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Chaplins Katze, Clintons Kater

Chaplins Katze, Clintons Kater

Titel: Chaplins Katze, Clintons Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Dudman
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Oliver Wendell Holmes einmal genannt hat.
    Auf seinen Vortragsreisen war er eine Starattraktion, eine Berühmtheit, privat ein liebevoller Ehemann und Vater mit einem tragischen Leben: Drei seiner vier geliebten Kinder starben vor ihm, ebenso seine Frau. Sein Familiensinn war gepaart mit einer ungeheuren zynischen Verachtung für alle Religionen und für die Menschheit im Allgemeinen. Mit Ausnahme seiner Familie, versteht sich.
    Er war ein begeisterter Katzenfreund. Seine negative Meinung über die Menschheit tritt in den häufigen Vergleichen, die er zwischen unserer Gattung und den Tieren anstellt, deutlich zutage, auch in Werken wie dem passend benannten ›Perpetual Pessimist‹ [Der ständige Pessimist] und vielen anderen. Ein willkürlich ausgewähltes Zitat fasst viele andere zusammen: »Wenn man einen Menschen mit einer Katze kreuzen könnte, würde sich der Mensch verbessern und die Katze verschlechtern.«
    Vier seiner Katzen hießen Appolinaris, Beelzebub, Blatherskite und Zoroaster. In einem Brief an eine Kinderzeitschrift erklärte Twain, er habe diese Namen »nicht aus Unfreundlichkeit« gewählt, sondern um seinen Kindern Übung bei »der Aussprache langer und schwieriger Wörter« zu geben. Einige andere Katzen in seinem Haushalt hatten zur Entspannung dann leichtere Namen: Sour Mash und Buffalo Bill und Tammany.
    Twains Katzengeschichten sind nie »süß«, außer – aus erzieherischen Gründen, wie wir sehen werden – die Geschichten, die er seinen Töchtern erzählte. Die Romankatze
    »Tom Quartz«, die in ›Durch dick und dünn‹, Twains überkandideltem Bericht über seine Erfahrungen als Goldgräber im Wilden Westen, auftaucht, zeigt, wie ungeheuer beliebt dieser Schriftsteller war: Kein Geringerer als Präsident Theodore Roosevelt (siehe dort) benannte eines seiner Kätzchen nach Twains Geschöpf aus dem Jahre 1872. Das Romanoriginal war ein zäher, rauer Typ mit einem unbeugsamen, störrischen Willen: »Sein Leben lang hat er keine Ratte nich gefangen war ihm nich fein genug.«
    Dieser Macho-Kater hat »wie ‘n Dampfschiff geschnarcht«, schlief auf dem Mantel seines Herrchens und war
    Bergbauexperte. Für neumodische Methoden wie zum Beispiel den Quarzabbau durch Sprengung hatte er nichts übrig, insbesondere, wenn ihn eine riesige Explosion in die Luft schleuderte. Er landete unversehrt in einiger Entfernung, »das gewöhnlichste Viech, was Ihnen je übern Weg gelaufen is«, warf den Bergleuten einen empörten Zornesblick zu und stolzierte nach Hause, mit einem »verdammten Vorurteil gegen Quarzbau«.
    Während Twains eigener Kindheit in einer Blockhütte im ländlichen Missouri hatte die Familie einmal insgesamt 19
    Katzen, weil Twains Mutter immer bereit war, Notleidenden zu helfen, seien es nun Menschen oder Tiere gewesen. Wie Twain in seiner Autobiografie schreibt:

    Die Heimatlosen, die Gejagten und die Gemeinsten unter den Katzen folgten ihr nach Hause und wurden freundlich begrüßt… Und unter der ganzen Meute [von immerhin 19]
    war nicht eine einzige, die einen guten Charakter oder irgendeinen Verdienst gehabt hätte.

    So erklärt Twain, dem es immer um akkurate Berichterstattung ging, dass eben nicht jede Katze per Definition eine wunderbare Kreatur ist. Diese 19 Katzen »waren für uns alle eine ungeheure Last, auch für meine Mutter, aber sie hatten gerade kein Glück im Leben, und das reichte ihr als Grund. Sie mussten bleiben. Allerdings besser solche als gar keine Haustiere. Und wir durften keine Käfigtiere halten. Meine Mutter hätte es uns nicht einmal erlaubt, eine Ratte einzusperren.« Die leidenschaftliche Abscheu gegen Grausamkeit gegenüber Lebewesen in jeder Form hatte Twain wohl von seiner Mutter. Eines Tages in St. Louis, so erinnerte er sich, ging sie auf die Straße und »erstaunte einen Kutscher höchlichst, der sein Pferd mit dem Griff seiner Peitsche auf den Kopf schlug«.

    Sie nahm ihm die Peitsche weg und zwang ihm das
    Versprechen ab, sein Pferd nie wieder grausam zu behandeln.
    Diese Art von Aktion… war für sie ihr Leben lang typisch; durch ihr Verhalten machte sie stets klar, was sie wollte, und oft genug gewann sie dabei die Freundschaft der Menschen, die sie so angegriffen hatte.

    Twain war auch einer der ersten Gegner männlichen Überheblichkeitsgebarens. Eine aus der endlosen Reihe seiner Anklagen gegen die Menschheit ist: »Die Gleichheit von Frau und Mann wurde bisher noch von keinem Volk zugestanden, sei es alt oder modern, zivilisiert

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