Charade - Bittersueßes Spiel
verdammt gut anfühlt.
»Du solltest sehen, wie dich dieses Mädchen ansieht. Ich bin froh, dass ich das erleben durfte«, sagt sie, als ich nicht antworte.
Ihre Worte könnten mir nicht mehr das Gefühl geben, ein riesengroßes Arschloch zu sein, denn das, was zwischen Chey und mir ist, ist nicht mal etwas Ernstes – nicht wahr?
»Es ist nicht so, wie du denkst.«
»Oder vielleicht willst du es nur nicht zugeben«, kontert Mom.
Selbst in Momenten wie diesen, in denen ich weiß, dass sie falsch liegt, versuche ich nicht, mich mit ihr zu streiten, denn darin ist sie verdammt gut.
»Alles, was ich will, ist, dass du glücklich bist, Colton. Du verdienst es. Ich weiß, du denkst das Gegenteil, aber das ist nicht wahr. Wenn sie dich glücklich machen kann, dann musst du daran festhalten. Schnapp sie dir, und lass sie niemals wieder los.«
Verflucht. Meine Augen beginnen tatsächlich, zu brennen.
Glücklich
. Was zur Hölle soll das sein? Kann Chey mich glücklich machen? Bin ich jetzt glücklich? Ist es Glück, wenn ich mit ihr lache? Mit ihr schlafe?
»Ich …« Mehr bekomme ich nicht heraus.
Mom drückt meine Hand mit mehr Kraft, als ich ihr zugetraut hätte. »Ich will immer noch mein Tattoo, weißt du? Ich erwarte, dass du das organisierst.«
Der Themenwechsel lockert etwas die Anspannung in meinem Inneren. »Du willst kein Tattoo. Ich weiß, dass du keines willst.«
»Vielleicht wollte ich das früher nicht. Jetzt schon.«
Ich schüttle den Kopf. Ich kann mir nicht vorstellen, sie in ein Tattoostudio zu bringen oder ihr zuzusehen, wie sie dort sitzt, während ihr jemand Tinte verpasst.
»Ich muss gehen.« Ich stehe auf, mir völlig im Klaren darüber, dass mich dieser Besuch nicht weitergebracht hat.
»Okay. Ich bin froh, dass du mich besucht hast.«
»Ich auch.« Ich gebe ihr einen Kuss, bevor ich zur Tür gehe. Im Nebenzimmer kann ich Maggie hören, Mom wird also nicht allein sein. »Ich sehe dich bald wieder, okay?«
Ich drehe mich wieder zu ihr um, um sie anzusehen.
»Bist du glücklich, Colton?«, fragt sie. »Ich weiß, ich bin krank, und es ist hart …, aber bist du glücklich?«
Meine Kehle zieht sich so fest zusammen, dass ich glaube, nichts erwidern zu können. So eine verdammt einfache Frage, doch ich habe keine Antwort darauf. Keine, die ich wirklich fühle.
Ich umfasse die Türklinke fester. »Ja, Mom. Natürlich bin ich glücklich.«
Mein Herz schlägt wie wild, während ich durch die Stadt fahre. Ich habe keinen Plan, wo ich hinfahre oder was ich tue, ich muss einfach nur weg.
Ich fahre Richtung Stadtrand, wo sich mitten im Nirgendwo ein kleiner Ghettopark versteckt, den niemand benutzt.
Dort renne ich buchstäblich im Kreis.
Ich renne verdammt noch mal im Kreis und weiß nicht mal, warum. Ich höre Cheyenne, die mir sagt, dass ich besser bin, als das, was ich tue, und meine Mom, die mich fragt, ob ich glücklich bin. Verdammt! Alles, was sie will, ist, dass ich glücklich bin, und ich bin nicht mal in der Lage, ihr die Wahrheit zu sagen.
Doch genau das will ich. Zum ersten Mal wird mir klar, dass ich das für sie will, aber auch für mich. Ich will kein beschissener Potdealer sein, der sein Mädchen verlässt, um Drogen zu verkaufen. Ich will nicht, dass Mom mich ansieht, als wäre ich ihr die liebste und wichtigste Person dieser Welt, wenn ich zugleich weiß, dass sie so viel mehr für mich will.
Sie weiß es
. Sie muss wissen, was ich tue oder wer ich bin.
Mein Handy vibriert. Ein Blick darauf sagt mir, dass jemand Gras braucht. Ich werfe das Telefon gegen einen Baum, und es zerspringt. Zersplittert in tausend Teile, genauso wie ich.
Tränen laufen über mein Gesicht, und ich hasse es, doch zugleich hoffe ich, dass es mich reinwäscht. Mich irgendwie von meinen Sünden befreit.
Ich fühle mich wie ein Niemand. Weiß nicht, wer ich bin oder was ich will, und dennoch komme ich mit meiner beschissenen Art immer wieder davon, während meine Mom sich mehr für mich erhofft.
Fühle ich mich jemals, als wäre ich etwas wert?
Ja, wenn ich bei ihr bin. Oder bei Cheyenne. Sie zu halten oder zu küssen oder sie von den Dämonen in ihrem Kopf zu beschützen, hilft.
Ich will das. Ich kann nicht glauben, dass ich sie will – sie wirklich will. Doch was habe ich schon zu bieten?
Ich lasse los. Schreie.
Es ist verrückt. Zur Hölle, vielleicht habe ich gerade einen Nervenzusammenbruch, dennoch versuche ich, alles aus mir rauszulassen. Es von mir zu drängen, denn ich bin es
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