Chaplins Katze, Clintons Kater
Aufgabe, die Katze, die zwei Jahre lang Alleinherrscherin im Hause gewesen war, zur friedlichen Koexistenz mit dem Hund Azi zu bringen, der als sechs Wochen alter Welpe in den Haushalt kam. Wie zu erwarten, bereitete die königliche kleine Lucy dem großen, tapsigen Azi ein außerordentlich unfreundliches Willkommen. Aber Reuma, die eine glückliche Hand für alle Lebewesen hat, sorgte dafür, dass zumindest in ihrem Haus und Garten ein kleines bisschen nahöstlicher Friede herrschte, und zwölf Jahre lang pflegten Hund und Katze ein »freundschaftliches Verhältnis«.
Lucy blieb allerdings der Boss und versetzte Azi verständlicherweise und gegen jedes sozialistische Prinzip immer dann einen Schlag mit der Tatze, wenn er ihrem Essen oder irgendetwas anderem aus ihrem Privatbesitz zu nahe kam.
Gleichzeitig übernahm sie die Rolle der Mutter oder älteren Schwester, wenn Azi krank war, leckte ihm das Gesicht und versuchte Mitleid zu zeigen. Wie alle normalen Hunde, die sich mit ihrer »eigenen« Katze gut verstehen, jagte Azi stets die nicht ganz so berühmten anderen Katzen der
Nachbarschaft. Und wie es bei gut gepflegten Katzen oft ist, überlebte die kleine Lucy den großen Schäferhund um drei Jahre.
Brauchen Präsidentenhaustiere vielleicht mehr Zuwendung als der Durchschnitt, um freundschaftliche Beziehungen zu pflegen? Vielleicht liegt es an all der Politik, den Machtspielchen und den Intrigen, die in der Luft liegen.
Wir wenden uns nun Paul von Hindenburg zu, dem deutschen Feldmarschall, der 1925 (als Chaim und Vera Weizman ihre zweite Reise nach Palästina machten) zum deutschen Reichspräsidenten gewählt wurde. Hindenburg wurde von deutschen Politikern für ihre Interessen instrumentalisiert und ernannte Hitler 1933 zum Reichskanzler. Die
Geschichtsbücher sagen, dass er »bis zu seinem Tod im Alter von 87 Jahren als Aushängeschild des Staates fungierte«.
Wir zitieren Hindenburgs Kommentar über das Vergnügen, das Katzen auch ehemaligen Präsidenten bereiten können, der angesichts der politischen Verhältnisse ziemlich erbärmlich erscheint: »Ohne eine Katze im Haus kann ich mir keinen angenehmen Ruhestand in Frieden und Meditation vorstellen.«
Und hier hätten wir, ausnahmsweise einmal topaktuell, den überaus produktiven Schriftsteller Gore Vidal, dessen Familie seit Generationen mit mehr amerikanischen Präsidenten und Fast-Präsidenten zu tun hatte, als sich die meisten von uns erträumen könnten. Als Foto für das Vorsatzblatt seines Bestsellers ›Palimpsest‹ wählte Gore Vidal ein Porträt aus, das ihn mit seiner Katze auf der Schulter zeigt. Die Bildunterschrift lautet: »Ich mache mich daran, in Ravello mithilfe der weißen Katze dieses Buch zu schreiben.«
Am Schluss noch etwas Werbung. Ein großer amerikanischer Hersteller von Haustiernahrung exportiert ein breit gefächertes Sortiment von Produkten und wirbt für Katzen wie Hunde gleichermaßen. Der Name des Unternehmens? »Presidential Choice« – Präsidentenauswahl.
MAURICE RAVEL (1875-1937) gilt als der herausragendste französische Komponist seiner Zeit. Er liebte Katzen abgöttisch und hat im Laufe seines Lebens mit mehr als vierzig von ihnen zusammengelebt. Der Natur in allen ihren Erscheinungsformen fühlte er sich sehr verbunden, also auch allen Tieren – einschließlich der Eidechsen.
Es ist erstaunlich, dass keines der vielen dicken Bücher, die sich mit Ravel und seiner Musik beschäftigen, seine Katzenbesessenheit eingehend untersucht. Wenn diese Vorliebe endlich allgemein bekannt wird, so wird Ravel für sensible Hörer und Hörerinnen nie wieder wie früher klingen.
Von nun an werden sie aus allen seinen Werken
Katzentonalität und Katzenrhythmen heraushören, ob es sich nun um seine Orchesterfassung eines Werkes von Mussorgski oder um ›Scheherezade‹ handelt.
Ravel selber hatte eine bunt gemischte Ahnenreihe: Er ist in einer kleinen baskischen Stadt geboren. Ein Großvater stammte aus den Savoyer Alpen, sein Vater war Schweizer und seine Mutter kam aus dem Baskenland. All diese nationalen Einflüsse lassen sich in seiner Musik hören, zum Beispiel im
›Bolero‹, in der ›Spanischen Rhapsodie‹ und in dem lyrischen Stück ›L’heure espagnole‹.
Ravel bewunderte die Werke von Colette und vertonte eines ihrer Katzengedichte. Für einige seiner Stücke wurde er scharf kritisiert, weil er meinte, »Miauen und Jaulen« seien durchaus legitime Inspiration für Komponisten. Eines seiner Werke heißt
Weitere Kostenlose Bücher