkennen, bereitete ihm einige Mühe: sie zeigte die mit Ranken überwucherten Überbleibsel Cape Canaverals. Freilich, wenn die Menschen heute zu den Sternen zu reisen verstanden, welche Verwendung sollten sie dann nur für diese alten Umweltverschmutzerraketen haben?
    Aus dem Nichts raunte eine intersexuelle Stimme auf Quaddel ein.
    »Möchten Sie sich im Interesse der historischen Authentizität selbst entkleiden, oder wünschen Sie die Umkleidung durch uns erledigt zu haben? Um Ihnen Verlegenheit zu ersparen, kann der Vocoder, ganz nach Ihrem Wunsch, so moduliert werden, daß die gegenwärtig hörbare Kommunikationsstimme Ihrem oder einem anderen Geschlecht entspricht.«
    Eine Pause schloß sich an. Quaddel überlegte, ob er sich selber ausziehen wollte, oder es, und wenn nur aus Neugier, erledigen lassen sollte. (Weshalb mußte er überhaupt die Kleidung ausziehen? Hatte man vor, ihn zu desinfizieren oder zu entlausen, ehe er sich endlich an die Mahlzeit setzen durfte, deren Duft ihm schon die ganze Zeit hindurch die Nase umwehte?) Ach, verdammt noch einmal! (Jetzt dachte er schon wieder in Parenthese!)
    Er fing mit dem Überlegen von vorn an, doch es war zu spät. Die Maschine hatte eigene Schlußfolgerungen gezogen und schnurrte die nächsten Äußerungen, so daß sie wie die Stimme Eartha Kitts klang.
    »Da Nacktsein, außer in gleichgeschlechtlichem Milieu wie Bädern oder Sportanlagen, Menschen Verlegenheit verursacht und Sie keine gegenteiligen Instruktionen erteilt haben, wird von jetzt an eine weibliche Stimme verwendet und Ihre Bekleidung durch uns für Sie entfernt.«
    Quaddel neigte zum Widersprechen, da machten weiche Tentakel sich an ihm zu schaffen. Von den Füßen aufwärts und vom Hals hinab wurde er entkleidet, entledigte man ihn der Schuhe und sonstigen Kleidungsstücke. Elektrisches Gekribbel durchströmte Zehen, Finger, Kopfhaut und vereinte sich im Zwerchfell zu einem kugelblitzartigen, leichten Stromschlag. Niemals hätte er geglaubt, daß der Akt des Entkleidens so sinnlich ablaufen könnte.
    Oder das

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