Chaos Kriege Erstes Buch: Die Wächter der Elemente, Teil 1 (German Edition)
einem Hieb aus.
» Reden!«, flehte das Untier und die Klinge bremste vor dem Arm ab. Der Wolfsgesichtige blickte mit aufgerissenen Lidern und schwerem Atem auf den gehärteten Stahl in der Nähe seines Fleisches und überprüfte reflexhaft alle Funktionen seines Armes, indem er jeden Finger einzeln bewegte.
»Geht doch !«, erwiderte der Söldner lächelnd. »Also, warum habt ihr dieses Dorf überfallen?«
» Hassen Menschen!«
Der Söldner blickte auf den Leichenstapel und frohlockte: »Das Morden ist euch wahrlich gut gelungen!«
» Rache«, geiferte der Wolfling nur noch schwächlich. Er schien langsam das Bewusstsein zu verlieren.
»Wa s treibt euch in diese Gegend?«
» Langer Marsch.«
»Und wohin sollte die Reise gehen ?«
Die Augen des Wolflinge verdrehten sich wieder, die Zunge hing halb hinaus und war unter den roten Blut- und Speichelflecken grün und blau verfärbt. Er hatte nicht mehr lange zu leben und stotterte: »Tristurg.«
Der Söldner hatte von diesem Gebirge schon einmal gehört. Schreckliche Geschichten waren im Umlauf. Er meinte zu wissen, dass er im östlichen Teil des großen Erdreiches lag.
» Larsenor!«, rief er plötzlich laut seinem Gegner zu. »Liegt das Reiseziel im Lande Larsenor?«
Der Wolfling antworte nicht. Er schien nun endgültig abzutreten und schloss langsam die Augen. Wieder musste er sich einen Tritt mit dem Stiefel über sich ergehen lassen und er war sogleich wieder da.
»Liegt der Berg in Larsenor? Sag!«, setzte der Söldner nach.
» Nicht wissen«, hauchte das siechende Untier.
»Was wollt ihr dort? Warum nehmt ihr eine solch weite und gefährliche Reise auf euch?«
» Mächtiges Wesen …« Seine Augen glänzten bei diesen Worten.
» Was für ein Wesen?«, die Angelegenheit wurde immer aufschlussreicher.
»Stark, groß, mächtig!« Der Wolfling schien so kurz vor dem Tode regelrecht zu fiebern.
»Warum hat es euch nach Tristurg beordert?«
»Befehl !«
Der Wolfling brach abermals zusammen und er musste ihm erneut einen Tritt versetzten, obwohl zu befürchten stand, dass sein Gefangener nicht mehr viele überstehen würde. Der Blick des Wolflings wurde schlagartig klar und seine Stimme fest und schlotterte nicht mehr vor Schmerz, als hätte er die vorherige Schwäche nur gespielt.
» Eisenkrieger zu spät. Menschenreich verloren. Unser Sieg!«
D as folgende bellende Lachen war laut und gemein. Es passte nicht zu einem Sterbenden, sondern wirkte überlegen und siegessicher. Es widerte den Söldner an und lief ihm – trotz der Hitze – kalt den Rücken hinunter.
»Wer s eid ihr ?«, fragte er entsetzt, fast wie gelähmt.
D och das Lachen wurde zu einem Husten und als der Söldner feststellen musste, dass er nichts mehr aus dem Wolfling herausquetschen konnte, beendete er das Zwiegespräch mit einem Schwerthieb.
Der Regen, welcher vor Kurzem übers Land gepeitscht war, hatte das Feuer zum größten Teil verebben lassen. Es hatte allerdings nicht mehr verhindern können, dass die meisten Häuser zu weiten Teilen zusammengefallen waren. Das Holz dampfte noch und gab einen grässlichen Gestank ab, während hier und da die Glut noch gierig zischte. Die Straße war gesäumt von Leichen und abgeschlagenen Gliedern. Menschliche und pelzige Körper lagen in Blutlachen, welche die Regenpfützen verfärbten und zu den verkohlten Trümmern ein groteskes Bild abgaben, in dessen Mitte der erschöpfte Söldner stand, der den Kampf und das Gesagte verdauen musste, während die Frau, welche er am Hügel angetroffen hatte, langsam und schwankend, wie im Delirium, den Pfad entlang lief über Leichen stieg und der Ohnmacht gefährlich nahe kam.
Sie kümmerte sich nicht um den Söldner und sie steuerte viel mehr die toten Körper der Bewohner an. Es dauerte nicht lange, bis sie ihren Mann fand und weinend über ihm zusammenbrach. Der Söldner konnte nicht viel mehr tun, als zu ihr zu gehen und sich bei ihr für sein Versagen zu entschuldigen. Er war selbst überrascht, wie ernst er es meinte, obwohl eher Bitterkeit, den Auftrag nicht erfüllt zu haben, mitspielte, als ein Gefühl des Verlustes für irgendeinen Dörfler. Die Frau antworte nicht und weinte verzweifelt weiter. Er hatte hier nichts mehr verloren. Wenn er die Trümmer anschaute, dann konnte man hier bestimmt keine Nahrung mehr finden. Er pfiff laut mithilfe zweier Finger und einen kurzen Moment später, hörte er die Hufen seines Pferdes traben, welches sich an ihn schmiegte und liebevoll an der Mähne
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