Chaosprinz Band 1
uhhh…«
Kim.
Er lächelt. Grübchen in den Wangen, weiße Zähne blitzen…
»Wie es scheint, konnte ich dich überraschen.« Fröhliches Lachen. »Schön!«
Ich stehe völlig neben mir. Kann mich kaum rühren. Bin so vollkommen überwältigt. Es ist Kim. Kim Einsele aus Hamburg. Der Kim, der über zehn Jahre neben mir gewohnt hat. Der Kim, den ich im Sommer stundenlang von meinem Fenster aus beobachtet habe, wenn er mit nacktem Oberkörper in der Sonne gelegen hat. Der Kim, der mir meinen ersten Kuss geschenkt hat… Kim!
Meine Kehle fühlt sich unendlich trocken an. Ich traue mich nicht, zu schlucken, aus Angst, ich würde vielleicht nur ein seltsam skurriles Würgegeräusch herausbekommen… oder ein ekelhaftes Grunzen… Also stehe ich mit offenem Mund und leicht hechelnd vor ihm.
Er sitzt auf einem der Küchenstühle, zurückgelehnt, lässig und sehr entspannt. Er lächelt. Seine Miene ist amüsiert, doch bleibt er trotzdem freundlich. Ich starre in sein attraktives Gesicht. Sonnengebräunte Haut, gerade, helle Zähne, blaue Augen. Ganz blau. Himmelblau. Ja, genau, himmelblau. Keine Wolken, nur Sonne. Strahlend und freundlich.
Er strubbelt sich in einer flüchtigen Bewegung durch das dunkelblonde, kurze Haar. Wild und unbändig steht es ihm vom Kopf ab… Sehr natürlich, sehr unkompliziert, sehr sexy! So wie er ist… so wie er immer war…
Ein kleiner, beißender Schmerz durchzuckt meinen Oberarm. Ich fahre erschrocken zusammen und drehe mich schwungvoll um. Maria steht neben mir und sieht mich herausfordernd an.
»Du bist voll peinlich, weißt du das?«, grinst sie böse. Ich funkle sie wütend an, sage aber nichts. Kann immer noch nicht sprechen. Hab ich verlernt… ist aber auch eine komplizierte Sache…
»Weil dieser Freak hier es nicht auf die Reihe bekommt, muss ich mich wohl selbst vorstellen: Ich bin Maria, seine Lieblingsschwester.« Sie drückt sich an mir vorbei, schubst mich ein wenig zur Seite und streckt Kim ihre Hand entgegen.
»Hey, ich bin Kim. Tobi und ich haben in Hamburg nebeneinander gewohnt.« Grinsend ist er aufgestanden und schüttelt Marias kleine Hand.
»Aha, das ist ja wirklich spannend.« Neugierig mustert Maria Kims sportlichen Körper. Ich kann nicht anders und mache es ihr nach.
Er ist nicht sehr groß, nur einen halben Kopf größer als ich. Aber dafür ist er muskulöser. Viel muskulöser. Ich kann ganz deutlich die Brustmuskeln erkennen, die sich unter seinem engen, weißen T-Shirt bewegen, anspannen und wieder locker lassen, als er sich nach vorne beugt, um Marias Hand zu erreichen. Seinen Sixpack kann ich natürlich nicht sehen, aber ich weiß, er ist da… dort, unter dem hellen Stoff…
»Soso, Kim aus Hamburg also…« Interessiert baut sich Maria vor ihm auf und starrt ihm in die blauen Augen. »Und was machst du hier? Tobi besuchen? Wart ihr mal zusammen? Ja?«
Woah! Jetzt wird's aber doch langsam riskant. Ich muss eingreifen und Marias Hang, mich zu blamieren, Einhalt gebieten.
»Ähm… Maria… ähm…« Ich quietsche, grunze und hauche gleichzeitig. Wunderbar! Die beiden sehen mich aufmerksam an. Mir ist sehr heiß. »Lass Kim in Ruhe«, presse ich schließlich doch noch hervor. »Musst du nicht noch irgendwas machen? Socken stopfen, Marmelade einkochen oder ein Kreuzworträtsel lösen?«
Beleidigt fixiert Marias Blick meinen, dann grinst sie plötzlich auf eine unheimliche Art und Weise. Ich ahne Schlimmes…
»Du hast recht. Ich sollte schnell nach oben rennen und Alex holen. Der will dieses freudige Wiedersehen sicher nicht verpassen…«
»Maria!« Wütend funkle ich sie an. Das ist nicht lustig. Überhaupt nicht! Maria streckt mir die Zunge raus und verschwindet laut stampfend und murrend.
»Nett, deine Schwester.« Kim sieht ihr lächelnd nach.
»Stiefschwester!« Keine Ahnung, warum ich ihm das jetzt sagen musste.
»Ich weiß.« Immer noch dieses Lächeln. Er kommt näher. Langsam. Einen Schritt nach dem anderen… Nun steht er vor mir. Ein knapper Meter, der uns noch trennt. Sein Gesicht… jedes Detail… Sommersprossen… »Schön, dich zu sehen!«
Ich zucke zusammen. Es ist, als hätte er mich angefasst, berührt… Seine Stimme, wie eine Hand, fährt mutig und sinnlich unter mein Shirt, streicht über meinen Bauch, die Brust, den Rücken entlang… ich bekomme eine heftige Gänsehaut…
»Ich… auch schön… dich zu sehen, meine ich«, hauche ich zittrig. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Wie gebannt starre ich sein Kinn
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