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Charles Dickens

Charles Dickens

Titel: Charles Dickens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Dieter Gelfert
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John von dem Fabrikanten auf eine verdächtig intime Unterredung zwischen Dot und dem geheimnisvollen Fremden aufmerksam gemacht, der jetzt auf einmal als junger Mann mit einer weißen Perücke in der Hand dasteht. In John regt sich Eifersucht, die ihn bereits zu einem Gewehr greifen lässt, um den Verführer unter seinem Dach zu erledigen. Doch dann tritt der Geist des Heimchens aus dem Herd, Elfen umschwirren den erregten Mann, und am Ende kommt er zu der Einsicht, dass er selber an seiner Frau schuldig wurde, weil er sie zu einer so ungleichen Ehe bewogen hat, und er ist bereit, ihrem vermeintlichen Glück mit dem jüngeren Mann nicht im Wege zu stehen.
    Zuletzt löst sich alles in komödienhaftem Wohlgefallen auf. Der Fremde entpuppt sich als Calebs heimgekehrter Sohn Edmund, der May, die Tackleton am Nachmittag heiraten wollte, bereits am Vormittag zum Altar führt. Der Fabrikant ist zuerst wütend, dann aber bricht doch der gute Kern in ihm durch. Erst schickt er der Hochzeitsgesellschaft die Torte, für die er keine Verwendung mehr hat. Dann kommt er selber, um sich, noch immer kurz angebunden, zu entschuldigen, und zuletzt schließt er sich der Hochzeitsfeier an und lässt sich sogar zu einem Tanz mit der ihm entgangenen Schwiegermutter bewegen. Es geht wie in allen Werken von Dickens, nur jetzt in hochkonzentrierter Form, um die Sprengung einer seelischen Verhärtung auf der einen und um die Festigung eines vom Gefühl fortgerissenen Charakters auf der anderen Seite. Obgleich dies hier auf extrem sentimentale Weise geschieht, gelingt es Dickens, einen humoristischen Ton durchzuhalten, der die Sentimentalität über weite Strecken neutralisiert, so dass es manchem hartgesottenen Kitschverächter schwerfällt, sich der Rührung zu erwehren.

London, Lausanne
und Paris
Januar 1846 bis März 1847
    Das Jahr 1846 begann für Dickens mit dem Dienstantritt als Herausgeber der neu gegründeten Tageszeitung
Daily News
. Obwohl er nie daran gedacht hatte, diese Position für längere Zeit auszufüllen, wird er wohl ebenso wenig geplant haben, sie schon am 9. Februar wieder aufzugeben. Am Anfang hatte ihn sicher die Aufgabe gereizt, eine liberale Zeitung zu leiten, die sich dem Kampf gegen die verhassten Kornzölle verschrieb und die die Fahne des industriellen Fortschritts hochhielt. Darüber hinaus gab es für ihn aber auch eine verlockende Gewinnerwartung; denn er bezog nicht nur ein Jahresgehalt von 2000 Pfund, zu der Zeit das höchste in der Zeitungsbranche, er erhielt außerdem ohne eigene Einlagen zehn Aktien, mit denen seine geistige Investition honoriert wurde. Das entsprach einem Kapitalanteil von ca. 4000 Pfund, was als Rücklage für die Zukunft angesichts seiner ungewissen Einnahmen aus der Schriftstellerei ein beruhigendes Polster darstellte.
    Bei der Vorbereitung des Unternehmens entfaltete er die ihm eigene, an Selbstherrlichkeit grenzende Initiative. So stellte er sogleich drei Verwandte ein. Die finanziellen Sorgen um seinen Vater schaffte er sich vom Halse, indem er ihn als Koordinator der Zeitungsreporter beschäftigte, eine Aufgabe, die John Dickens offenbar zur Zufriedenheit der Hauptaktionäre ausfüllte; denn er behielt die Stellung bis zu seinem Tode 1851. Dem Schwiegervater George Hogarth übertrug er die Theater- und Musikredaktion; und auch für John Henry Barrow, einen Onkel mütterlichertseits, fand er eine Position. Außerdem gewann er frühere Kollegen vom
Morning Chronicle
als Festangestellte und angesehene Autoren aus seinem Freundeskreis, wie Douglas Jerrold und Mark Lemon, als freie Mitarbeiter. Lady Blessington erklärte sich bereit, dieZeitung mit Nachrichten aus der High Society zu beliefern. Dickens’ Hauptstütze aber war John Forster, der schon drei Wochen nach Erscheinen der ersten Ausgabe die Position des Herausgebers übernahm, sie dann aber im Oktober desselben Jahres an Charles Wentworth Dilke weitergab. Ein anderer Getreuer war William Henry Wills, den Dickens zu seinem Sekretär machte und den er später als Mitherausgeber und Teilhaber an seine eigenen Zeitschriften
Household Words
und
All the Year Round
holte.
    Dickens’ Ehrgeiz war es von Anfang an, eine Zeitung herauszubringen, die an Qualität, Modernität und Popularität die Konkurrenz weit hinter sich lassen würde. Als am 21. Januar die erste Ausgabe erscheinen sollte, blieb er bis zum frühen Morgen in der Redaktion und empfand stolze Befriedigung darüber, dass seine Zeitung noch vor der
Times
auf dem

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