Chaosprinz Band 1
aufeinander gepresst. Er drückt mich von sich. Verdutzt schaue ich ihn an. Was'n los?
»Alles okay?«
»Ja, ich glaub nur, es ist besser, wenn ich in mein eigenes Bett gehe.« Er rappelt sich auf, fährt sich mit der flachen Hand durchs Haar, schaut mich dabei nicht an. Sein Gesicht sieht ernst aus… fast traurig…
Ich versteh's nicht. Plötzlich hab ich Angst…
»Wieso denn? Du kannst doch auch hier schlafen...«
Er schüttelt nur den Kopf, steht auf und sucht seine Klamotten zusammen.
»Ernsthaft, Alex! Bleib hier… Noresund mag dich jetzt auch…«
Kurz muss er lächeln, aber dann dreht er mir seinen Rücken zu, zieht sich die Hose und das Shirt an und geht zur Bodenluke.
»Was… Alex…!« Ich sitze mittlerweile aufrecht auf Noresund, schaue dabei zu, wie er die Luke öffnet und hinuntersteigt.
»Es tut mir leid!« Dann schließt er die Luke und ist weg.
14. Kapitel
Anfang und Ende
Ich weiß nicht, wann ich endlich eingeschlafen bin. Irgendwann bin ich einfach so fertig gewesen, dass mir die Augen zugefallen sind. Die Decke bis zum Kinn gezogen, habe ich stundenlang einfach nur dagelegen und nachgedacht. Ich bin unendlich verwirrt gewesen.
Immer wenn ich die Augen geschlossen habe, ist Alex' Gesicht vor mir erschienen. Die grauen, funkelnden Augen, die schönen, vom Küssen leicht geschwollenen Lippen, blonde Strähnen, die ihm in die Stirn fallen… sein Blick erregt, voller Leidenschaft…
Es tut mir leid!
Was? Was tut ihm leid? Dass er gehen musste? Oder tut es ihm leid, überhaupt mit mir geschlafen zu haben? Bereut er es? Aber die ganze Sache ist doch von ihm ausgegangen. Er ist zu mir gekommen. Er hat mich geküsst… Er wollte mit mir schlafen…
Ist das alles nur ein Spaß für ihn gewesen? Wollte er mich demütigen, mich benutzen?
Nein, wir haben uns in die Augen gesehen… als er in mir war… Ich habe seinen Blick gesehen, als er kam… So was kann man doch nicht spielen… Das ist echt gewesen!
Oh Scheiße, ich bin so verwirrt!
Der schrille Wecker reißt mich nur wenige Stunden später aus einem unruhigen Schlaf.
Seufzend schlage ich die Bettdecke zur Seite und setze mich auf. Mein Po schmerzt ein bisschen. Ich werde rot und muss gleichzeitig grinsen. Dieser Schmerz ist der Beweis für die Ereignisse der letzten Nacht. Mein Leben hat sich verändert. Ich habe mich verändert. Und das tut nun mal ein bisschen weh…
Automatisch wandern meine Gedanken wieder zu Alex, zu unserem Streit und seinem nächtlichen Besuch… Wahrscheinlich habe ich mir völlig unnötig so viele Gedanken gemacht. Er hat bestimmt friedlich schlummernd in seinem Bett gelegen und ganz süß von mir geträumt, während ich mir wie eine hysterische kleine Dramaqueen schon die allerschlimmsten Horrorvorstellungen ausgemalt habe.
Leise Hoffnung keimt in meinem schmerzenden Magen. Bedauerlicherweise verschwindet dieses Wunschdenken viel zu schnell. Wie wird er reagieren, wenn wir uns gleich am Frühstückstisch gegenübersitzen? Irgendwas muss er doch tun, muss er doch sagen! Schließlich kann er den letzten Abend doch nicht einfach aus seinem Gedächtnis streichen, oder? Plötzlich hab ich ein bisschen Angst…
Ich ziehe mir einen Pulli über den Kopf und eile schnell zur Bodenluke. Scheiße, die ganzen Grübeleien bringen doch nichts, ich brauche Klarheit! Ich nehme immer zwei Stufen gleichzeitig nach unten. Im Eingangsbereich bleibe ich stehen, atme tief ein und aus. Ich hab ganz doll Herzklopfen und ein Blick in den Spiegel zeigt rote Flecken auf meinen Wangen.
Langsam trete ich näher an mein Spiegelbild heran. Sieht man es? Sieht man, dass ich keine Jungfrau mehr bin? Ich stelle mich ganz nah vor die glatte Oberfläche und starre dem Jungen vor mir in die Augen.
Hallo du! Was haste denn gestern Nacht so gemacht? Och, nix Besonders, hab nur ein bisschen mit meinem Stiefbruder gepoppt, und du?
Hm… Meine Haare sind dunkel und lang wie immer, hängen mir ein wenig in die Stirn, bedecken zeitweise mein linkes Auge… Meine Nase hat sich auch nicht verändert, immer noch viel zu klein… vielleicht der Mund… hm, rot, ein klein wenig geschwollen… und die Augen? Ist da was? Dunkelbraun und rund… Es glitzert… Ja, sie glitzern so komisch…
»Guten Morgen, Tobi.« Martha steht hinter mir und beobachtet mich verwirrt und auch ein bisschen besorgt.
»Guten Morgen«, antworte ich schnell und senke verlegen den Blick.
»Na du, wie geht es dir?« Ihre Stimme klingt einfühlsam und ernst.
»Gut,
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