Chaosprinz Band 1
jetzt so lieb warst, stelle ich dir auch deinen baldigen Vielleicht-Lover vor. Komm mit!«
» Was? « Ich will mich wehren, doch sie zerrt mich ein paar Meter weiter und tippt einem großen Typen auf die Schulter. Er trägt ein fliederfarbenes enges Shirt und moderne, schwarze Röhrenjeans. Die dunklen Haare sind zu einem Seitenscheitel gekämmt und bedecken einen Teil seiner Stirn. Er lächelt Maria freundlich an.
»Kevin, ich hab dir doch von meinem Stiefbruder Tobi erzählt… Das ist er.« Sie schubst mich dem Kerl ein bisschen entgegen und schaut dann begeistert zwischen uns hin und her.
»Äh, hi«, sage ich extrem unsicher. Wie peinlich ist das denn? Am liebsten würde ich Maria den Hals umdrehen, doch als ich mich suchend nach ihr umblicke, ist sie schon längst wieder zu ihren Freundinnen verschwunden.
»Hi, Tobi, schön, dich kennenzulernen.« Wegen der lauten Musik muss er sich tief zu mir herunterbeugen. Er sieht gut aus, hat ein süßes Lächeln und niedliche Grübchen in den Wangen. Ich grinse mit roten Wangen zurück. Was hat Maria diesem Kerl über mich erzählt? Weiß er, dass ich schwul bin?
»Du bist erst vor ein paar Monaten nach München gezogen?«, fragt er lächelnd und kommt mir wieder sehr nahe. Er lispelt tatsächlich und ich kann feine Spucktröpfchen auf meinem Gesicht spüren. Ich muss mich sehr zusammenreißen, um nicht laut Iiihhh! zu schreien. Der arme Kerl kann ja nichts dafür, aber shit, ich steh wirklich nicht so sehr drauf, angespuckt zu werden. Was das angeht, bin ich extrem oberflächlich.
Er stellt mir ein paar interessierte Fragen und sieht mir dabei immer tief in die Augen, doch ich bin nicht in der Lage, seinen Blick zu erwidern, da ich ständig nur am Blinzeln bin. Kevin scheint überhaupt nicht zu bemerken, dass mich irgendetwas stört. Sein Selbstbewusstsein ist immens und er flirtet munter weiter.
»Willst du was trinken?«, fragt er, legt einen Arm um meine Schulter und lächelt erneut. Ich wische mir ein paar Spucketröpfchen aus den Augen und quietsche nur, was er als Ja deutet.
»Okay, dann lass uns von hier verschwinden. Gehen wir an einen Ort, wo wir ein bisschen ungestörter sind, damit wir uns richtig kennenlernen können.« Er wackelt vielsagend mit den Augenbrauen und seine Hand rutscht von meinen Schultern und legt sich frech auf meinen Po.
Ich reiße entrüstet den Mund auf. Das geht ja wohl mehr als schnell, oder? Doch noch bevor ich etwas sagen kann, haben sich zwei Arme um meine Hüften geschlungen und jemand drückt mir einen feuchten Schmatzer in den Nacken.
»Verzieh dich, Kevin! Meins!« Tom lacht laut und wankt mit mir im Arm weg von Kevin, der uns verwirrt und reichlich angepisst nachstarrt.
»Danke«, japse ich, als ich mich von diesem Schreck wieder erholt habe.
»Ich musste dich doch retten«, lacht Tom immer noch. »Wobei, war schon witzig, wie du so verzweifelt vor diesem eitlen Gockel gestanden und dich von ihm hast anspucken lassen.« Er lacht noch lauter. Tom ist schon ziemlich betrunken, zumindest riecht er so. Beim Laufen hängt er sich an mich und so wanken wir mehr durch den Raum, als dass wir gehen.
»Ist der jetzt dein neuer Lover?«, fragt Tom kichernd.
»Nee, und ich wäre dir dankbar, wenn du nicht so rumbrüllen würdest.« Mit roten Wangen ignoriere ich die Blicke der Leute um uns herum. Doch wahrscheinlich gelten die eher dem betrunkenen Gastgeber als mir.
»Wir haben dich schon gesucht«, nuschelt Tom nun an meinen Hals. »Plötzlich warst du weg und nicht mal Lenchen wusste, wo du dich hin verkrochen hast. Alex ist schon kurz vorm Durchdrehen.«
Mein Herz schlägt augenblicklich drei Takte schneller. Alex sucht mich? Alex sorgt sich um mich? Ich verfluche mich selbst: Ich stürze mich auf jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer wie ein Verdurstender auf eine Fata Morgana in der Wüste. Und das alles nur, um wenige Minuten später wieder bitter enttäuscht zu werden. Warum tue ich mir das an? Seit wann bin ich denn masochistisch veranlagt?
»Ich habe Maria gesucht. Sie ist hier«, sage ich trocken zu Tom und ignoriere seinen Kommentar über Alex total.
»Maria ist hier?«, lallt Tom. »Hui, das gibt Ärger!« Er kichert wieder albern und pustet in meinen Nacken.
»Wo ist Alex? Ich muss mit ihm reden.«
»Ja, ja, reden… schon klar…« Tom lacht dreckig.
»Nein, im Ernst! Ich muss ihm sagen, dass Maria hier ist.« Langsam geht er mir auf die Nerven, außerdem ist er sauschwer…
»Alex ist dort vorne, bei
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