Chaos Kriege Erstes Buch: Die Wächter der Elemente, Teil 1 (German Edition)
Küche zu gelangen. Dort füllte er sich einen tönernen Becher mit Wasser, welches aus dem nahegelegenen Brunnen stammte, und trank in einem kräftigen Zug das Gefäß leer. Bereth merkte, wie die Frische und Kühle des Wassers in ihm neue Kräfte weckte. Aber der Effekt war nur von kurzer Dauer und er musste sich noch einmal nachschenken.
Nachdem sein Durst endlich gestillt worden war, ließ er sich auf einem Stuhl nieder, der unheilvoll knarrte. Bereth war immer noch nicht ganz über den Traum hinweggekommen und versuchte diesen sowie die weiteren der letzten Nächte zu rekonstruieren, um besser verstehen zu können, warum sie ihn auf diese seltsame Weise beschäftigten und plagten. Aber jedes Mal, wenn er sich zurückzuerinnern versuchte, fand er seine Gedanken und sich selbst in einer farb- und gestaltlosen Unendlichkeit wieder, welche außer seinem eigenen Körper nichts beinhaltete.
Bereth schaukelte nachdenklich auf dem ächzenden Stuhl vor und zurück, dessen Beine leicht durchgebogen waren und unter seiner Last nachzugeben drohten. Dann warf er erneut den Kopf in die Hände. Die Schmerzen waren plötzlich zurückgekehrt. Er benötigte dringend eine Beschäftigung, sonst würde sein Zustand kaum besser werden. Sein Vater hätte ihm sicherlich ein Mittel gegen die Kopfschmerzen verabreichen können oder zumindest eine kurzweilige Ablenkung für ihn gefunden. Nur war dieser wieder einmal bis spät in der Nacht weg gewesen und würde erst am Nachmittag schlechtgelaunt aufwachen.
Da Bereths Mund bereits wieder trocken war, wollte er seinen Becher mit den letzten Tropfen Wasser aus dem Krug auffüllen. Dabei erinnerte er sich sogleich an eine Tätigkeit, welche ihn über längere Zeit beschäftigen könnte, zumindest bis sein Vater aufstehen würde. Der hatte ihn schon seit Wochen gebeten, das Holz für den Winter zu hacken, da der Sommer vorbei war und die Herbsttage sich regnerisch und kalt zeigten. Bereth hatte diese Arbeit immer wieder aufgeschoben, da es in seinen Augen noch lange dauerte, bis die wirklich kalten Tage einsetzen würden und noch genügend Holz für den Küchenherd vorrätig war. Ihm erschien diese Arbeit in diesem Moment allerdings bestens geeignet, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.
Als Bereth aus dem Fenster sah und die dicke, graue Wolkendecke am Himmel erblickte, verspannte sich sein ganzer Körper von Neuem und er war sehr geneigt sich eine Arbeit im Trockenen zu suchen, doch mit einem Seufzer warf er sich seinen schwarzen Mantel um, der den ganzen Körper mitsamt Flügel umhüllte, und ging hinaus ins Grau des Tages. Die frische Luft tat seinem leicht fiebrigen Körper sofort gut und er atmete sie dankbar in tiefen Zügen ein.
Von seiner Haustüre aus konnte man die schäbigen Häuser des nahegelegenen Bergdorfes erkennen, welche sich mit der großen Hütte, in der Bereth und sein Vater wohnten, kaum messen konnten. Auf einem abgelegenen Hügel jenseits des Dorfes lag ein altes Bauernhaus, das unlängst zu einem protzigen Herrenhaus umgebaut worden war, wo es an einen dichten und ausgedehnten Wald angrenzte. Das Dorf konnte man zwar in wenigen Minuten erreichen, aber der Abstand war ausreichend, um den Sonderling Bereth und die Dorfbewohner, welche hauptsächlich dem Menschen- und dem Zwergenvolk angehörten, auf sichere Distanz zu bringen.
Mit einem sehnsüchtigen Blick zur ück zur Haustüre und dem warmen Inneren lief er um die Hütte zu einem kleinen Werkzeugschuppen, der nach seinem Empfinden eher Abstellkammer für nutzlose Gegenstände hätte genannt werden müssen. In ihm lagen nebst der zentimeterdicken Staubschicht allerhand rostige Werkzeuge, welche ab und zu einmal gebraucht wurden, aber keinen wirklichen Nutzen hatten. So die Gießkanne und auch die Handschaufel, welche im weitestgehend pflanzenlosen Garten jegliche Aufgabe verloren hatten. Daneben lag ein stielloser Hammer und einige verbogene, rostbraune Nägel fanden sich ebenfalls, die beim näheren Betrachten regelrecht zu Staub zerfielen. Außerdem gab es abgewetzte Feilen in allen erdenklichen Varianten und Größen, ein Schenkel einer Zange sowie eine vollkommen verbogene Heckenschere, die selbst Bereth mit seinen kräftigen Armen nicht mehr bewegen konnte. Es musste irgendwo unter all dem Gerümpel ein Holzbeil liegen. Immerhin ein Objekt im ganzen Schuppen, welches halbjährlich zum Einsatz kam, wenngleich auch das Beil es jedes Mal aufs Neue schaffte, zu unterst im Unrat zu
Weitere Kostenlose Bücher