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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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die Ladentür auf und schon stehe ich auf dem Bürgersteig und atme die kühle Abendluft ein.
    Ich kann mich einfach nicht beruhigen. Es tut mir leid, Lena. Ich wollte diese Sache für dich gerade biegen und nun habe ich alles nur noch schlimmer gemacht…
    Hastig gehe ich weiter, den Blick auf den schwarzen Asphalt gerichtet. Klappt denn heute gar nichts? Der Tag fing schon so beschissen an, der Streit, die verhauene Mathearbeit, die ständige Sehnsucht nach Alex und das schlechte Gewissen gegenüber Kim, der Spaß mit Kim und das schlechte Gewissen gegenüber Alex, die Diskussionen mit Marc, noch mehr Streit und jetzt… dieser bescheuerte Luca… Es ist zum Verrücktwerden, ich –
    Ich stoße mit jemandem zusammen. Fast verliere ich das Gleichgewicht. Ich rudere mit den Armen und taumle etwas zurück.
    »Oh, tut mir sehr leid«, sage ich schnell und reibe mir die Schulter. Vor mir steht ein Mann. Ein wirklich großer Mann. Er trägt einen großen, braunen Pappkarton im Arm und schaut auf mich herab.
    »Macht doch nichts«, sagt er mit tiefer Stimme. »Hast du es immer so eilig?«
    Immer? Verwirrt mustere ich ihn. »Entschuldigung, aber kennen wir uns?«, frage ich schüchtern.
    »Neulich bist du mit einem Freund zwei Mädchen hinterhergelaufen und hast mich dabei auch fast über den Haufen gerannt.« Er lacht. Seine Stimme ist tief und voll. Ich erinnere mich.
    »Oh ja, Sie haben recht.« Nun werde ich rot. »Wie gesagt, es tut mir sehr leid…«
    »Nun mach dir mal keine Sorgen, ich bin ein großer Kerl, mich rennt man nicht so einfach um.« Wieder lacht er. »Aber wenn du mir etwas Gutes tun möchtest, dann kannst du mir die Tür aufhalten, damit ich die Kiste reintragen kann.« Er deutet auf eine breite Glastür. Ich nicke schnell und öffne sie.
    Die Tür führt in einen sehr großen, leeren Raum. Ein riesengroßes Schaufenster zur Straße hin lässt helles Tageslicht ins Innere. Der Boden ist mit Parkett ausgelegt und die kahlen Wände strahlen in einem sauberen Weiß.
    An der Decke hängen schwarze Strahler und im hinteren Teil des Raumes steht das einzige Möbelstück, ein gläserner, sehr breiter Schreibtisch. Hinter dem Schreibtisch hängt ein Bild. Ein Gemälde.
    Der große Mann stellt den Karton in einer Ecke ab und dreht sich dann lächelnd zu mir um.
    »Was…?« Ich schaue mich fragend um.
    »Das ist meine Galerie. Naja, es wird einmal meine Galerie sein…« Er lächelt erneut.
    »Wirklich? Was werden Sie denn ausstellen?«, frage ich neugierig.
    »Hauptsächlich meine eigenen Sachen, aber auch die Werke von Kollegen. Ich male in Öl… große Leinwände, kräftige, reine Farben…«
    »Kenn ich etwas von Ihnen?«
    »Nein, das denke ich eher nicht. Ich habe die letzten zehn Jahre in New York gelebt und als Galerist gearbeitet. Es würde mich sehr wundern, wenn du eines meiner Bilder kennen würdest.« Wieder dieses freundliche Lächeln.
    Ich mustere seine große, schlanke Gestalt. Wie alt er wohl ist? Hm, ich schätze mal so Mitte dreißig… oder vierzig? Er hat dichtes, hellbraunes Haar, lebendige, grüne Augen und einen wuscheligen Vollbart, der fast die Hälfte seines Gesichts bedeckt. Trotzdem wirkt er attraktiv… und dieses Lachen… das mag ich sehr…
    »Oh, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.« Er tritt auf mich zu und reicht mir seine Hand. Lange, feingliedrige Finger. »Markus Wesser.«
    »Hallo, ich bin Tobias Ullmann«, sage ich lächelnd. Wir schütteln einander die Hände.
    »Haben Sie noch gar keine Bilder hier?«
    »Hm, warte mal… doch, hier drüben.« Er führt mich in die Ecke, in der er auch den Karton abgestellt hat. Verborgen unter einem langen, weißen Tuch stehen dort einige große Leinwände an die Wand gelehnt. Er hebt das Tuch an.
    Ich sehe nur Blau. Blau in all seinen Arten und Facetten. Kobaltblau, Dunkelbau, Indigoblau, Azurblau, Cyanblau, Graublau, Hellblau, Grünblau, Ultramarinblau, Mittelblau… alle Blaus dieser Erde. In Wellen und Linien ziehen sich die Farben quer über die Leinwand.
    »Es heißt: Wasser «, meint Markus ruhig. »Ich bin immer so kreativ bei der Titelvergabe.«
    »Es ist toll«, sage ich ehrfürchtig.
    Ich muss gestehen, ich bin nicht wirklich ein großer Kunstkenner, aber dieses Bild ist schön, dass sehe ich sofort. Es ist so einfach und doch steckt so wahnsinnig viel mehr darin. Im Grunde ist es nicht mehr als blaue Farbe auf einer Leinwand und trotzdem kann es so verschiedenartige Gefühle hervorrufen. Es ist beruhigend,

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