Chaplins Katze, Clintons Kater
mich zurück
An jenes herrliche Gestade Griechenlands
Und zu der Pracht und Herrlichkeit des Alten Rom.
Diese unsterbliche Helen veröffentlichte im Jahre 1860 ein Buch, in dem sie Poe vor seinen Kritikern in Schutz nimmt.
Nach ihrem Tod erschienen die Briefe, die er ihr geschrieben hatte.
Einem anderen geliebten Mädchen widmete er das Gedicht
›Für Annie‹, in dem er schreibt: »Jenes Fieber, das man Leben nennt, ist endlich nun besiegt.«
Zu ›Annabel Lee‹ soll ihn der Tod seiner Frau Virginia inspiriert haben, die auch die Wärme der Katze Catarina nicht retten konnte. Auszüge lauten:
Sie war ein Kind, wie ich ein Kind war,
In jenem Königreich am Meer,
Wir liebten uns mit Liebe, die die Liebe übertraf, Ich und meine Annabella Lee.
Die Engel, die im Himmel nicht die Hälfte uns’res Glücks empfanden,
Beneideten uns beide, sie und mich,
Ja! Das allein war Grund genug (wie alle wissen
In jenem Königreich am Meer),
Dass Wind sich aus den Wolken kalt erhob
Und meine Annabella Lee dem Leben raubte.
Wir dürfen nicht vergessen, dass das Königreich am Meer nur eine der vielen Landschaften war, die Poes fiebriges Gehirn erfunden hatte. Da waren auch noch die Detektive. Der erste, Chevalier C. Auguste Dupin, löste den ›Doppelmord in der Rue Morgue‹, ›Das Geheimnis der Marie Roget‹ und den Fall
›Der entwendete Brief‹. Poes Romane um den Detektiv Dupin waren die ersten Kriminalromane, aus dem einfachen Grund, weil man den Beruf des Detektivs gerade eben erst erfunden hatte. Aber Poe war allen anderen in diesem neuen Genre weit voraus. Von der allerersten Geschichte um die Rue Morgue hat keine Geringere als Dorothy Sayers gesagt: »Sie ist für sich allein ein beinahe vollständiges Anleitungsbuch zur Detektivgeschichte in Theorie und Praxis.« Parallel zu diesen äußerst rationalen Geschichten entstanden Poes irrationale Erzählungen, die von Okkultem, vom Leben im Tod und vom Tod im Leben und von übernatürlichen Begebenheiten erzählen, wie zum Beispiel ›Der Untergang des Hauses Usher‹
oder ›Grube und Pendel‹.
Was für eine großartige Fundgrube für das Ideen nur so verschlingende Fernsehen unserer Tage: diese unglaublich üppig verzweigten Geschichten, diese reichen Stimmungen, die der völlig verarmte Poe vor anderthalb Jahrhunderten geschaffen hat! Und alles ist von einer morbiden Psychologie durchzogen, es spränge also auch zusätzlich noch ein spätabends ausgestrahltes Symposium über die psychologische Bedeutung von Poes Werken heraus. Auf diesen Gedanken ist allerdings schon vor genau fünfzig Jahren jemand gekommen, eine Schülerin und Freundin von Sigmund Freud (der selber ein Chow-Chow-Freund war). Marie Bonaparte, die Freud bei der Flucht aus dem von den Nazis besetzten Österreich geholfen hatte, veröffentlichte in London um 1950 eine Freudsche Analyse von Poes Es und Libido und so weiter.
In unserer auf den neuesten Stand gebrachten Fassung würde der Geist des Dichters samt Catarina und Pluto auftreten. Auf die Frage, ob er lieber eine lange Analyse machen wollte oder doch mindestens einer Selbsthilfegruppe beitreten, die ihm bei der Heilung seiner schizoiden, manischen, libidinösen und sonstigen Probleme behilflich sein könnte, würde er sicherlich verächtlich eines seiner Sonette zitieren:
›An die Wissenschaft
Wissenschaft! Du bist die wahre Tochter uns’rer alten Zeiten!
Die du mit starrem Blick der Neugier alles änderst, Warum machst du dir nun des Dichters Herz zum Opfer?
Aasgeier auf den matten Flügeln trüber Wirklichkeiten?‹
… Hast du nicht einst Najaden aus der Flut gerissen, Und Elfen aus dem grünen Gras geraubt, und mir
Den Sommertraum genommen, den ich unter Tamarinden träumte?
PRÄSIDENTENKATZEN Viele vom Glück begünstigte Katzen haben im Weißen Haus und anderen Präsidentenpalästen gehaust, wie schon an anderer Stelle in diesem Buch vermerkt wurde. Sie hatten so ihre Ego-Probleme mit den
Präsidentenhunden, aber außer dem gelegentlichen wütenden Katzenbuckel oder aggressiven Kläffen sind sie eigentlich im Großen und Ganzen besser miteinander ausgekommen als die Präsidenten mit ihren menschlichen Gegnern oder – in jüngerer Zeit – mit den Medien.
Die kleine Caroline Kennedy, die Tochter von J. F. Kennedy, brachte »Tom Kitten« mit, über den in der Presse viel berichtet wurde, ehe sich das Weiße Haus zum Katzenheim entwickelte.
Das Kätzchen Tom wuchs heran zu Tom, dem Kater. Gerald Ford
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