Chaplins Katze, Clintons Kater
zwei Jahre lang nicht hatte rühren können, sollte man in der Autobiografie unbedingt lesen (und das Geheimrezept Twains für sein wunderschönes, üppiges graues Haar). Das einzige Mitglied der Familie, das nach unseren Maßstäben ein hohes Alter erreichte, war Twains Mutter, die mit 88Jahren starb.
Über den bewundernswerten Charakter seiner Tochter Jean schrieb Twain nach ihrem Tod: »Sie war eine treue Freundin aller Tiere und sie liebte sie alle, Vögel, Käfer, alle – sogar Schlangen –, das hatte sie wohl von mir. Sie kannte alle Vögel.
Sie hat drei Tierschutzorganisationen gegründet, hier und in Europa.« Aber die größte Bewunderung des Vaters galt der Tochter Susy, die 13 Jahre vor Jean starb. Susy, die »wir bestaunten und anbeteten«, begann im Alter von 13 Jahren heimlich eine Biografie ihres Vaters zu schreiben.
Der erste Satz: »Wir sind eine sehr glückliche Familie.«
(Würde sich heutzutage noch ein Kind trauen, etwas so kitschig-traumalos Heiles zu schreiben? Ihre Mutter fand zufällig das Manuskript, zeigte es dem Vater und alles war gut.)
Susy schrieb weiter:
Ich werde nicht das Problem haben, dass ich nicht weiß, was ich über ihn schreiben soll, denn er ist eine sehr auffällige Persönlichkeit… Er sieht sehr gut aus, hat eine gute Figur…
Er ist ein guter Mensch und sehr komisch. Er neigt allerdings zu Wutausbrüchen, aber das tun wir in unserer Familie alle.
Er ist der netteste Mann, den ich je gesehen habe und je kennen werde – und, ach ja, so zerstreut… Er erzählt wunderbare Geschichten…
Papa benutzt eine sehr deftige Sprache, aber ich habe das Gefühl, dass sie längst nicht mehr so deftig ist wie zu Anfang seiner Ehe mit Mama. Eine Dame, die er kennt, unterbricht andere Leute immer gerne, wenn sie sprechen, und Papa hat zu Mama gemeint, er überlegt, ob er nicht zu ihrem Mann sagen soll: »Bin ich froh, dass Ihre Frau nicht da war, als Gott befohlen hat: ›Es werde Licht!‹«
Es gibt über Twain noch so viel zu erzählen. Aber wir müssen zum Schluss kommen und machen das mit einer Rückkehr zur
›Katzengeschichte‹, die geschrieben wurde, als Susy eine glückliche Achtjährige und Clara gerade sechs war. Twain selbst hat diese Geschichte illustriert. In einem Abschnitt zur Musik geht es um die Frage, ob Katzen singen, und dann zeigt ein Bild singende Katzen.
Susy: Oh, da ist ja ein Bild! Ist das ein Bild von der Musik, Papa?
Daran könnte nur jemand mit großen Vorurteilen zweifeln, mein Kind.
Susy: Hast du das gemalt, Papa?
Ja, ich bin wahrhaftig der Künstler.
Susy: Wie toll! Wie nennt man ein solches Bild, Papa?
Ein Kunstwerk, mein Kind. Da – halt es nicht so nah, lehne es an den Stuhl und gehe drei Schritte zurück; nun…
Susy: Du musst furchtbar viel wissen, Papa.
Ich habe diesen Ruf – zumindest in Europa. Aber hier halten mich die klügsten Köpfe für oberflächlich. Ich bin es aber zufrieden…
Hat Twain wohl je Edward Lear (siehe dort) kennen gelernt?
Ein kleines Katzengedicht, das Twain seinen Töchtern vorsprach, sieht auf den ersten Blick beinahe aus, als wär’s ein Stück von Lear. Aber in der Pointe kann sich Twain nicht mehr verleugnen, denn nicht einmal in einem kleinen komischen Vers kann er seine Sozialkritik verhehlen.
Es war einmal ein Kätzchen
Das fing ein kleines Rätzchen
Das bracht5 sie brav Mama nach Haus
Die sagte: »Mach ‘nen Kuchen draus
Denn sie sieht nicht mehr taufrisch aus.
Ach was! Zur Armenspeise gib sie raus!«
KÖNIGIN VIKTORIA VON ENGLAND (1819-1901). Ihre Regierungszeit von 1837 bis 1901 gab einer ganzen Epoche voller Selbstgefälligkeit, Fortschritt, Wohlstand und Prüderie –
für viele, wenn auch sicherlich nicht für alle – ihren Namen.
White Heather, die Katze, die der Königin gegen Ende ihres langen Herrscherlebens Gesellschaft leistete, war ein Lieblingstier – eines von vielen in einer langen, langen Reihe geliebter Tiere, die im Herzen der britischen Königsfamilie immer einen besonderen Platz einnahmen. White Heather lebte mit der großen Familie der Königin im Buckingham Palace –
und mit unzähligen Hunden.
Die waren natürlich alle reinrassig und spiegelten die internationalen Familienbande der Windsors wider. Da gab es die Pommeraner Beppo, Lulu, Marco, Mop, Nino und Fluffy, die Dackel Waidemann und Deckel, den Scotchterrier Laddie, den Mops Bully, den King-Charles-Spaniel Dash, den Pudel Turi, den Labrador Retriever Sharp und den Terrier Spot. Als Beweis der
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