Chaosprinz Band 1
haben uns beeilt!« Er lächelt.
»Da drinnen ist echt die Hölle los«, meint Dirk mit schwerer Zunge und hebt sein Bier wie eine Trophäe in die Höhe. »Da muss man jeden Schluck genießen. Auf uns!« Er prostet uns zu, wir tun es ihm nach.
Ich lasse das kühle Getränk meine Kehle runterrinnen. Hm, tut gut. Ich nehme gleich noch einen Schluck. Und dann noch einen. Lena mustert mich besorgt. Ich ignoriere sie. Dirk guckt ein paar Mädchen hinterher. Sie tragen alle ziemlich kurze Röcke und enge Tops.
»Hey, hey, nicht schlecht, oder?« Er pfeift einmal unsauber durch die Zähne, was natürlich in dem ganzen Lärm schlichtweg untergeht. Er zwinkert Jan, Martin und mir zu. Keiner von uns reagiert wirklich darauf. »Mann, was seid ihr denn für Langweiler?« Dirk schüttelt enttäuscht seinen runden Kopf.
»Okay, Jan hat 'ne Freundin, aber was habt ihr für Ausreden? Willst du deine Lena nicht eifersüchtig machen?« Dirk grinst uns vielsagend an.
»Wie oft denn noch, du Hirnie…« Lena ist sauer. »Tobi und ich sind kein Paar!«
»Ja, nee, is klar.« Dirk glaubt ihr nicht.
»Lass sie in Ruhe, Alter! Wenn sie sagen, sie sind nicht zusammen, dann stimmt das auch.« Jan sieht seinen Kumpel ernst an. Dirk murrt irgendetwas Unverständliches und wendet sich dann etwas von uns ab.
»Danke!« Ich schenke Jan ein schwaches Lächeln, während Lena nur stumm an ihrem Bier nuckelt.
»Kein Problem. Gerüchte können ganz schön nerven, oder?« Jan grinst. »Dirk und ich interessieren uns normalerweise nicht so sehr für Lästereien und so… aber du bist neu und… man ist einfach neugierig…« Er lächelt unsicher und kratzt sich am Kopf.
»Das ist doch nicht schlimm«, meine ich locker.
»Ähm, hast du… ich meine, gibt's in Hamburg… hast du dort eine Freundin?«
Ich bekomme seine Frage gar nicht wirklich mit. Meine Augen, die immer noch auf den Türrahmen gerichtet sind, hinter dem sich die Bar befindet, entdecken just in diesem Augenblick einen blonden Haarschopf. Er überragt die meisten um ihn herum. Die Leute machen ein paar Schritte beiseite, lassen ihn durch, schauen ihm hinterher. Seine Ausstrahlung ist einfach unglaublich. Er wirkt so würdevoll, so stolz, so stark. Er geht nicht in unsere Richtung.
Zusammen mit Tom und Anja betritt er einen anderen Raum. Hat er überhaupt bemerkt, dass ich nicht mehr an der Stelle stehe, an der ich eigentlich auf ihn warten wollte? Erinnert er sich noch an sein Versprechen, gleich wieder zurück zu sein?
»Bestimmt Studentinnen…« Dirk grinst dreckig und schubst mich unsanft an. Ich blinzle verwirrt, muss erst mal meine Gedanken ordnen.
»Was?«, frage ich barsch.
»Die da!« Er zeigt auf eine Gruppe Mädchen, die gerade an uns vorbei geschlendert ist. »Das sind bestimmt Studentinnen!«
»Hm…«, mache ich desinteressiert.
»Ich steh auf ältere Frauen«, flötet Dirk und wackelt vielsagend mit den Augenbrauen. »Und hier gibt es immer eine Menge ältere Mädels. Ich bin mir ziemlich sicher, deine Schwester ist mit Abstand die Jüngste auf der ganzen Party.«
»Ja, kann schon sein«, murmle ich, ohne ihm richtig zuzuhören. Meine Gedanken sind immer noch bei Alex… Doch dann beginnen seine Worte langsam in meinem Gehirn zu sacken und ich fahre erschrocken zusammen.
»Was hast du gerade gesagt?« Aufgeregt sehe ich Dirk an.
»Ich hab gesagt, ich hol mir noch mal ein Bier«, lallt er ziemlich überrascht.
»Nein, davor!«
»Hm? Dass ich auf ältere Frauen stehe…?« Dirk überlegt.
»Du hast was von wegen meiner Schwester gesagt«, helfe ich ihm nervös nach.
»Ach so, ja stimmt. Alex' und deine Schwester ist wahrscheinlich das jüngste Mädel hier, so was in der Art hab ich gemeint…«
Maria ist hier? Oh Scheiße! Ich laufe los, ignoriere die anderen, die mir verwirrt hinterherschauen, und kämpfe mich rücksichtslos durch die Menge. Keine Ahnung, wie ich sie hier finden soll. Der Keller ist so groß, man kann sich bestimmt den ganzen Abend lang bestens aus dem Weg gehen. Aber es hilft ja kein Meckern und kein Jammern, ich muss sie finden und zwar noch bevor Alex das tut…
Ein kurzer Blick in den Knutschraum. Ich mustere die ineinander verschlungenen Körper, die sich dort auf den alten Sofas aneinanderpressen. Ein blondes Mädchen liegt halb unter dem kräftigen Körper eines großen Kerls.
Ich mache einen unsicheren Schritt auf sie zu. Mich reckend, versuche ich einen Blick auf das Gesicht des Mädchens zu erhaschen. Ich hoffe inständig,
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