Chaosprinz Band 1
meine. Sie sind verschlossen, wie immer… Ein spitzer Dolch, der meine Brust aufschlitzt… Eine eiserne Hand, sie greift in mein blutendes Inneres und reißt mir das Herz heraus… Er hat es gestohlen. Wie soll ich es da einem anderen schenken können…?
»Was soll das?«, frage ich rau und überraschend wütend.
»Wir haben vorhin ein paar Filme geschaut und als es immer später wurde, da haben wir ganz spontan beschlossen, dass Martin und Lena heute Nacht hier übernachten«, erklärt Elena leise. Ihr Blick ist auf Alex' Gesicht gerichtet. Er sieht mittlerweile wieder in den Fernseher.
»Aha«, mache ich grob. Nicht die Antwort, die ich hören wollte.
»Setz dich doch.« Lena deutet auf den Platz neben ihr. Es ist mehr eine Bitte als eine Aufforderung. Scheinbar überfordert die Anwesenheit eines gewissen Blonden meine Freunde so ziemlich. Ich lasse mich stöhnend auf das Bett fallen. Alex reagiert nicht.
»Wie war dein Abend?«, fragt Elena ruhig.
»Schön.«
»Aha.« Jetzt starren wir alle fünf in den Fernseher. Ich verstehe allerdings kein Wort von dem, was in der hellen Flimmerkiste gesprochen wird. Mein Hirn qualmt. Die Stimmung ist angespannt…
»Der Film ist echt klasse.« Martin grinst in die Runde. Er scheint der Einzige zu sein, der sich noch in irgendeiner Weise auf den Bildschirm konzentrieren kann. Sein Blick ist auf Alex gerichtet. Er erwartet wohl Bestätigung. Alex nickt stumm. Ich will schreien.
»Wie bist du nach Hause gekommen?«, fragt Lena leise. Ich verstehe natürlich den Hintergrund ihrer Frage.
»Ich wurde gefahren…«, antworte ich knapp. Ich werde kein Wort sagen. Nicht vor ihm ! Wieder dieses dämliche Schweigen. Was tut er hier? Was ist das für ein fieses Spiel? Die Tür wird aufgerissen und plötzlich steht Maria im Zimmer.
»Ich habe euch gesagt, ihr sollt mich wecken, wenn er zurück ist«, zickt sie wütend in die Runde. Sie trägt bereits ihren rosafarbenen Pyjama, auf dem in Glitzerschrift Girls steht. Schnell springt sie über Martins lange Beine, schubst Elena etwas zur Seite und quetscht sich dann neben mich.
»Erzähl!«, fordert sie grinsend. Ich verdrehe die Augen.
»Nein.«
»Komm schon, Tobi. Bitte.« Sie zerrt etwas an meinem Shirt und schiebt quengelig ihre Unterlippe nach vorne. »Wer war der Typ?«
Ich weiß, obwohl sie alle wie gebannt in den Fernseher schauen, sind sie mit ihren Ohren nur bei Marias und meinem Gespräch. Naja, bis auf Martin vielleicht.
»Das geht dich nichts an«, zische ich leise.
»Er heißt Kim, soviel weiß ich ja. Ich habe es den anderen gleich erzählt. Und ich habe ihnen auch gesagt, wie irre gut er aussieht, nicht wahr?« Sie schaut grinsend in die Runde. Ihr Blick bleibt an ihrem Bruder hängen. Er sagt keinen Ton. Elena und Lena hingegen brummen zustimmend.
»Maria, ich weiß gar nicht, warum du so eine große Sache daraus machen musst«, sage ich nun ziemlich aufgebracht.
»Tu nicht so, Tobi. Ich war doch dabei. Du bist voll ausgetickt, als er vor dir stand, warst knallrot und so. Und er hat dich auch so seltsam angesehen…« Sie grinst. Und hat natürlich recht. Lena und Elena werfen immer wieder unauffällige Blicke in Richtung Alex. Keine Reaktion.
»Also, lief was«? Wieder Maria.
»Was?«
»Habt ihr rumgemacht?«
Ich rapple mich auf, trete dabei fast auf Martin und gehe schnurstracks auf die Zimmertür zu.
»Irgendwie ist mir das hier zu blöd«, zische ich sauer. »Gute Nacht!«
»Hey, Tobi, das ist voll unfair«, beschwert sich Maria wütend. »Wir sind doch extra wach geblieben, damit wir alles von deinem geheimnisvollen Lover erfahren.«
»Das ist mir schon klar, Maria…« Ich öffne die Tür.
»Du bist so fies«, motzt meine Schwester. »Sag uns wenigstens, ob ihr euch geküsst habt.«
Ich drehe mich um. »Ja, haben wir.«
Als ich die Tür schließe, sind zwei graue Augen das Letzte, was ich sehe. Er sieht mich direkt an. So verletzt.
Schnell schließe ich die Tür. Mein Atem geht ruckartig. Ich fürchte, ich muss mich gleich übergeben. Zitternd wanke ich den Flur entlang. Ich höre Marias Stimme aus dem Zimmer schallen.
»Siehst du, ich habe es dir doch gesagt…«
26. Kapitel
Kabale und Liebe
»Martha?«, brülle ich durch das halbe Haus. »Martha, liegt mein Handy auf dem Wohnzimmertisch?« Ich hüpfe auf einem Bein durch die Eingangshalle.
»Schrei nicht so, Tobias!«, tadelt sie mich liebevoll und erscheint im Türrahmen zur Küche. »Dein Telefon liegt an deinem Platz auf dem
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