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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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dass man sich liebt.«
    »Aber… da war was!«
    »Was denn? Liebe? Du hast doch keine Ahnung von Liebe. Wie denn auch, du bist noch fast ein Kind. Achtzehn! Mit achtzehn denkt man, Sex ist gleichbedeutend mit Liebe. Die Welt besteht aus rosa Luftschlössern und wenn man fünf Wochen miteinander geht, dann hat man schon eine Beziehung geführt.«
    »So ein Scheiß, ich bin doch kein Idiot. Natürlich ist mir auch klar, dass hinter Liebe noch mehr steckt. Ich hab doch nur gesagt, dass –«
    »Wenn ihr drei Jahre lang jede Nacht todmüde nebeneinander ins Bett fallt, weil ihr beide zwei bis drei Jobs gleichzeitig habt, um euer Studium und eine kleine, verdreckte Wohnung ohne richtige Heizung zu bezahlen und euch nur von Dosenessen und löslichem Kaffee ernährt, nebenbei auch noch den kranken Vater pflegt und euch während eines viermonatigen Auslandspraktikums treu bleibt, dann könnt ihr mal überlegen, ob ihr von Liebe reden wollt.« Bei jedem Wort wird er ein bisschen lauter. Ich trau mich nicht, ihn anzusehen.
    »War's so bei Manu und dir?«, frage ich irgendwann leise.
    »So ähnlich.« Er will nichts weiter dazu sagen.
    »Und das ist alles?«
    »Wie? Was ist alles?« Verwirrt blinzelt er in meine Richtung.
    »Ich will nicht, dass Liebe Arbeit ist…«
    »Es interessiert bloß keinen, was du willst.« Wieder dieser bittere Ton.
    »Ich weiß, dass sich eine Beziehung auf Zeit und Vertrauen aufbaut, aber da muss doch noch mehr sein…« Langsam werde ich ein bisschen verzweifelt.
    »Was denn?« Ich kann an seinem Tonfall hören, dass es ihm egal ist, was ich jetzt sage, er wird es so oder so auseinandernehmen.
    »Keine Ahnung. Ich kann's nicht beschreiben. Was anderes halt, etwas, das nichts mit Zeit und Raum zu tun hat…«
    »Die unendlichen Weiten des Weltraums oder das Mysterium um Gott?«
    »Wie kannst du nur so eiskalt sein?« Entsetzt schüttle ich den Kopf.
    »Ich bin nicht eiskalt, ich bin nur rational. Ich glaub, du bist einfach noch zu jung, um zu verstehen, was ich meine.« Marc schaltet noch einen Gang runter und blinkt. Er will den Wagen in eine enge Parklücke lenken.
    »Falsch, ich bin nicht zu jung, ich will dich einfach nicht verstehen.«
    Ich darf mir meine romantischen Gefühle nicht kaputt machen lassen. In meiner Welt gibt es noch Märchenprinzen, Deckel, die zu Töpfen passen und die große Liebe. Wenn ich aufhören würde, daran zu glauben… Nein, ich kenne keine Wörter, mit denen ich so etwas Starkes wie die Liebe beschreiben könnte, aber bei einer Sache bin ich mir hundertprozentig sicher: Ich darf, kann und will mir diesen Wunsch, diesen Glauben nicht kaputt machen lassen, niemals!
    Marc sagt nichts mehr dazu. Er zieht die Handbremse an, schnallt sich ab, zieht den Schlüssel aus dem Zündschloss und steigt aus dem Auto. Ich folge ihm.
    »Komm!« Er eilt voraus und ich ihm hinterher.
    Wir müssen eine ganze Weile laufen. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Marc einen Parkplatz direkt vor dem Laden gefunden hätte. Es ist Montagvormittag. Junge Mütter schieben Kinderwagen über die Straßen. Ein Gemüsehändler verteilt frisches Obst in den Kästen vor seinem Laden. Zwei ältere Damen sitzen hinter den Fensterscheiben eines Friseursalons und Hausfrauen schleppen ihr Mittagessen nach Hause.
    Ich renne fast in Marc rein, kann gerade noch rechtzeitig abbremsen und muss mich an seinem Shirt festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Wo hast du nur immer deine Augen?«, schimpft er und deutet dann auf das unauffällige Gebäude, vor dem wir gerade so plötzlich zum Stehen gekommen sind. »Wir sind da.«
    Ich bin enttäuscht. Hier soll ich arbeiten? Hab ich mir anders vorgestellt. Das Wohnhaus aus der Nachkriegszeit hat einen schmutzig-gelben Anstrich, der in den letzten zwanzig Jahren bestimmt nicht mehr erneuert worden ist. Der Lack der klapprigen Fensterläden im ersten Stock blättert schon ab, die Läden sind geschlossen.
    »Wohnt dein Vater hier?«
    »Was? Um Gottes Willen, nein. Er hat nur die Räume im Erdgeschoss gemietet.« Marc geht an dem kleinen Schaufenster vorbei und öffnet die Ladentür. »Kommst du?«
    Ich nicke schnell und folge ihm. Dabei fällt mein Blick auf einen großen Blumentopf neben dem Eingang. Rote, volle Blüten und zwischen ihnen prangt eine kleine Regenbogenfahne…
    » Marc! « Ein spitzer Aufschrei.
    Verwirrt drehe ich den Kopf und versuche, der Stimme eine menschliche Hülle zuzuordnen, doch alles, was ich sehen kann, sind Bücher.

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