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Chaplins Katze, Clintons Kater

Chaplins Katze, Clintons Kater

Titel: Chaplins Katze, Clintons Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Dudman
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zurückbringt.
    Twain übertrug in seinem Testament Clara, dem einzigen überlebenden Kind, die literarische Verantwortung für seine zahllosen unveröffentlichten Arbeiten. Als sie das Manuskript von ›Letters from Earth‹ las, das einige hinreißend komische Rekonstruktionen der Bibel und die unschuldige
    Katzengeschichte enthielt, hatte Clara Einwände gegen die Veröffentlichung einiger Abschnitte, weil sie meinte, diese könnten ein »verzerrtes« Bild vom Denken ihres verstorbenen Vaters wiedergeben.
    Das Buch erschien schließlich 1939 und hat seither viele Neuauflagen erlebt. Dem geneigten Leser wird dringend empfohlen, danach zu stöbern. Eine 1974 veröffentlichte Taschenbuchausgabe zitiert die folgende Rezension durch den bekannten Schriftsteller Howard Mumford in der ›New York Times‹: »Die Geisteshaltung ist diejenige von Swift, die intellektuelle Verachtung die von Voltaire.« (Ah, aber Mr Mumford hatte seine Hausaufgaben in Sachen Vierbeiner nicht gemacht! Voltaire war eifersüchtig auf den geliebten Hund seiner Mätresse, und obwohl er sich als Apostel der Toleranz aufspielte, hatte er gar nichts für Katzen übrig. Wie, so fragte er, können wir Interesse für ein Tier entwickeln, nach dem nicht einmal ein Sternbild benannt ist, wie zum Beispiel nach Löwen, Hunden, Stieren und Steinböcken? Vielleicht hatte Twain irgendwo in seinem umfangreichen Werk auch darauf eine Antwort?)
    Zu Twains eigener Kindheit, an die er sich voller Nostalgie erinnert, gehörten glückliche Winterabende im Farmhaus seines Onkels, wo »eine faule Katze vor dem riesigen Kamin ausgestreckt lag; die Hunde dösten und meine Tante saß in einer Ecke am Kamin und strickte… im Hintergrund spielte ein halbes Dutzend Kinder«. Im Sommer genossen die Kinder am meisten das Schwimmen im Bach – weil es verboten war.
    »Wir waren kleine Christenmenschen und man hatte uns schon früh den Wert der verbotenen Früchte gelehrt.«
    Schule war kein Problem. Die Kinder »gingen im Sommer mehr oder weniger regelmäßig ein- oder zweimal in der Woche hin«; das Beste waren die Mittagspausen mit dem (zu Fuß) von zu Hause gebrachten Essen. Twains Vater starb, als der Junge zwölf Jahre alt war, ebenso ein Bruder und eine Schwester. Die Familie war bitter arm und so fand die offizielle Schulbildung des Jungen ein Ende. Er war Autodidakt – lernte bei den ersten Jobs als Gehilfe eines Druckers und dann als Journalist und natürlich bei der Arbeit als Lotse auf dem Mississippi »von all den verschiedenen Menschentypen, die man in Romanen, Biografien und Geschichtsbüchern finden kann«.
    Mit 32 Jahren pflegte er bereits seinen Zynismus. 1867
    schloss er sich als Zeitungskorrespondent einer Reisegruppe an, die auf der ›Quaker City‹ eine Mittelmeerkreuzfahrt machen wollte. Seine Erfahrungen verarbeitete er zu ›The Innocents Abroad‹ [Die Arglosen auf Reisen]. Dieses Buch machte Twain über Nacht berühmt. Und es veränderte sein Leben, denn auf dem Schiff lernte er den wohlhabenden Bruder von Olivia Langdon kennen, die später seine Frau wurde. Aber ehe er sie kennen lernte, machte er bei einem Spaziergang auf Deck ihrem Bruder gegenüber die oft zitierte Bemerkung: »Ich bin wie ein alter, ausgebrannter Vulkan; die Feuer meines Lebens sind in mir alle erloschen.«
    Das stimmte natürlich nicht ganz. 1870 heiratete er Olivia und ließ sich als freier Schriftsteller in Hartford, Connecticut nieder. 1874 arbeitete er mit Charles Dudley Warner, einem anderen begeisterten Katzenfreund, an dem Werk ›The Gilded Age‹ [Das vergoldete Zeitalter] zusammen.
    Seine Ehe scheint ungetrübt glücklich gewesen zu sein (und warum sollten wir das nicht glauben?), nur war Olivia leider von schwacher Gesundheit. 1904 starb sie nach langer Krankheit. Twain schrieb: »Sie war der schönste und hochstehendste und edelste Geist, den ich je gekannt habe.
    Und nun ist sie tot.«
    Hätte die moderne Medizin den frühen Tod von Twains einzigem Sohn mit nicht ganz zwei Jahren verhindern können, für den sich der Vater immer die Schuld gab, weil er mit dem Baby an einem kalten Tag spazieren gefahren war? Hätte man Susy retten können, die mit 24 Jahren an Hirnhautentzündung starb? (Wahrscheinlich.) Oder Jean, die dritte Tochter, die Epileptikerin war und wenige Monate vor Twains Tod beim Baden ertrank? Vielleicht.
    Aber die Geschichte, wie ein »Quacksalber« Olivia geheilt hatte, ehe sie Twain kennen lernte, nachdem sie auf dem Eis gefallen war und sich

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