Chaosprinz Band 1
und lässt sich auf das Polster fallen. Sie schauen mich fasziniert an.
Ich bin baff! Total verwirrt! Sprachlos!
»Wir dachten schon, du wachst gar nicht mehr auf«, meint Maria völlig ungerührt und reicht Alina eine Tasse Kaffee. Sie nimmt Beauty auf den Schoß und streichelt die viel zu großen Ohren. Mein Mund steht immer noch offen.
»Hast du was Nettes geträumt? Du hast im Schlaf geseufzt.« Maria grinst.
Ich ignoriere ihren Kommentar genauso wie das Kichern der anderen beiden Mädchen. »Was macht ihr hier?«, knurre ich sehr leise und starre Maria dabei in die Augen, ohne auch nur einmal zu blinzeln.
»Ich habe den Mädels erzählt, dass du schwul bist.« Sie sieht mich triumphierend an. Jana und Alina strahlen mit roten Wangen.
Was?
»Es ist früh am Samstagmorgen und du dringst mit völlig fremden Leuten in mein Schlafzimmer ein, um mir beim Schlafen zuzusehen… und das nur, weil ich schwul bin?« Ich starre sie immer noch an. »Erstens ist es halb zwei Uhr mittags, zweitens kennst du Jana schon und drittens wollen wir dir nicht beim Schlafen zusehen… Wir brauchen deine Hilfe!« Maria nippt gelassen an ihrem Kaffee.
Ich raufe mir immer noch die Haare. »In die Privatsphäre eines Menschen einzudringen und ihn aus dem Schlaf zu reißen, ist nicht unbedingt der richtige Weg, wenn man jemanden um Hilfe bitten möchte«, zische ich gereizt. Maria zuckt ungerührt mit den Schultern und steckt sich einen Keks in den Mund. Ich könnte sie umbringen.
»Wir wollen auch zu Toms Party gehen«, rückt sie nun endlich mit der Sprache raus.
»Aha«, mache ich völlig desinteressiert.
»Du musst uns helfen, Alex zu überreden.«
»Ich muss ?«
Maria zieht einen Schmollmund, klimpert ein paar Mal kräftig mit ihren langen Wimpern und nickt heftig. »Ja!«
»Warum?« Berechtigte Frage, oder?
»Weil du mein schwuler Bruder bist.« Häh?
Jana klatscht begeistert in die Hände.
»Das ist sooooooooooo toll, Maria. Ich beneide dich total.« Sie strahlt mich an.
»Ja, ich hätte auch gern einen schwulen Bruder«, piepst Alina aufgeregt, worauf der winzige Hund zu jaulen beginnt.
»Ihr könnt die ganze Zeit über Jungs reden und zusammen shoppen gehen«, sagt Jana schnell.
»Und abends esst ihr dann ganz viel Schokolade und guckt Sex and the City …«, fügt Alina hinzu. Sie starren mich aufgeregt an.
Ich ziehe ungläubig eine Augenbraue nach oben. »Ich bin kein lebendes Accessoire und auch kein Statussymbol wie dein komisches Vieh da. Ich bin ein Mensch. Und es tut mir sehr leid, wenn ich eure stereotypen Vorurteile enttäuschen muss, aber ich werde nicht mit zur Pediküre gehen, meine Frisur ist mir meistens egal, und ich habe auch keine Ahnung, was die Trendfarbe des kommenden Frühlings sein wird.«
Meine Stimme ist etwas lauter geworden. Diese dummen, kleinen Weiber regen mich unheimlich auf. Wütend funkle ich Maria an. Jana und Alina sehen tief getroffen aus und schauen nun betreten in ihre Kaffeetassen. Maria jedoch hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Ernst blickt sie mich an.
»Mach keinen Stress, du Diva. Ich kratze schon nicht an deinem verdrehten Ego. Alles, was ich will, ist, dass wir beide zusammenhalten und auf einer Seite stehen.«
»Auf einer Seite? Gegen was oder wen denn?«, verwirrt blinzle ich sie an.
»Alex«, meint sie mit einer Selbstverständlichkeit, die mich verblüfft. »Wir dürfen uns von ihm nicht alles gefallen lassen.«
Ich verkneife mir jeden Kommentar und erzähle ihr lieber nicht, dass Alex mit mir alles machen darf, was er will…
»Er denkt, er sei der Boss, nur weil die Halbaffen in eurem Jahrgang hinter ihm herdackeln wie räudige Hunde.« Wow, mit dieser Ausdrucksweise macht sie mir ja bald noch Konkurrenz.
»Ich habe eigentlich kein Problem mit Alex«, meine ich locker. Geheimer Sex, Eifersuchtsattacken und emotionale Sehnsuchtsanfälle sind ja keine Probleme, oder?
»Na, wunderbar! Wenn du so toll mit ihm auskommst, dann kannst du ja für mich mit ihm sprechen.« Maria lächelt heimtückisch. Ich habe aber keine Lust, dass sie mich vor ihren Karren spannt.
»Maria, ich will nicht in euren Geschwisterstreit mit hineingezogen werden. Ich will nicht zwischen die Fronten geraten. Das werdet ihr schön unter euch regeln.« Ich nicke nachdrücklich.
Maria steht auf und kommt auf mich zu. Sie lässt sich auf Noresund nieder, schaut mich flehend an und schiebt schon wieder ihre Unterlippe nach vorne. Beeindruckend, wie sie innerhalb von wenigen Minuten
Weitere Kostenlose Bücher