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Charles Dickens

Charles Dickens

Titel: Charles Dickens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Dieter Gelfert
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moonstruck,babbling, staring, credulous, imbecile, greedy, gaping, wooden-headed, addle-brained, wool-gathering, dreary, vacant, obstinate civilian.
Dieser schier unübersetzbare Schluss seines Briefes vom 13. Oktober an den Freund Frank Stone charakterisiert sehr gut seinen zwischen Wut, Verwirrung und Galgenhumor schwankenden Seelenzustand angesichts der politischen Lage.
    Noch vor den blutigen Ereignissen auf der Krim war im August 1854 eine andere Katastrophe über London hereingebrochen, eine Cholera-Epidemie, die rund 10.000 Menschenleben forderte. Dickens war erzürnt, als er in Boulogne erfuhr, dass seine Zeitschrift keinen Artikel dazu geplant hatte. Da er sich immer wieder zu Fragen der öffentlichen Hygiene geäußert hatte, bestand er darauf, dass in die schon fertige Ausgabe der Zeitschrift ein Artikel aus seiner Feder aufgenommen wurde, in dem er betonte, wie oft er selber schon auf die bösen Folgen schlechter Hygienebedingungen hingewiesen habe. Die Epidemie flaute zum Glück schnell wieder ab. In einem Brief an Wilkie Collins schrieb er am 26. September aus Boulogne, dass auch seine Tochter Mary an der «englischen Cholera» erkrankt sei, doch die rasche Genesung lässt vermuten, dass es wohl ein gewöhnlicher Darminfekt war.
    Zurück in London galt sein vordringliches Interesse der Weihnachtsausgabe seiner Zeitschrift. Dafür schrieb er zusammen mit anderen Autoren die Rahmenerzählung
The Seven Poor Travellers (Die sieben armen Reisenden)
, in der sieben Reisende einander Geschichten erzählen, von denen die letzte, die von Dickens geschriebene, offenbar aus gegebenem Anlass im Napoleonischen Krieg spielt. Die Weihnachtsnummer war ein großer Erfolg und erreichte eine Auflage von 80.000.
    Zwischen dem 19. und 28. Dezember gab Dickens in Reading, Sherborne und Bradford Lesungen seines
Christmas Carol
für gemeinnützige Zwecke. Danach stürzte er sich in die Vorbereitung einer Theateraufführung am Dreikönigstag in seinem Haus. Das Stück, das er dafür ausgewählt hatte, war eine der
Fairy Extravaganzas
von J. R. Planché (1796–1880) mit dem Titel
Fortunio and his Seven Gifted Servants (Fortunio und seine sieben begabten Diener)
. An der Aufführung nahm außer Dickens, Mark Lemon und den Kindern der beiden auch Wilkie Collins teil. Das Publikum, darunter der als Ehrengast geladene Autor des Stückes, war begeistert.
     
Harte Zeiten
    Obwohl auch dieser Roman Dickens’ Handschrift erkennen lässt, hebt er sich doch so sehr von seinen übrigen Werken ab, dass er neben ihnen wie ein Fremdkörper wirkt. Schon die Tatsache, dass er nur ein Drittel des Umfangs von
Bleakhaus
hat, ist ungewöhnlich. Ebenso ungewöhnlich ist das völlige Fehlen des Humors, der selbst noch in so düsteren Werken wie
Dombey and Son
zu spüren war. Am ungewöhnlichsten ist aber, dass Dickens hier sein charakteristisches Verfahren der symbolischen Vertiefung des Erzählten umkehrt. Wo in
Bleakhaus
die fiktive Realität durch bildhafte Verdichtung jene Allgemeingültigkeit erhält, die das dichterische Symbol auszeichnet, spürt man in
Hard Times
, dass das Dargestellte gleichnishaft auf aktuelle Wirklichkeit verweisen soll. Das gibt dem Roman einen durchgängig allegorischen Zug. Hier bleibt es nicht dem Leser überlassen, das Erzählte in Bedeutung zu übersetzen, vielmehr versucht der Autor seinerseits, eine These in Erzählung umzusetzen. Mit dieser These, anstelle einer symbolischen Ouvertüre, beginnt der Roman.
    «Was wir brauchen, sind Fakten», lautet der erste Satz, gesprochen von Thomas Gradgrind vor den Schülern der von ihm gegründeten Modellschule. Gradgrind verkörpert einen rigorosen Utilitarismus, der alles Geistige auf die Kenntnis von Fakten und alles Handeln auf den erzielten Nutzen reduziert. Die Auswirkungen dieser Philosophie zeigt Dickens in der ‹Koksstadt› Coketown, die mit ihren Kohlegruben die umgebende Natur so unterminiert hat, dass überall tödliche Fallgruben lauern, in die zuletzt der positive Held des Romans, der Arbeiter Stephen Blackpool, stürzt und damit zum Opfer der entfremdeten Welt der Industrie wird. Sein negativer Gegenpol ist der kapitalistische Ausbeuter Bounderby, der damit renommiert, dass er sich als Selfmademan ganz allein aus ärmlichsten Verhältnissen hochgearbeitet habe. Ihm zur Seite steht als sein ideologisches Sprachrohr Thomas Gradgrind, der mit seiner Schule die Ideen des Utilitarismus verbreiten will und der seine ideologischen Vorbilder in den Namen

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