Charade - Bittersueßes Spiel
Kapitel
Cheyenne
Hauchzart streichen Lippen über meine Haut. Es ist dunkel. Eine Decke liegt auf mir. Ein harter Körper drückt sich an mich, und da ist dieser einzigartige Geruch nach Colt.
Colt
.
Erinnerungen an den gestrigen Abend kehren zu mir zurück. Unser Streit, meine Panikattacke. Wie er sich um mich gekümmert hat. Schon wieder. Meine Muskeln versteifen sich. Halb bin ich wütend auf ihn, weil er sich nicht besonders nett benommen hat. Halb bin ich sauer auf mich selbst, weil ich ihn immer wieder brauche. Ich sollte weder ihn noch sonst jemanden brauchen …
Wäre es vielleicht okay, es zu lernen? Das kann ich nicht sagen, solange ich nicht weiß, wie er fühlt.
Kleine Lichtblitze durchzucken meinen Kopf. Habe ich ihm gesagt, dass ich ihn liebe? Ich glaube schon. Oder habe ich die Worte nur in meinen Gedanken ausgesprochen?
Mein Puls beginnt, wie verrückt zu rasen.
»Kleine Tänzerin …«, flüstert Colt in mein Ohr, was mich zum Lächeln bringt. Er schiebt seine Hand unter mein T-Shirt und streichelt mit seinem Daumen über meinen Bauch.
Lächeln oder nicht – ich gebe ihm keine Antwort, in der Hoffnung, dass er denkt, ich würde noch schlafen.
Wir müssen miteinander reden, aber in meinem Kopf herrscht so viel Chaos – wie in unsere beider Leben –, dass ich nicht mal wüsste, wo ich beginnen sollte. Alles, was ich weiß, ist, dass ich Fragen an ihn habe. Zugleich bin ich nicht sicher, ob ich bereit bin, welche zu beantworten.
»Das gehört zu den Themen, über die Männer reden, nicht wahr? Dass ihre Freundin tut, als würde sie schlafen, weil sie nicht in Stimmung für Sex ist? Ich verspreche dir, es wird dir gefallen.«
Ich muss kichern, als mir klar wird, dass das sein Ziel war. Wer ist dieser Mann, und warum kenne ich ihn so gut? Wann ist das passiert, und wie kann jemand zu so viel mehr werden, als man jemals erwartet hätte?
Für eine Minute sind wir beide still. Ich kann die Räder in seinem Kopf hören, die sich im gleichen Rhythmus wie die meinen drehen. Wir müssen uns über seine Mom unterhalten und über das Gefängnis, die Panikattacken und mein Halbschlaf-Vielleicht-Geständnis.
Warum zur Hölle kann es nicht auch mal einfach sein?
»Klingt, als hätte sich die Party gelegt«, sage ich, denn es vibriert keine Musik mehr durch die Wände. Und es ist vermutlich das sicherste Thema, über das wir reden können.
»Ich bin ein Mistkerl«, lautet Colts Erwiderung. Und ja, das ist er … und zugleich wieder nicht. Seine Hand befindet sich noch immer unter meinem Shirt, seine Lippen auf meinem Nacken. Ich denke, auf diese Weise ist es einfacher … in unserer Dunkelheit, wie er es genannt hat. Einfacher, sich zu verstecken und einfacher, hinter all den Schatten zu beichten.
»Das bist du …, aber ich verstehe es. Du hast nur deine Mom beschützt.«
»Nein.« Colt dreht sich auf den Rücken. Ich folge ihm, einen Arm um ihn gelegt. Bis auf unsere Schuhe tragen wir alle unsere Klamotten. »Ich habe mich ihr gegenüber nicht anständig benommen. Dabei habe ich mich selbst beschützt. Ihr ein verfluchtes Tattoo stechen zu lassen, hätte nicht so ein großes Ding sein dürfen.«
»Warum …?«
»Weil es endgültig ist.« Sein Griff wird fester, und seine Finger bohren sich meine Haut.
Ob ich etwas für ihn tun kann? Ihm auf eine Weise helfen kann, wie er es auch für mich bereit ist, zu tun?
»Es tut mir leid.« Manchmal klingen Worte einfach nur lächerlich. Im Grunde bedeuten sie rein gar nichts, doch sie sind alles, was ich habe. »Du sollst wissen, dass sie es getan hat, weil sie dich liebt. Und was auch immer passiert, sie weiß, dass diese Liebe erwidert wird.«
Mehr Stille. Er hat seinen Griff etwas gelockert und streichelt mich wieder mit seinem Daumen. Mit jedem Streicheln fühle ich mich ihm näher. Das macht nicht sehr viel Sinn, aber es ist die Wahrheit.
»Ich muss das mit ihr wieder in Ordnung bringen … In meinem Kopf war alles durcheinander. Wir hatten dieses verrückte Gespräch, und ich war total neben der Spur. Dann musste ich rechts ranfahren. Wurde durchsucht und kam ins Gefängnis. Du hast dich um sie gekümmert, während ich eingesperrt war. Ich habe mich dreckig gefühlt und es an dir ausgelassen.«
Damit bringt er mich völlig aus dem Konzept. Colt ist immer ehrlich. Er hält sich nicht zurück, doch für gewöhnlich verhält er sich dann wie ein Mistkerl und ist nicht dabei, sich zu öffnen. Diese Worte hätte ich niemals von ihm erwartet, und
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