Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
Frau in schlichter Kleidung standen und sich an den Händen hielten. Bis jetzt hatte er keinen Gedanken an sie verschwendet. Plötzlich fiel ihm jedoch auf, beide waren den Tränen nahe: der Mann unterdrückte ein Schluchzen, die Frau schniefte.
    »Zum Dank und zur Anerkennung für Ihren selbstlosen Beistand und Ihre Geistesgegenwart sind Sie als Gäste zu einem öffentlichen Großempfang eingeladen«, gab die Bürgermeisterin bekannt, die noch begeisterter strahlte als die Studenten. »Vermutlich sind Sie mit Dozenten unterwegs? Ja? Dann müssen sie natürlich auch geehrt werden. Ausschließlich tiefe Hingabe an den Lehrberuf und die Vermittlung hochgeistiger Einsichten bei seiner Ausübung können junge Menschen wie Sie sittlich dazu befähigen…«
    Das restliche Blahblah der Bürgermeisterin konnte Quaddel nicht mehr verstehen. Neben ihm waren der Mann und die Frau sich blindlings in die Arme gefallen und weinten hemmungslos.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« fragte Quaddel, dessen Hilfsbereitschaft die Kryogenik offenbar nicht erfroren hatte. »Ich nehme an, Sie haben eben bei dem Unfall Ihnen nahestehende Menschen verloren. Ich bin zwar hier fremd und in dieser Welt nicht so ganz zu Hause, aber…«
    »Wir sind…«, preßte die Frau unter Tränen hervor, hob den Kopf und rieb sich die Augen. Mehr schaffte sie nicht. An ihrer Stelle wollte der Mann Quaddel antworten, doch brachte er nur ein einziges Wörtchen heraus, ehe das Weinen auch ihn erneut überwältigte.
    »… die…«
    Daraufhin nahm die Frau sich für einen Augenblick soweit zusammen, daß sie den Satz doch beenden konnte.
    »…Dozenten.«
    Danach schluchzten beide noch erbärmlicher als zuvor, während Quaddel sie verständnislos musterte.
    »Ich muß zugeben, daß ich nicht verstehe, was los ist«, bekannte er nach einem Weilchen. »Warum sind Sie nicht stolz? Gerade hat die Bürgermeisterin dieser anscheinend nicht unbeachtlichen Rekapitulationszone, auch wenn sie nicht mehr die Stadt ist, die ich früher mal kannte – ich bin nämlich, was man heutzutage so nett >Gefrierfleisch< nennt, dagegen ist die Stadt ziemlich zusammengeschmolzen – eine öffentliche Feierlichkeit anberaumt, um Ihre Studenten für den bewundernswerten Beweis heldenmütiger Hilfswilligkeit auszuzeichnen, den sie erbracht haben, aber Sie… Wenn Sie nachvollziehen können, was ich meine… Vielleicht können Sie’s ja nicht… Äh…«
    Quaddel schöpfte tief Luft.
    »Aber wieso nicht? Sie sind doch nicht hinterm Mond, oder?«
    »Hinterm Mond?« wiederholte die Frau. »Nein, selbstverständlich nicht, niemals würden wir vor unserer Verantwortung davonlaufen. Obwohl wir nicht wissen, was aus den Studenten geworden ist, über die wir die Obhut behalten sollten.«
    »Aber zur Erde haben wir sie gebracht«, beteuerte sofort ihr männlicher Begleiter. »Da sind wir sicher. Das sind wir vor jedem Gericht der Galaxis zu schwören bereit.«
    Er zückte Taschentücher. Das Paar wischte sich die Augen trocken.
    »Aber denken Sie doch an diese jungen Leute«, sagte Quaddel befremdet. »Eben hat die Bürgermeisterin klar festgestellt, daß sie Ihnen alle Ehre gemacht haben.«
    Die Frau schnaubte geringschätzig.
    »Das sind nicht die Studenten, mit deren Aufsicht man uns betraut hat.«
    »Ich… äh… Das kapier ich nicht.«
    »Offensichtlich nicht.« Die Dozentin blickte ihren Begleiter an. »Willst du’s ihm erklären, oder soll ich es tun?«
    Der Mann stöhnte auf, strich mit der Hand über eine glatte, braune Stirnlocke.
    »Na gut, ich will’s mal versuchen. Zögern Sie aber nicht, mich zu unterbrechen und zu fragen, wenn Ihnen etwas unklar bleibt… Schön, dann lassen Sie mich damit anfangen, daß ich uns Ihnen vorstelle. Das ist Jerry, und ich bin ihre Sekundäre Ortho-Gattin Tom.«
    Zu gerne hätte Quaddel gefragt, wie ein Mann eine Ortho- oder sonst irgendeine Art von Gattin sein konnte, doch aus Sorge, das Paar möglicherweise von neuem aus der Fassung zu bringen, nickte er nur und gab sich alle Mühe, eine Miene des Bescheidwissens zu zeigen.
    »Ich weiß nicht, wieviel Ihnen über Bibraxia geläufig ist.«
    Diese Frage vermochte Quaddel in vollständiger Gewißheit zu beantworten. »Gar nichts.«
    Beide sahen ihn leicht verwundert an, doch Tom setzte seine Erläuterungen fort.
    »Na, jedenfalls ist dort das galaktische Bildungszentrum par excellence. Verdient jemand im Jahr eine Milliarde und kann seine Kinder an keine Universität auf Bibraxia schicken, gilt er

Weitere Kostenlose Bücher