Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charade - Bittersueßes Spiel

Charade - Bittersueßes Spiel

Titel: Charade - Bittersueßes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyrae Dawn
Vom Netzwerk:
leid, mich so zu fühlen.
    Ich will sie. Ich will etwas. Keine Ahnung, was genau das ist, aber das hier will ich nicht: Mitten im Nirgendwo zu stehen und durchzudrehen.
    Ich bin müde. So verdammt müde, dagegen anzukämpfen und mich so zu fühlen – auf jede verfluchte, erdenkliche Weise.
    Ich erfinde ständig Lügen wegen jedem Mist. Verhalte mich wie ein Arschloch und kann noch nicht mal auf die Frage, ob ich glücklich bin, ehrlich antworten. Sie sieht mehr in mir. Das tun sie beide.
    Meine Füße tragen mich zu meinem Wagen zurück. Ich weiß nicht, wohin ich fahre oder was ich tun werde, wenn ich dort angekommen bin.
    Nein, eigentlich weiß ich das.
    Ich fahre zu Cheyenne, denn ich brauche sie.
    Ich habe die Straße des nächsten Blocks noch nicht mal erreicht, als ich die roten und blauen Blitzlichter in meinem Rückspiegel sehe, und alles, woran ich denken kann, ist das Gras in meinem Kofferraum.

25. Kapitel
Cheyenne
    Ein paar Stunden nachdem Colt gegangen ist, läutet mein Telefon. Ich fische danach, und denke, dass es nur er oder Tante Lily sein kann – die noch immer meine Leitung heiß laufen lässt –, als ich eine Nummer sehe, die ich nicht kenne. Beinahe lege ich das Handy wieder zur Seite, doch dann bringt mich irgendetwas dazu, doch abzuheben. »Hallo?«
    »Cheyenne?«
    Ich erkenne die Stimme sofort und springe aus dem Bett. »Bev. Was ist los? Bist du okay? Stimmt mit Colt etwas nicht?«
    Sie lacht, und es klingt wie eine kränkere, femininere Version von Colt. Es macht mich traurig und lässt mich gleichzeitig lächeln.
    »Nein, nein. Alles in Ordnung. Wenn du von der Tatsache absiehst, dass ich sterbe.«
    Mein Herz bleibt stehen, und mir fehlen jegliche Worte. Wie soll ich darauf antworten?
    »Aber nicht heute. Heute will ich, dass du mir einen Gefallen tust.«
    Meine Atmung setzt wieder ein. »Natürlich. Was immer du willst.« Freude erfüllt mich. Es fühlt sich gut an, dass sie damit auf mich zukommt, obwohl ich nicht mal weiß, was genau sie will. Diese Frau hat mich nur einmal getroffen, und dennoch wendet sie sich an mich, wenn Colt nicht verfügbar ist.
    »Ich will ein Tattoo.«
    Ich stutze. Damit habe ich kein bisschen gerechnet. »Ähm … okay?«
    Ein weiteres Lachen. Es mag sich lächerlich anhören, aber ich vermisse Bev jetzt schon. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, Colt zu sein und zu wissen, sie zu verlieren. Mit meiner Mom war es anders, und dennoch komme ich nicht darüber hinweg. Wir standen uns nicht sehr nahe, und sie hat mich öfter vergessen, als sie an mich gedacht hat, doch deine Eltern bleiben immer deine Eltern. Colt hat diese liebende, großartige Frau zur Mom und muss dabei zusehen, wie sie verblüht.
    »Ich weiß, es klingt verrückt … Besonders, wenn man bedenkt, wie ich auf Colts Tattoos reagiert habe. Unseren größten Streit hatten wir, als er siebzehn war und mit seinem ersten Tattoo nach Hause gekommen ist.«
    Ich sitze auf dem Bett und hoffe, sie wird mir diese Geschichte erzählen.
    »Er glaubt, er ist groß und hart, dieser Kerl, aber er wusste, ich würde wütend sein. Deswegen hat er es sich auf den Rücken stechen lassen. Um zu versuchen, es zu verstecken. Er mag denken, dass er in vielen Dingen gut ist, aber mir etwas zu verheimlichen, gehört nicht dazu. Ich kenne meinen Sohn, und in der Sekunde, als er das Haus betreten hat, wusste ich, dass er etwas getan hat, von dem er wusste, es würde mir nicht gefallen.«
    »Was ist passiert?«, frage ich.
    »Na ja, zuerst wusste ich nicht, was es war, aber mir fiel auf, dass er nervös war. Er ist kein guter Lügner, auch, wenn er das vielleicht denkt. Ich habe den Abend damit verbracht, ihn zu beobachten, und mir fiel auf, dass er zusammenzuckte, wenn er sich an die Couch lehnte. Sag ihm nicht, dass ich es dir erzählt habe, aber er kann auch nicht gut mit Schmerz umgehen.«
    Ich lache bei dem Gedanken an einen jüngeren Colt, der versucht, ein Tattoo vor Bev zu verstecken.
    »Natürlich bin ich sofort zu ihm rübergegangen, habe ihn aufgefordert, aufzustehen und sein Shirt auszuziehen.«
    Das lässt mich lauter lachen. Bald tut Bev es mir gleich, fängt aber an, zu husten, und mir fällt auf, dass sie atemlos ist.
    »Bist du okay?«
    Sie seufzt. »So okay, wie ich jemals sein kann. Cheyenne … Ich möchte das tun. Ich habe das Bedürfnis, es zu tun, und ich will nicht warten.«
    Zwei Dinge treffen mich wie ein Schlag. Erstens, wenn sie nicht warten will, dann glaubt sie, sie hat nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher