Chaplins Katze, Clintons Kater
nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahre 1837
heiratete Southey nach langer Krankheit und psychischen Problemen die viel versprechende Schriftstellerin Caroline Bowles. Sie waren schon lange miteinander befreundet und ihr Briefwechsel befasste sich unter anderem auch mit Katzen, wobei Caroline oft dafür getadelt wurde, die Tiere angeblich nicht ernst genug zu nehmen. Wie Caroline 1832 an Southey schrieb:
Ich bin nicht sicher, ob du je wieder mit mir sprechen wirst, wenn du erfährst, welche Gräuel, wie du sie sicher nennen würdest, wenn nicht durch meine Hand, so doch mit meiner Duldung hier vorgefallen sind. Flüstere dies nicht in die Ohren von Rumpelstilzchen noch in Hörweite von Pussy Bell oder in den Hainen des Katzenparadieses, dass hier innerhalb von drei Wochen neun Katzen von meinem Diener Dick ermordet wurden…
Wie Caroline erklärt, hatten die Katzen Tauben in der Umgebung ihres Taubenschlags getötet. »Und wehe selbst dem großen Rumpel, wenn er je seine Pfote dorthin setzte!«
Southeys postwendende Antwort war:
Für diese wiederholten Katzenmorde, die du in keiner Weise zu bereuen scheinst, verdienst du es, vom Geist Merlins verfolgt zu werden. Wenn ich auch nur eine einzige solche Gräueltat begangen hätte, ich könnte nie wieder einer Katze in die Augen schauen. Im Katzenparadies geschieht dergleichen nicht.
Der Verweis auf Merlin bringt uns auf ein frühes Katzenbuch,
›The Cat’s Tail, being the History of the Childe Merlin. A Tale by the Baroness de Katzleben‹ [Die Erzählung der Katze.
Beinhaltet die Geschichte des jungen Merlin. Eine Erzählung von Baroness de Katzleben]. Dieses Werk erschien 1830 bei Blackwood und enthielt drei Stiche nach Zeichnungen von Caroline Bowles. Die Stiche stammten von dem berühmten Karikaturisten George Cruikshank (1792-1878), der auch Bücher von Dickens und Thackeray illustrierte. Caroline schickte Southey gleich nach dem Erscheinen ein Exemplar des Buches zu. Trotz ihrer unterschiedlichen Einstellung zu Katzen und Tauben heirateten die beiden 1839. Aber von dieser Zeit an verschlechterte sich Southeys
Gesundheitszustand und Caroline führte ein trauriges Leben.
Sie erhielt 1852 eine Pension von Königin Viktoria und starb zwei Jahre danach.
Eines der Gedichte Southeys, das man gelegentlich noch gedruckt sieht, ist ›Die Schlacht von Blenheim‹ zu einem leider auch heute noch relevanten Thema. Die ersten Zeilen kommen dem einen oder anderen vielleicht bekannt vor: Es war ein Sommerabend,
Das Tagewerk des alten Kaspar war vollbracht,
Und er saß still vor einer Kate,
Genoss der Abendsonne Strahlen.
Seine Enkelkinder finden einen Schädel, »so groß und glatt und rund«, und fragen ihren Opa, was das wohl sein könnte. Er erzählt ihnen, dass hier einmal eine große Schlacht geschlagen wurde. »Doch warum man dort so heftig kämpfte / hab ich nie herausgebracht.«
Und jeder pries den Herzog,
Der jenen großen Kampf gewann.
»Doch was hat es an Gutem uns gebracht?«,
fragte da das Peterlein.
»Nun, das kann ich dir nicht sagen, Junge«, sprach er.
»Doch es war ein höchst berühmter Sieg.«
(Die Schlacht von Blenheim / Schlacht von Höchstädt wurde 1704 an der Donau ausgetragen. Sie war eine der wichtigsten Schlachten im Spanischen Erbfolgekrieg. Der Herzog von Marlborough und Prinz Eugen schlugen die Franzosen und die Bayern. Jetzt wissen Sie es also. Streicheln Sie jetzt in Dankbarkeit Ihre Katze.)
MARK TWAIN (1835-1910), Pseudonym für Samuel Langhorne Clemens (nach einem Ruf, den die Lotsen auf dem Mississippi bei der Auslotung der Wassertiefe benutzten). Amerikanischer Journalist, Humorist, ungeheuer vielseitiger und produktiver Schriftsteller. Wer ihn nur als Autor von ›Tom Sawyer‹ und
›Huckleberry Finn‹ kennt, wird bass erstaunt sein über das breite Spektrum seiner Arbeiten – von Science-Fiction über Kriminalgeschichten, Romane für Kinder, Biografien und Reiseberichte bis hin zu satirischen Essays.
Die Themen des Zynikers Twain waren unter anderem vertauschte Identitäten, die Verwechslung zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen teleskopischer und
mikroskopischer Sicht. Klingt postmodern? Genau. Nur dass Twain sich immer streng an die Regeln der Grammatik hielt.
Seine Bücher waren Bestseller – die er oft genug schrieb, um seine hohen Schulden zahlen zu können – und wurden in viele Sprachen übersetzt. Auch heute noch erscheinen Analysen dieses »Lincoln der Literatur«, wie ihn sein Freund
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