Chaplins Katze, Clintons Kater
›Histoires Naturelles‹ [Geschichten aus der Natur], und dann ist da natürlich noch seine Suite ›Ma mère l’oye‹ [Meine Mutter, die Gans] für Kinder.
Strawinsky hat einmal die Präzision Ravels als die »eines Schweizer Uhrmachers« beschrieben, wenn auch vielleicht die Präzision einer Katze, die über einen Dachfirst spaziert, das bessere Bild gewesen wäre.
Nach Beendigung seiner Studien am Pariser Konservatorium heimste er gleich mehrere Preise ein. Man verglich den jungen Ravel mit Debussy, der damals allerdings äußerst umstritten war. Ravel hatte einen Briefwechsel mit Debussy und widmete ihm eines seiner Streichquartette. Die beiden waren sich beileibe nicht immer einig, aber in seinen späteren Jahren sagte Ravel: »Als ich das erste Mal das ›Prelude à l’Apres-midi d’un faune‹ gehört habe, wurde mir klar, was wahre Musik ist.«
Auch der Jazz interessierte Ravel, so sehr, dass er einen kleinen Welpen Jazz nannte. Und wieso kam der Welpe überhaupt in Ravels Haus? Um einer der jungen Katzen Gesellschaft zu leisten, versteht sich! Die ungeheuer weit gespannte, katzenneugierige Mischung musikalischer Komponenten in Ravels Werk wird auch in seinem ›Tombeau de Couperin‹ deutlich, das er 1916 zur Erinnerung an Freunde schrieb, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren. In diesem Stück gelingt es Ravel nach Meinung der Experten, die Töne einer längst versunkenen Welt heraufzubeschwören, der Welt von Couperin und Scarlatti, die zweihundert Jahre vor ihm lebten.
Scarlatti hatte übrigens eine Katze namens Pulcinella, die nach einer Figur aus der italienischen Commedia dell’Arte benannt war, was Ravel mit Sicherheit nicht wusste. Pulcinella war berühmt dafür, dass sie einmal auf die Tastatur von Scarlattis Cembalo gesprungen und über die Tasten gelaufen war, was diesen zu einer Fuge inspiriert haben soll, der
›Katzenfuge‹.
Aus den Biografien wissen wir – wenn auch nur in frustrierend allgemeinen Tönen –, dass Ravel nie weit von seinen Katzen entfernt war, dass sie mit ihm am Tisch aßen, dass er ihnen gerne bei ihren Unterhaltungen zuhörte und auch gerne »mit ihnen sprach«. Er war überzeugt davon, dass er die Katzensprache verstand und die Katzen wiederum seine Antworten begriffen. Diese Überzeugung äußerte er häufig in Briefen an Freunde, in denen er diese auch über die Launen und Streiche der Katzen auf dem Laufenden hielt. Die nächste Ravel-Biografie sollte uns jedoch bitte alle Namen, alle Persönlichkeiten und Schicksale dieser Katzen nicht vorenthalten! Mit beträchtlicher Mühe ist es mir gelungen herauszufinden, dass er einmal mit einer der Katzen – einer gewissen »Monni« – fotografiert wurde und dass es in seiner Sammlung auch Siamkatzen gab. Aber ehe wir mehr wissen, wie können wir da Havels Musik wirklich begreifen?
Spiel – sei es nun Kinderspiel oder das Spiel von Kätzchen –
ist ein häufig wiederkehrendes Thema in Ravels Musik.
Genauso wie die Vergangenheit, das Exotische und der Tod.
Obwohl er hart an seiner Musik arbeitete und ein Perfektionist war, hat er über seine Musik gesagt: »Es gibt eine intellektuelle Musik – die von Vincent d’Indy – und eine sentimentale, intuitive – meine.«
KARDINAL RICHELIEU (1585-1642), Armand-Jean du Plessis, Herzog von Richelieu, französischer Staatsmann am Hofe Ludwigs XIII. Erster Minister, dem Maria de Medici zunächst zu Amt und Würden verhalf und den sie dann aus tiefster Seele hasste. Er regierte von 1630 bis zu seinem Tode praktisch als Diktator und etablierte den französischen Absolutismus. Die Académie française wurde von ihm gegründet.
Richelieus Katzen waren der Schlüssel zum Erfolg, wenn man es im System dieses hageren Meisters der Intrigen und der internationalen Machtpolitik zu etwas bringen wollte. Wer von seinen Untergebenen netter zu seinen Katzen war, kam voran.
Wir kennen die Namen von mehreren Dutzend Katzen, die sich an Richelieus elegantem Hof tummelten:
Lucifer, eine pechschwarze Angorakatze; Ludovich der Grausame (toller Name!); Felimare; Mimie Paillou; Perruque und Racan, die ihre Namen dem Umstand zu verdanken hatten, dass ihre Mutter sie in der Perücke des wenig bekannten Dichters Marquis de Racan geworfen hatte. Dann war da noch Gazette, die »sehr diskret« gewesen sein soll; Soumise, die bei ihrem Herrchen schlief; Pyrame und Thisbe; Rubis, der »schnurrte wie ein Topf kochendes Wasser«; Rita, die gerne auf Staatspapieren schlummerte;
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