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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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bewusst, wie abwegig und albern dieser Gedanke ist. Natürlich gibt es da noch eine andere Erklärung.
    »Ähm, ja, also… ich kam noch nicht dazu«, rechtfertige ich meine Naivität schwach. »Warum bist du also hier?« Jetzt, wo wir das Thema angeschnitten haben, interessiert es mich doch ziemlich. Neugierig sehe ich ihn an.
    »Wie du vielleicht weißt, studiere ich in Berlin an der FH Medienmanagement. Jetzt, im Oktober, beginnt mein fünftes Semester, ein Praxissemester, das ich beim Burda- Verlag absolviere. Ich werde also das nächste halbe Jahr in München leben und beim Focus arbeiten.« Er lächelt mich an.
    »Im Ernst?« Kein Besuch. Kim lebt hier. Er bleibt. »Wow!« Ich bin sehr aufgeregt.
    »Als wir uns im August das letzte Mal gesehen haben, wusste ich schon längst, dass ich hierher ziehen werde.«
    »Wieso hast du dann nichts gesagt?«
    »Ich hatte ja keine Ahnung, dass du auch nach München gehst. Du hast in dieser Nacht nur gesagt, dass du Hamburg verlässt, wohin und wann hast du nicht erwähnt. Und wir haben ja auch nicht wirklich über dieses Thema gesprochen, oder?« Wieder dieses Grinsen.
    Ich werde rot. »Nein, haben wir nicht…«
    »Hübsch aneinander vorbeigeredet, würde ich mal sagen.« Er lacht.
    »Ja.«
    »Als ich von meinem Urlaub zurückkam, wart ihr schon weg. Ich hätte dich gerne gesehen…« Der Unterton in seiner Stimme lässt mich erzittern. Er hätte mich gerne gesehen. Hat an mich gedacht… an unseren Kuss?
    »Ich habe… ich habe bei deiner Mutter meine Handynummer für dich hinterlassen.« Ich muss mich räuspern, meine Stimme klingt heiser.
    »Die hat sie mir nicht gegeben«, sagt er kühl und ein bisschen verbissen. »Sie sagte mir nur, deine Mutter wäre nach Afrika ausgewandert und du würdest nun bei deinem Vater leben. Mehr wusste ich nicht. Vor ein paar Wochen, kurz vor meinem Umzug, habe ich deine Oma beim Einkaufen getroffen und erfahren, dass du in München lebst. Sie verriet mir auch den Namen deines Vaters. Eure Adresse herauszufinden, war einfach. Ich habe einige Kollegen gefragt. Dein Vater ist ziemlich bekannt.«
    »Ich denke, es ist eher sein Schwiegervater, der bekannt ist. Pa lebt von dem Ruf des alten Pohlmanns…«, murmle ich leise.
    Kim sagt daraufhin nichts. Er sieht wieder zu mir. »Hätte ich nicht kommen sollen?« Nun wirkt er zum ersten Mal unsicher.
    »Was? Nein, Kim, ich finde es super, dass du versucht hast, mich zu finden… dass du mich gefunden hast. Wirklich, ich freue mich so sehr.« Ich nicke bekräftigend. Er darf nicht denken, ich würde ihn nicht sehen wollen.
    Eine erregende Freude krabbelt durch meine Venen, kitzelt meinen Körper, lässt ihn warm und leicht werden. Die ganze Schwere der letzten Woche fällt langsam von mir ab. Wir befinden uns mittlerweile in der Innenstadt. Der Verkehr ist hier wie immer dicht und hektisch. Kim muss sich konzentrieren. Ich erkläre ihm den Weg.
    »Ich bin froh, dass du mich gefunden hast.« Meine Stimme klingt in meinen eigenen Ohren unnatürlich laut. »Sehr froh!« Du kannst mich retten…
    »Ich hätte mich schon früher gemeldet – muss ich hier abbiegen?«, unterbricht er sich selbst. Wir fahren gerade auf eine Kreuzung zu. »Nein, du kannst auf der Spur bleiben, aber an der nächsten Querstraße musst du nach rechts.«
    »Okay.« Er bremst, der Verkehr geht nur stockend voran. »Wenn meine Mutter mir nur deine Handynummer gegeben hätte«, murrt er bitter.
    »Sie hat es bestimmt vergessen.«
    »Nein, hat sie nicht.« Kim lacht freudlos. Ich mustere ihn überrascht.
    »Ich dachte immer, du kämst wunderbar mit deinen Eltern aus.« Sie waren so stolz auf ihren Paradesohn. Kim war einer der Besten in der Schule, ein brillanter Fußballer und überall beliebt.
    »Tu ich auch, wirklich. Aber in einer kleinen Angelegenheit geraten wir immer wieder aneinander: Sie haben einfach ein Problem mit der Tatsache, dass ich ihnen nie eine süße, kleine Schwiegertochter mit nach Hause bringen werde.«
    Nun bin ich wirklich baff. Naja, der Kuss und sein Besuch, sein ganzes Verhalten mir gegenüber lassen kaum Zweifel zu und dennoch, dieses offene Geständnis überrascht mich dann doch. Ich habe ihn immer noch in Erinnerung, wie er zu Schulfeten mit irgendwelchen hübschen Mädchen im Schlepptau gekommen ist.
    »Du… seit wann…?« Nervös blinzle ich ihn an.
    »Ich glaube, ich weiß es, seit ich siebzehn bin. Ziemlich spät, oder? Ich hab's lange Zeit total verdrängt, erst als ich die Schule verlassen

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