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Charade - Bittersueßes Spiel

Charade - Bittersueßes Spiel

Titel: Charade - Bittersueßes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyrae Dawn
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durchdreht und nach mir schlägt, und vermutlich verdiene ich das sogar, aber ich muss sie einfach festhalten und alles wieder in Ordnung bringen.
    »Es ist okay, Baby. Es tut mir leid. Es tut mir schrecklich leid«, sage ich in ihr Ohr. Sie schlingt ihre Arme um mich, und ich lasse es zu. Chey vergräbt ihren Kopf an meiner Brust, dann schiebe ich uns durch die Menschenmenge. Mein Zimmer ist leer. Das ist die einzige Partyregel. Niemandem ist es erlaubt, mein Zimmer zu betreten.
    Ich lehne mich an den Türrahmen und fummle am Schloss herum, um das Zimmer zu verschließen, während ich sie weiterhin im Arm halte. »Es tut mir leid. Du bist sicher, Baby«, ist alles, was ich wieder und wieder sagen kann.
    Es ist wertlos. Worte bedeuten gar nichts, solange ich sie nicht ordentlich behandle.
    Musik vibriert durch die Wände. Gelächter und Schreie erklingen im ganzen Haus. Ich wünschte, ich könnte sie alle für Chey zum Schweigen bringen. Sie an den Ort bringen, an den sie muss, um wieder zu mir zurückzukehren.
    »Ich lege dich jetzt hin, okay? Wir schaffen das.«
    Ich weiß, sie hasst es, wie ein Baby behandelt zu werden. Hasst es, wenn jemand sie in diesem Zustand sieht. Ich mag es auch nicht, wenn ihr das passiert, aber … Ihr da durchhelfen zu können, gibt mir das Gefühl, besonders für sie zu sein.
    Mit der freien Hand ziehe ich die Tagesdecke zurück. Dann lege ich sie hin, ziehe ihr die Schuhe aus, kicke meine zur Seite und klettere hinter ihr ins Bett. Keine Ahnung, ob ich das Richtige tue oder nicht, aber ich ziehe die Decke über unsere Köpfe. Versuche, eine eigene Welt für uns zu erschaffen, in der ich nicht wegen dummen Dingen wütend werde, in der sie keinen Grund hat, Panik zu bekommen und unsere Moms okay sind.
    Sie beginnt, sich zu bewegen, und plötzlich bekomme ich eine Scheißangst, sie könnte sich von mir zurückziehen. Doch sie dreht sich um und schlingt einen Arm um mich. Ich ziehe sie dicht an meinen Körper. Wünsche mir, sie könnte in mich hineinklettern oder ich in sie. Alles, um sie zu beschützen und einander so nahe zu sein, wie möglich.
    »Ich bin hier. Ich hab dich. Einfach atmen.«
    Ich fühle und höre, wie sie tiefe Atemzüge nimmt. Sie zittert nicht mehr so stark, wie zuvor, dennoch halte ich sie fester, einfach, um ihr das Gefühl zu geben, dass ich da bin und sie nicht loslassen werde.
    »Ich hasse das«, sagt sie schließlich. Ihre Stimme ist so leise, ich kann sie beinahe nicht hören. »Ich hasse es, schwach zu sein.«
    »Du bist nicht schwach. Du bist verdammt stark, Cheyenne.« Und damit meine ich nicht nur die Situation, in der wir uns befinden. »Du kannst mit all diesem Mist so viel besser umgehen, als ich.«
    »Ich bekomme Panikattacken.« Die Worte lassen sie stärker zittern.
    Ich weiß, sie muss das alles aufarbeiten; außerdem müssen wir reden. In diesem Moment aber will ich nur, dass es ihr besser geht. Ich will die Anspannung in ihrem Körper verringern und alle ihre schlimmen Gedanken vertreiben.
    »Schh. Nicht jetzt. Darüber können wir später reden.«
    »Ich bin müde … So müde. Ich habe letzte Nacht nicht geschlafen.«
    Schuldgefühle zerren an mir. Hat sie sich Sorgen um mich gemacht? Gott, jetzt fühle ich mich noch schlechter. Ich war zu stolz, um den Anruf zu tätigen, der mir zugestanden hätte.
    »Schlaf. Ich hab dich.«
    »Es tut mir leid«, flüstert sie.
    »Es muss dir nicht leid tun. Es liegt nicht an dir. Schh. Wir reden später.«
    Ich küsse sie auf den Scheitel und streichle über ihren Rücken auf und ab.
    »Ich liebe dich«, kommt ihr über die Lippen. Sie spricht so leise, murmelt beinahe, dass ich nicht sicher bin, ob ich sie richtig verstanden habe.
    Die Worte treffen mich wie ein Schlag, und dennoch will ich nicht davonlaufen. Sie machen mir nicht mal Angst. Ich weiß nicht, was zur Hölle ich getan habe, um das zu verdienen oder ob ich das überhaupt tue, aber ich werde deswegen nicht die Flucht ergreifen.
    »Ich dich auch.« Ich bin selbstsüchtig genug, es ernst zu meinen, was an sich schon verrückt ist. Ich habe mich in dieses Mädchen verliebt und wie es scheint, sie sich in mich.
    Irgendwie funktioniert das mit meinem Bett und der Decke. Wir sind in unserer eigenen Welt. Die Musik und all die Leute da draußen bedeuten nichts. Nur wir sind wichtig.
    Ich halte sie, während sie schläft. Irgendwie ist dieses Spiel realer geworden, als alles andere. Ich will das hier.
    Verflucht ja, ich will es.

27.

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