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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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Küchentisch. Ich habe es gestern beim Aufräumen gefunden. Und warum stehst du auf einem Bein?«
    »Mir fehlt mein linker Schuh.«
    Martha muss lachen, schüttelt aber sogleich den Kopf.
    »Du und deine Unordnung, Tobi. Also wirklich. Nun komm erst mal herein und setz dich. Du musst etwas frühstücken.« Sie winkt mich mit einer einladenden Handbewegung in die Küche.
    »Keine Zeit, ich muss meinen anderen Schuh finden und dann zum Bus rennen. Ich bin schon total spät dran.« Einbeinig hüpfe ich in die Küche, springe zum Frühstückstisch, an dem Elena mit den Zwillingen sitzt, und schnappe mir mein Handy.
    »Guten Morgen.«, grüße ich die drei.
    »Morgen, Tobi!«, antwortet man mir im Chor.
    »Den Bus wirst du nicht mehr bekommen.« Martha verteilt Butter auf zwei Brotscheiben und belegt sie dann mit Salami- und Goudascheiben.
    »Was?« Ich drehe mich um, suche nach der Wanduhr, die über der Küchentür hängt, und verdrehe stöhnend die Augen. Martha hat recht, ich bin zu spät.
    »Sch…«, will ich fluchen, Marthas strenger Blick und ihr Kopfnicken in Richtung der Zwillinge lässt mich aber schnell umschwenken. »Schade aber auch«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ist doch nicht so schlimm. Dann fährst du eben mit Alex zur Schule.« Martha zuckt gelassen die Schultern, doch ich bemerke den prüfenden Blick, den sie mir zuwirft.
    »Hm…« Ich kann ihr ja schlecht sagen, dass ich mir momentan nichts Schrecklicheres vorstellen könnte, als gemeinsam mit Alex für fünfzehn Minuten in einem Auto gefangen zu sein.
    »O… Okay...?« Ich setze mich auf meinen Stuhl und greife nach einer frischen Brotscheibe. Mein Gesichtsausdruck soll möglichst unauffällig, möglichst neutral sein.
    »Geh doch am besten gleich nach oben und frag ihn. Ich werde euch solange Brote schmieren.« Martha entführt meinen Teller, meine Antwort wartet sie erst gar nicht ab.
    Wortlos stehe ich auf. Ich humpele aus der Küche, durchquere den Flur und steige die Stufen nach oben. Mit jeder Stufe wird mir etwas komischer. Meine Fingerspitzen kribbeln. Mir ist ein bisschen übel. Ich habe ihn seit Freitagnacht nicht mehr gesehen. Er hat einen Abend mit meinen Freunden verbracht, die er sonst auf den Schulfluren nur mit einem kurzen Nicken grüßt und warum? Ja, warum?
    Als ich am Samstagvormittag verschlafen und vollkommen verwirrt in die Küche stapfte, erfuhr ich von Martha, dass Alex schon längst weg war. Er war mit ein paar Freunden auf eine Berghütte gefahren. Ganz plötzlich. Ich wusste nicht, mit wem und wann. Es war gestern Nacht und schon recht spät, als er zurückkam. Ich sah ihn nicht, nur das Auto konnte ich durch mein geöffnetes Dachfenster hören. Ich lag noch eine ganze Weile stumm da. Leise atmend, wach und… wartend… Weiß nicht mehr, wann ich dann eingeschlafen bin.
    Ich stehe vor seiner Tür. Mir ist nicht gut. Sehr zaghaft klopfe ich gegen das Holz.
    »Ja?«
    Ich öffne die Tür und strecke meinen Kopf ins Zimmer.
    »Hallo.« Ein Krächzen.
    Er dreht sich um. Sieht mich überrascht an… Sekundenlang…
    »Hallo.« Er wendet sich wieder den Ordnern und Heften auf seinem Schreibtisch zu. Er hat hübsche, kleine Stapel gemacht, seine Schulsachen der Größe nach geordnet. Nun packt er alles fein säuberlich in seine Tasche, achtet darauf, ja keinen Knick in die Blätter zu machen.
    »Was ist?«, fragt er mich, ohne noch einmal aufzusehen. Ich starre seinen Rücken an. Die sanften Rundungen seiner Schultern sind unter dem grauen, engen Longsleeve sehr gut zu erkennen. Immer wieder fällt ihm eine feine Strähne des glänzenden, blonden Haars ins Gesicht, er ergreift sie mit einer Hand und schiebt sie sich hinters Ohr.
    »Was ist?«, wiederholt er seine Frage und sieht mich nun doch an.
    »Hast du meinen linken Schuh gesehen?«, frage ich mit verklärter Stimme. Kurz, ganz kurz zucken seine Mundwinkel, dann beugt er sich wieder zu seiner Tasche hinunter und verstaut eine Flasche Wasser darin.
    »Nein, habe ich nicht«, sagt er.
    »Oh… okay…« Ich bleibe im Türrahmen stehen.
    »War das alles?« Langsam kommt er auf mich zu, die Tasche über eine Schulter gehängt. Er bleibt in sicherer Entfernung stehen, sieht mich an.
    »Ich…«, stammle ich unsicher. »Ich habe den Bus verpasst. Kann ich… darf ich… also, ich muss bei dir mitfahren.« Es wurmt mich ein bisschen, dass ich ihn um einen Gefallen bitten muss…
    »Ja«, lautet seine schlichte Antwort. Verstimmt starre ich auf meine

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