Chaosprinz Band 2
an, als die Türglocke erneut ertönt.
»Kundschaft«, sagt Ludwig ernst. »Tobi, du kannst die Lieferung von heute Morgen aus den Kisten holen und im Lager in die Regale sortieren und Marc, hör auf, ihn zu ärgern.«
Murrend betreten wir das Lager und ich fange sofort an, die Pappkartons von dem braunen Klebeband zu befreien.
»Marc, ich bin wirklich enttäuscht von dir.« Janosch holt vier große, bunte Tassen aus einem der Küchenschränke und stellt sie auf den schmalen Tisch.
»Wieso?«, fragt Marc misstrauisch.
»Na, anstatt immer aufeinander loszugehen, ist es doch eigentlich eher deine Aufgabe, unser Baby zu unterstützen und ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.« Er nickt ernst und öffnet den Kühlschrank. »Du musst ihn doch in die homosexuelle Gesellschaft einführen, ihm alles erklären und ihn mit Verhaltensformen und Techniken vertraut machen, ihm Sicherheit geben.«
»Ich gebe ihm ständig Ratschläge, nur will er die nicht hören.« Marc zieht ungerührt die Schultern nach oben.
Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Deine Ratschläge sind ja auch immer total gemein und streng.«
»Sie sind vernünftig«, belehrt mich Marc.
»Kinder, Kinder, nicht schon wieder streiten.« Beschwichtigend hebt Janosch beide Hände in die Höhe. »Wie sieht es denn mit Sextipps aus? Hm? Hat Marc dir schon die kleinen, aber feinen Tricks verraten, Tobi?«
»Nein, Marc sagt, ich sei zu jung für Sex.«
Janosch sieht Marc belustigt an. »Soll ich dich daran erinnern, was wir mit achtzehn alles gemacht haben?«
»Nein«, unterbricht ihn Marc scharf. »Und außerdem ist Tobi mental auf dem Niveau eines Kleinkinds.«
Ich will mit einem Buch nach ihm werfen.
»Hey, keine Gewalt«, geht Janosch rasch dazwischen. »Nun, aber mal im Ernst. Tobi sollte doch schon von unserem reichen Wissens- und Erfahrungsschatz profitieren, oder?«
»Ich dachte eigentlich, sein Motto wäre: Learning by doing «, meint er und sieht mich an.
»Hm, aber ein bisschen learning vor dem doing ist doch sicher kein Fehler.« Ich gieße mir einen Schluck Milch in meinen Kaffee und grinse breit.
»Na gut, dann werde ich dir bei Gelegenheit mal eine Kleinigkeit über die männliche Anatomie erzählen.…« Marc führt seine Tasse an die Lippen.
»Au fein, dann kannst du mir ja auch sagen, wie das Ding heißt, das da bei den Männern zwischen den Beinen hängt.… Ich habe es bisher immer Pippimax genannt…« Ich kichere. Janosch muss lachen und auch Marc kann sich ein Grinsen nicht länger verkneifen.
Augenblicklich hellt sich die Stimmung auf und ich werfe mich ungestüm und sehr erleichtert in Marcs Arme. Nur zögerlich legen sich seine Hände auf meinen Rücken, doch das stört mich nicht. Marc ist eben nicht der Kuschelfreak.… Das werde ich ihm schon noch antrainieren…
»Na, habt ihr euch wieder vertragen? Wie schön. Schaut mal, wer gerade vorbei gekommen ist.« Ludwig steht im Türrahmen und strahlt uns glücklich an. Manus Kopf erscheint hinter ihm, er lächelt.
»Hallo«, sagt Manu. Er geht auf uns zu, wuschelt mir zärtlich durchs Haar und beugt sich dann zu seinem Freund, um ihn zu küssen – was nicht einfach ist, da ich immer noch an Marc klebe.
»Lass mich los, du kleine Nervensäge«, mault Marc, grinst dabei aber und meint es somit nicht böse.
»Was machst du eigentlich hier? Müsstest du nicht in der Praxis sein?« Marc mustert seinen Freund prüfend.
»Ich komme gerade von einem Hausbesuch und dachte, wenn ich schon mal in der Nähe bin, dann schau ich kurz vorbei.«
»Wie nett von dir«, meint Ludwig und lächelt seinen Schwiegersohn freundlich an. Er will noch etwas sagen, doch ertönt in eben diesem Moment die Türklingel und kündigt wieder einen neuen Kunden an.
»Oh, ich muss in den Laden«, sagt Ludwig und ist auch schon verschwunden.
»Hast du die Jungs schon eingeladen?« Manu stellt sich neben seinen Freund und legt ihm einen Arm um die Schultern. »Wir wollen morgen Abend bei uns zu Hause ein kleines Abendessen veranstalten. Nur Uwe, Michael, Jens und ihr beide. Ach, und Kim kann auch kommen, wenn er möchte.«
»Klingt doch gemütlich.« Janosch ist sofort angetan und ich nicke lächelnd.
»Ich war eben in dem Feinkostladen hier um die Ecke und habe Steinpilze gekauft.« Manu sieht seinen Freund an.
»Ich wollte nachher selbst einkaufen gehen«, unterbricht ihn Marc barsch.
»Ja, schon, aber wenn ich doch an dem Laden vorbei gefahren bin…«
»Die Steinpilze hast du umsonst
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