Chaosprinz Band 1
große Lust, ein bisschen weiter zu gehen… Kims muskulöser Körper auf meinem…
»Ich muss… leider… Ich muss gehen«, hauche ich mit kratziger Stimme.
»Okay.« Seine Hand liegt immer noch in meinem Haar. Er streicht hindurch, umfasst meinen Nacken und zieht meinen Kopf erneut zu sich heran. Wieder ein fester, tiefer Kuss.
Ich seufze erregt. »Jetzt muss ich aber wirklich…«, raune ich an seinem Mund.
»Hm…« Seine Zähne berühren meine Unterlippe. Er beißt zärtlich hinein. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals… mehr!
»Kim… ich sollte…«
»Ja.« Er verschließt meinen Mund mit seinen Lippen. Unsere Zungen reiben sich wild aneinander. Schrill erklingt mein Handy. Erschrocken fahren wir auseinander. Ich taste mit zittrigen Händen nach meiner Hosentasche.
»Ja?«, frage ich außer Atem.
»Hier ist Marc. Bist du schon zu Hause?«
Wütend schnaubend lasse ich mich im Sitz zurückfallen.
»Bist du schon zu Hause?«, wiederholt Marc seine Frage. Sein Ton ist ungeduldig, im Hintergrund kann ich den Lärm der Party vernehmen.
»Ja, ich bin schon zu Hause«, brumme ich sauer.
»Na, dann geh mal gleich ins Bettchen und schlaf recht schön«, säuselt er.
»Ja, das werde ich. Vielen lieben Dank für deinen Anruf, du bist der Beste«, spotte ich.
»Ich weiß.« Er legt auf. Frustriert starre ich auf das schwarze Telefon in meiner Hand.
»Gute Nacht, Kim. Ich muss nun wirklich gehen.« Ein letzter sehnsüchtiger Blick.
»Okay.« Er klingt ein bisschen enttäuscht. Ich glaube, er hat sich etwas anderes erhofft… Ich mir irgendwie auch. Ich gebe ihm einen schnellen Kuss auf die Wange, öffne dann die Beifahrertür und springe förmlich aus dem Auto, noch bevor er wieder nach mir greifen kann. Wenn ich jetzt bleibe…
»Und du meldest dich wegen Montag?« Er sieht mich eindringlich an.
»Ja, natürlich. Ich kann's kaum erwarten…« Rot verfärben sich meine Wangen.
»Ich auch...« Er strahlt. »Schlaf schön.«
Schwungvoll schließe ich die Autotür. Er startet den Motor. Ich sehe seine Hand im Dunkeln, sie winkt mir. Ich winke zurück. Langsam fährt er an, blinkt am Ende der Straße und biegt ab. Er ist weg.
Ich weiß nicht, welches Gefühl in mir gerade die Oberhand hat. Bin ich glücklich, weil dieser Abend einfach nur traumhaft gewesen ist? Bin ich frustriert, weil ich meine Sehnsucht und Lust nicht wirklich stillen konnte? Oder bin ich einfach noch viel zu beduselt von der ganzen Überraschung, der Aufregung und dem Chaos der letzten Stunden?
Ich schwebe auf das Haus zu. Es ist, als würde ich auf Wolken gehen, auf dicken, weißen Wattebällchen. Wie kitschig!
Leise stecke ich den silbernen Schlüssel ins Schloss und schließe die schwere Haustür auf. Es ist stockfinster. Auf Zehenspitzen schleiche ich die breiten Treppen nach oben. Kein Ton ist zu hören, alle schlafen. Ich tapse mit angehaltenem Atem durch den langen Flur, visiere die unauffällige Tür zu meinem verstaubten, engen Treppenhaus an. Ich freue mich auf Noresund und auf süße Träume, von Kim und so…
»Tobi?«
Geschockt hebe ich mir die Hände vor die Brust. Herzinfarkt. Schwer atmend drehe ich mich um. Elena. Sie steht im Rahmen ihrer Zimmertür und sieht mich an.
»Ach, du bist es«, stöhne ich erleichtert. »Hey, Süße, du bist noch wach?« Ihr ernster Blick wird etwas weicher, sie lächelt ein bisschen.
»Wir sind alle noch wach.«
Häh?
»Was?«, frage ich verwirrt. Sie antwortet mir nicht, winkt mich heran und verschwindet wieder in ihrem Zimmer. Ich folge ihr.
Vollkommen baff bleibe ich in der Tür stehen. Elenas Fernseher läuft. Vor ihrem Bett auf dem bequemen, flauschigen Teppich hockt Martin. Er kaut auf ein paar Salzstangen herum und blickt nur kurz auf, ehe er sich wieder dem Bildschirm zuwendet. Lena hat es sich auf dem Bett gemütlich gemacht. Sie lehnt in ein paar sehr kuschelig aussehenden Kissen und schenkt mir einen Blick, hinter dem sich tausend Fragen verbergen. Und neben Lena, ausgestreckt auf dem Bett und die grauen Augen streng auf den Fernseher fixiert, liegt Alex.
Ich starre ihn wie hypnotisiert an. Die Situation ist so surreal. Alex schaut mit Martin, Elena und Lena freitagnachts DVDs? Das ist doch wirklich der Witz des Jahres. Der große, stolze Alexander Ziegler, der sich viel zu schade ist, um mit niederem Fußvolk zu reden, geschweige denn einen ganzen Abend zu verbringen… Lächerlich!
Doch dann dreht er den wunderschönen Kopf ein bisschen. Seine Augen finden sofort
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