Chaosprinz Band 2
hat…«
»Hast du die beiden wieder erwischt?«
»Nee, im Grunde habe ich dieses Mal gar keine Beweise, doch sagt mein Gefühl mir, dass da irgendwas nicht stimmt…« Ich drehe mich um und sehe Marc an. »Ich habe gedacht, wir würden uns näherkommen, mein Vater und ich, aber scheinbar war das alles nur eine Täuschung, Wunschdenken oder so. Eigentlich hat sich die Situation überhaupt nicht groß verändert. Wir kennen uns kaum.«
»Tobi, was hast du denn erwartet? Hast du gedacht, nur weil ihr biologisch miteinander verwandt seid, ist da auch sofort eine zwischenmenschliche Nähe, die euch verbindet?«
»Ja, warum nicht?«, frage ich etwas bissig. »Er ist mein Vater, er sollte mich intuitiv kennen, sollte wissen, was ich fühle und was ich mir wünsche.«
»Stimmt, er ist dein Vater, nicht Uri Geller…« Marc verzieht das Gesicht.
»Aber…«, widerspreche ich rasch.
»Hast du denn schon mal versucht, ein Gespräch mit ihm zu führen? Ein richtiges Gespräch? Alleine? Hast du ihn gefragt, was er gerne mag und was er so denkt?«
»Ich weiß, was er mag, er mag teure Autos, teure Häuser, teure Partys, teure Klamotten und Sex mit fremden Frauen«, zische ich böse.
»Sehr erwachsen«, spottet Marc und poliert die Theke mit einer stinkenden Holzpolitur.
»Hey, er ist der Vater, der Erwachsene, er müsste eigentlich den ersten Schritt machen«, verteidige ich mich aufgebracht.
»Kommt dein Vater eigentlich aus München?«, fragt Marc plötzlich ganz unvermittelt.
»Wie meinst du das?« Ich verstehe nicht, worauf er hinaus will.
»Na, ist er in München geboren oder ist er in Hamburg aufgewachsen?«
»Ich… also… nein, er ist als junger Mann nach Hamburg gekommen.«
»Und wie alt war er da?«
»Hm… weiß nicht genau… Vielleicht so zwanzig…« Ich zucke die Achseln.
»Und wo ist er nun geboren?«
»In München… glaube ich…« Ich werde rot.
»Hat er noch Geschwister, also hast du noch Onkeln oder Tanten?«
»Ich… Keine Ahnung«, blaffe ich wütend und funkle Marc aufgebracht an. »Was willst du eigentlich von mir?«
»Nichts, ich denke nur, als sein Sohn müsste es dich eigentlich brennend interessieren, wer dein Vater wirklich ist und wo er herkommt. Du weißt schon, Intuition und zwischenmenschliches Band und so…«
Ich hasse es, wenn er meine eigenen Worte nimmt und sie so dreht und wendet, dass sie sich am Ende gegen mich selbst richten. Schnaubend verschränke ich die Arme vor der Brust.
»Du bist so fies, Marc, weißt du das? Ich werde nie wieder mit dir sprechen, jawohl, nie wieder.«
»Ich wollte dir doch nur vor Augen führen, dass du keine Wunder erwarten kannst, wenn du nicht bereit bist, etwas dafür zu tun. Ich kann verstehen, dass dir das alles oft ziemlich unfair vorkommt und dir nicht immer gefällt, aber so ist das nun mal. So ist das Leben!«
»Blödes Leben, saublödes Leben und saublöder Marc!«, blöke ich und strecke ihm die Zunge raus.
Marc lacht und ich platze schier vor Wut. Nie nimmt er mich ernst, immer behandelt er mich wie ein Kleinkind, das nachts noch ins Bett macht. Ich will gerade wieder zu schreien anfangen, als die kleine Glocke über der Eingangstür sanft klingelt und die Tür von außen geöffnet wird.
»Huhu, ihr Süßen.« Janosch kommt herein und strahlt uns an. »Na, was diskutiert ihr denn so intensiv, dass man euch schon hundert Meter weiter die Straße entlang hören kann?« Er nimmt erst mich, dann Marc in den Arm und spart nicht mit schmatzenden Küsschen.
»Ich spreche nicht mehr mit Marc«, erkläre ich schnell.
»Hast du das Häschen wieder geärgert, Marc?« Janosch sieht ihn tadelnd an und legt dann schützend einen Arm um meine Schultern. Ich grinse Marc hämisch an und schmiege mich an Janoschs schlanken Körper.
»Das Häschen , wie du es gerne nennst, ist in meinen Augen eher ein nervendes Stinktier oder ein quietschender, kleiner Pavian…« Marc schiebt sich an uns vorbei und schlendert zum Lager. Ich folge ihm, laut protestierend. An der Lagertür treffen wir auf Ludwig.
»Warum hat das denn so lange gedauert?«, fragt Marc seinen Vater und versucht, mit den Händen dessen Haare in Ordnung zu bringen. Die wirren, weißen Strähnen stehen wild zu allen Seiten des schmalen Kopfes ab.
»Ich habe noch kurz telefoniert«, erklärt Ludwig und begrüßt dann Janosch mit einer herzlichen Umarmung.
»Sehr unklug von dir, diese beiden Streithähne allein zu lassen«, meint Janosch grinsend und sieht Marc und mich frech
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